Exportschlager

Wer an Brasilen denkt, hat meist Karneval und den Copacabana Strand im Sinn. Autoenthusiasten verbinden noch den VW Käfer und den Bulli mit dem südamerikanischen Staat. Doch es gibt noch eine Überraschung für Offroad-Fans, den Gurgel Xavante X-12 TR wie luckx – das magazin recherchierte.

Automobiler Exot

Umbauten des VW Käfer gibt es viele. Die bekanntesten Derivate sind wohl die Strandbuggys, die heute immer noch in südlichem Europa über die Dünen krabbeln. Nun wird den Besuchern der Autostadt in Wolfsburg ein ganz besonderer Klassiker geboten: den in Deutschland eher unbekannten Gurgel Xavante X-12 TR. Der nach dem Firmengründer benannte Gurgel ist der ZeitHaus ausgestellt und ein wahrer „automobiler Exot“. Der Geländewagen mit Stollenreifen war das erfolgreichste Fahrzeug der Firmengeschichte Gurgels – Hauptabnehmer waren das Militär und die Militärpolizei. Schon bald erfreute sich der Xavante internationaler Beliebtheit und wurde bereits in den ersten Produktionsjahren in zehn Länder exportiert.

Gurgel wollte mit dem Xavante eine robuste, preisgünstige und leicht zu reparierende Alternative zum Käfer anbieten. Entstanden in Kooperation mit Volkswagen do Brasil, wurde auf bewährte Volkswagen Technik zurückgegriffen. Neben Vorderachse und Getriebe stammt der Heckantrieb des Offroaders vom Käfer. Der 46 PS starke 1,4-Liter-Vierzylinder-Boxermotor beschleunigt den Brasilianer auf bis zu 125 km/h Höchstgeschwindigkeit. Das Chassis ist ein Hauptmerkmal des Xavante: Neben Fiberglas nutzte das Unternehmen das selbst patentierte Plasteel, eine Mischung aus Stahl und Kunststoff. Es entstand ein lediglich 850 Kilogramm wiegender Geländewagen, der im Jahr 1969 in Produktion ging. Optisch auffällig: die Seilwinde an der Front und der freistehende Luftfilter am Heck. Erstmals in einem brasilianischen Auto verbaut war eine mechanische Form eines Sperrdifferentials: Mithilfe der Handbremsseile können einzelne Räder an der Hinterachse blockiert werden, sodass auch in unwegsamem Gelände ausreichend Traktion vorhanden ist.

Traum vom brasilianischem Auto

Zunächst stellte Unternehmensgründer João Augusto Conrado do Amaral Gurgel verschiedene Modelle von Kinderkarts her. 1966 wurden, erstmals unter dem Markennamen Gurgel, vier Pkw-Modelle präsentiert, darunter der Gurgel Xavante X-12 TR. Die Fertigung erfolgte zunächst in Kooperation mit Volkswagen do Brasil. Bereits 1981 brachte Gurgel den vollelektrischen Itaipú E 400 in die Produktion. 1995 beendete Gurgel die Automobilproduktion nach rund 43.000 fertiggestellten Fahrzeugen. Seit 2004 werden unter dem Markennamen Gurgel dreirädrige Nutzfahrzeuge sowie Gabelstapler vertrieben. Noch heute prägen Fahrzeuge wie der Xavante das Straßenbild brasilianischer Städte.