Schon seit Jahren wird darüber lamentiert, junge Menschen sollten sich mehr den Ausbildungsberufen als dem Studieren zuwenden. Doch sollte Deutschland sein Schulsystem zwangsreduzieren, nur damit mehr Handwerker auf dem Bau rumkrabbeln? Luckx – das magazin hat recherchiert.
Akademische Ausbildung
Doch bevor es zur Rebellion kommt: Deutschland hat eines der besten Bildungssysteme – klar, mit vielen Mängeln. Doch um unsere Duale Ausbildung – Erlernen eines handwerklichen oder kaufmännischen Berufs mit schulischer Ausbildung – beneidet uns die ganze Welt. Leider gibt es aber zu wenig Nachwuchskräfte. Und als rohstoffarmes Land müssen wir unsere wirtschaftliche Stärke aus dem Potential unser Bürgerinnen und Bürger nutzen. Nun muss nicht jeder gleich eine Hochschule besuchen. Doch wer die Befähigung dazu hat, sollte es versuchen – auch wer er scheitern sollte.
Trotz allem hat die Gemeinschaft für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Organisation (OECD) in ihrer aktuellen Studie „Bildung auf einen Blick 2022“ festgestellt, dass in Deutschland vergleichsweise wenige junge Menschen einen Hochschulabschluss haben.
Der Anteil junger Erwachsener mit einem höheren akademischen oder höheren beruflichen Bildungsabschluss ist im OECD-Durchschnitt von 27 Prozent im Jahr 2000 auf heute 48 Prozent gestiegen. Zwar gab es unter den 25- bis 34-Jährigen auch in Deutschland einen Anstieg. Allerdings sind es hier aktuell nur 36 Prozent, deutlich weniger als der Durchschnitt.
„Es ist gut, dass zunehmend mehr junge Erwachsene höhere Bildungsabschlüsse anstreben. Und zugleich schade, dass wir da in Deutschland so hinterherhinken“, sagt Dr. Katrin Gessner-Ulrich, Präsidentin der IST-Hochschule für Management in Düsseldorf. Schließlich seien die Vorteile, die besonders ein abgeschlossenes Hochschulstudium mit sich bringt, immens.
Sicherer Arbeitsplatz
Die allermeisten Akademikerinnen und Akademiker – wie auch Handwerker – können sich aktuell ihren Arbeitsplatz aussuchen und da arbeiten, wo sie ihre berufliche Erfüllung finden. Lediglich zwei Prozent dieser jungen Erwachsenen hatten im vergangenen Jahr in Deutschland keinen Arbeitsplatz. „Die ausgezeichneten Jobchancen für Menschen mit Hochschulabschluss bieten nicht nur berufliche Sicherheit. Sie tragen auch zu einem selbstbestimmten Leben bei. Und das ist einer der wichtigsten Gründe unserer Studierenden, sich für ein Hochschulstudium zu entscheiden“, so Gessner-Ulrich.
Aber nicht nur Sicherheit und Selbstbestimmung sind wichtige Aspekte – auch das Gehalt ist deutlich höher als das von Menschen mit geringer Bildung. Erwachsene im Alter von 25 bis 63 Jahren verdienen dem OECD-Bericht nach 62 Prozent mehr als Gleichaltrige – wenn sie einen entsprechenden Abschluss haben. So kommen im Laufe des Berufslebens schnell mehrere Hunderttausend Euro zusammen.
Zudem sehen viele junge Erwachsene ihr Studium auch als eine Chance, einen ganz besonderen Lebensabschnitt zu genießen. Neue Leute kennenlernen, neues Wissen, neue Herausforderungen – für viele Menschen ist die Studienzeit mit die schönste im Leben. Und wenn sich dadurch noch die Zeit für das Leben nach dem Studium verbessert – umso besser.