Gesundheitssystem und Klimawandel

Krankenwagen rasen mit hoher Geschwindigkeit durch Stadt und Land. Gesundheitsuntersuchungen werden ohne Rücksicht auf den Umweltschutz durchgeführt. Wie ließe sich die Umwelt schützen ohne den Gesundheitsschutz für uns Menschen zu reduzieren. Luckx – das magazin hat recherchiert. Hier geht s zum ersten Teil.

Zeitaufwändige Untersuchungen reduzieren

Nun sind es nicht nur Kranken- und Rettungswagen, Hubschrauber und Feuerwehrfahrzeuge, die die Umwelt durch den Schadstoffausstoß belasten. Denn niemand wird wohl zum Schutz von Leben dafür Verständnis haben, dass der Krankenwagen mit geringer Geschwindigkeit durch die Stadt schleicht, damit der Ausstoß von Schadstoffen reduziert wird. Nach der Devise: Schadstoffe reduziert, Patient gestorben. Doch es gibt andere Möglichkeiten.

So kann die Nutzung künstlicher Intelligenz (KI) für die Erzeugung „virtueller Kontraste“ helfen. Entsprechend trainierte Netzwerke sind in der Lage, aus einfachen Datensätzen andere Kontraste vorherzusagen und damit zeitaufwändige Untersuchungen einzusparen. Auch bei CT-Untersuchungen könnte KI helfen, um Dosis oder Kontrastmittel einzusparen. Die Verkürzung von Untersuchungszeiten und die Einsparung von Strahlung und Kontrastmittel könnte unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit betrachtet werden. Auf der anderen Seite bedeutet Nachhaltigkeit auch, dass der beständige Wunsch nach den neuesten Endgeräten der Nachhaltigkeit zuwiderlaufen könnte. So sind die bislang immer kürzer werdenden Produktzyklen eher der Leistungssteigerung dienlich als der Energiereduzierung. Dabei sind zum Beispiel höhere Verbräuche in Rechenzentren nicht unbedingt gleichzusetzen mit einem insgesamt höheren Energieverbrauch. Die Virtualisierung der Arbeitsplätze, z.B. durch mobiles Arbeiten und die Verlagerung von rechenintensiven Anwendungen auf Server im Rechenzentrum führe zu einer Konzentration des Verbrauchs, nicht zwangsläufig zu insgesamt höheren Verbräuchen.

Optimierungspotenzial beim Klimaschutz

Auf die Verbesserung von Prozessen setzt zum Beispiel Dr. Anna Levsen vom Deutschen Krankenhaus Institut. Bei ihr geht es um „Circularity in the Healthcare Industry“. Levsen macht macht deutlich, dass den Krankenhäusern enge Grenzen in ihrem Handeln in Bezug auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz gesetzt seien. Dennoch betont sie: „Wir können hier einen großen Hebel ansetzen.“ So sieht auch Levsen in der nachhaltigeren Nutzung beispielsweise von Großgeräten eine Chance. Veraltete technische Geräte würden in der Regel vollständig erneuert, statt sie in Stand zu setzen und im Sinne der Kreislaufwirtschaft im System zu halten. Eine Lösung könnte hier ein Dienstleistungsvertrag mit einem Medizintechnikhersteller darstellen, der das Gerät in einem guten Zustand halten könnte. „Krankenhäuser hätten dann kein Gerät, das sie entsorgen müssten, sondern einen Vertrag, nach dem das Unternehmen ein Gerät zur Verfügung stellen würde, das zu guter Qualität nutzbar wäre“, beschreibt Dr. Levsen den Ansatz. Der Medizintechnik-Hersteller behielte dabei die Kontrolle über seine Geräte.

Energie- und Ressourcenkreislauf im Blick behalten

Auch im Bereich Ernährung und Verringerung von überschüssigen Mahlzeiten sowie hinsichtlich der Müllvermeidung besteht für viele Kliniken Optimierungspotenzial. Aus klinischer Sicht eröffnen auch Technologien, die z. B. als Telemedizin im Rahmen der Radiologie zum Einsatz kommen können, Optionen zur Ressourcenschonung. Wenn Patienten im Sinne einer telemedizinischen Versorgung jedoch zuhause betreut werden sollen, dann benötigt sie auch entsprechende Geräte und müssen im Umgang damit geschult werden – und daran hapere es oft schon, wie Dr. Levsen es auf den Punkt bringt: „Vieles wird nicht zu Ende gedacht.“ Kreislaufwirtschaft bedeute, dass alle Prozesse von Anfang bis Ende durchdacht werden müssten, wobei auch Einmalprodukte, vor allem aus hygienischen Gründen, besser abschneiden könnten als vermutet.

Wir reden viel über die CO2-Reduktion, müssen aber auch darüber diskutieren, wie die Ressourcen im System gehalten werden können“, unterstreicht Dr. Levsen. Klar ist für sie: „Es besteht Handlungsbedarf.“ Haupthemmschuh sind aus Sicht des Krankenhausinstituts fehlende Investitionen für dringend notwendige Klimaschutz-Investitionen, die auch helfen können den gesamtem Energie- und Ressourcenkreislauf effizienter gestalten zu können. Vor dem Hintergrund der Gaskrise hofft Levsen, dass die Dinge hier in Bewegung kämen. Eine weitere Herausforderung sei es, die Mitarbeitenden in Krankenhäusern „mitzunehmen“. Als Faustformel gelte, dass rund zehn Prozent des Energieverbrauchs durch die Nutzenden einzusparen seien. Schon der Verzicht auf den Aufzug zugunsten der Treppe oder das Mitbringen der eigenen Kaffeetasse helfe Ressourcen zu sparen.

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