Angespannte Wohnsituation

Schon seit Wochen sind potentielle Studenten auf der Suche nach einer Unterkunft. Doch gerade in den Universitätsstädten ist Wohnraum knapp. Dabei geht es darum, überhaupt eine Unterkunft zu finden, wie luckx – das magazin recherchierte.

Wohnungssuche

Manch junger Studierende kommt aus dem elterlichen Schlaraffenland. Die Wohnung wird gereinigt, die Wäsche gewaschen und gebügelt und das Frühstück serviert. Hotel Mama lässt grüßen. Und nun soll der Sprößling sich auf einmal um alles selber kümmern und findet nicht einmal den Weg zur Uni.

Okay, diese Einzelfälle mag es geben und vielleicht auch den gewohnten Hausservice. Doch die Mehrzahl der Studierenden sucht eher verzweifelt nach irgendeiner Unterkunft um überhaupt mit dem Studium zu beginnen. Von günstigen Wohnraum ganz zu schweigen.

Allein bei elf der insgesamt 57 Studenten- und Studierendenwerke warten seit Mitte September 2022 mehr als 35.000 Studierende auf einen Wohnheimplatz; die Wohnsituation für Studierende ist zum Beginn des Wintersemesters 2022/2023 extrem angespannt. Darauf macht das Deutsche Studentenwerk (DSW) aufmerksam, der Verband der Studenten- und Studierendenwerke, die bundesweit rund 1.700 Studierendenwohnheime mit rund 196.000 Plätzen betreiben. Bei den Studierendenwerken Berlin, Darmstadt, Erlangen-Nürnberg, Frankfurt am Main, Göttingen, Hamburg, Hannover, Heidelberg, Köln, Mainz und München stehen mehr als 35.000 Studierende auf der Warteliste auf einen Wohnheimplatz – 15.000 allein beim Studentenwerk München, der wohl teuersten Hochschulstadt Deutschlands.

Mangelware

Doch diese Situation ist nicht neu. Seit Ende der siebziger Jahre ist studentischer Wohnraum Mangelware; insbesondere zu Beginn des Wintersemesters. Dieses Strukturproblem macht den Studienstart schwierig für Erstsemester, und es erschwert das Studium für alle Studierenden, die nach vier Corona-Semestern nun in Präsenz an ihren Hochschulen studieren und in ihren Hochschulstädten wohnen wollen. Für Studierende bezahlbaren Wohnraum zu finden, ist langer Atem notwendig. Dazu kommt noch, dass die Zahl der staatlich geförderten Studienplätze seit dem Jahr 2007 um 52% gestiegen ist, die Zahl der staatlich geförderten Wohnheimplätze bei den Studierendenwerken nur um 6%.

So hängt die Wahl des Studienorts vom Geldbeutel der Eltern ab. So ist es nicht erst seit diesem Wintersemester so, dass wir eine Zwei-Klassen-Gesellschaft haben mit Studierenden aus vermögenden Familien, die in den teuren Hochschulstädten wohnen können, und dann die Studierenden aus weniger begüterten Familien, die dort studieren müssen, wo sich die Miete gerade noch leisten können.

BaföG-Satz zu gering

Die staatliche Ausbildungsförderung (BAföG) wurde zwar wiederholt angepasst. Doch noch immer ist die Förderung zu gering für „Geringverdiener“. Der Handlungsdruck beim BAföG ist weiterhin hoch: Auch mit der Erhöhung der BAföG-Wohnpauschale auf 360 Euro im jetzt startenden Wintersemester 2022/2023 können sich BAföG-geförderte Studierende, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, in den Hochschulstädten kein WG-Zimmer leisten. Eine Anpassung der BAföG-Bedarfssätze an die Inflation und der BAföG-Wohnkostenpauschale an die Mietenwicklung ist erforderlich.