Wer kennt den Spruch nicht? „Rin in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln“. Denn so richtig weiß die Bundesregierung nicht, wie es mit dem Heizen weitergehen soll. Zuerst wird Erdgas mit hohen Investitionen von überall hergeholt und jetzt werden Erdgasheizung ab 2024 verboten. Was soll nun werden, fragt luckx – das magazin.
Unsichere Lage
Menschen brauchen Verlässlichkeit. Sei es in der Partnerschaft, am Arbeitsplatz als auch bei politischen Entscheidungen. Sicherlich befinden wir uns in einer von Krisen geschüttelten Situation. Da kann es dann schon einmal zu viel Unsicherheit kommen. Doch Aufgabe – nicht nur von politischen Entscheidern ist es – Sicherheit zu bieten. Das ist das, was Menschen in Krisen brauchen.
Dabei fing eigentlich alles so gut an: Gas wurde besorgt, Schiffsterminals in Windeseile errichtet, Vereinbarungen mit nordafrikanischen Staaten über die künftige Lieferung von Wasserstoff getroffen. Ja sogar der französische Präsident sprang über seinen eigenen Schatten und stimmte einer sein vielen Jahren geforderten Pipelineverlängerung von Afrika über Spanien an der französischen Mittelmeerküste entlang zu, damit Mitteleuropa versorgt werden kann. Dadurch sollte dann zuerst Gas und später Wasserstoff fließen. Denn das wird dringend in Deutschland gebraucht, um die Energiewende voranzutreiben. Und schon jetzt wird viel Geld in Wasserstoff-Pilotprojekte gesteckt. Eines dieser Projekte wurde in Linnich im Dezember 2022 aus dem Bereich Heizen mit Wasserstoff in Betrieb genommen. Netzbetreiber Gelsenwasser speist dabei reinen Wasserstoff in ein bestehendes Erdgasnetz. Unter Verwendung von 100 % Wasserstoff-Brennwertkesseln von Remeha werden so zwei Gebäude der Gelsenwasser-Betriebsstelle völlig CO2-neutral beheizt.
Heizen mit Wasserstoff
Die Grünen-Politikerin Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes NRW, ist überzeugt: „Es ist wichtig, dass die Wärmeversorgung verstärkt aus Erneuerbaren Energien gedeckt wird. Neben Wärmepumpen, Windenergie, Photovoltaik und Tiefengeothermie kann auch grüner Wasserstoff in der Wärmeversorgung eine Perspektive in Richtung Klimaneutralität sein. Das Projekt in Linnich testet jetzt, wie dies im Konkreten gelingen kann. Bis 2045 sollten wir alle uns zur Verfügung stehenden Technologien nutzen, um die CO2-Emissionen vor Ort zu senken.“
Doch anscheinend ist dem Bundesumweltminister – der das Verbot von Gasheizungen vorantreiben will – nicht bekannt, dass neuere Gasheizungsanlagen schon auf den Betrieb mit Wasserstoff vorbereitet sind. Auch Remeha-Vertriebsleiter Franz Killinger teilt ergänzte: „Die Dekarbonisierung des Gasnetzes ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität im Wärmesektor. Das Knowhow in der Brennwerttechnologie ist in Deutschland vorhanden. Sowohl auf Herstellerseite als auch im Handwerk. Daher sehen wir Wasserstoff als wichtigen Baustein in der Wärmewende.“
Welche Bedeutung die Wärmeinsel in Linnich innerhalb der Wasserstoff-Strategie bei Gelsenwasser einnimmt, erläuterte der Vorstandsvorsitzende Henning R. Deters: „Wasserstoff wird eine Rolle bei der Dekarbonisierung des Wärmemarkts spielen. Daher befassen wir uns intensiv damit. Wir machen Strategie immer ganz konkret, indem wir die Dinge selbst testen. Wir werden herausfinden, was es braucht, um 100 % H2 durch unsere Netze sicher zu den Menschen zu bringen“, so Deters. „Wir wollen dazu beitragen, die Wärmeversorgung der Zukunft sicher, klimaneutral und bezahlbar zu gestalten. Einer dieser Beiträge ist diese Wasserstoff-Wärmeinsel in Linnich.“
Auf Funktionalität prüfen
Nach erfolgreicher H2-ready-Analyse von Netz und Anlagen wird in der 12-monatigen Projektphase für die Wärmeversorgung komplett das bestehende Gasnetz genutzt. Hinzu kommt die innovative Wasserstoff-Brennwerttechnik von Remeha. Das Gelsenwasser-Projektteam testet in den kommenden 12 Monaten insbesondere das Zusammenspiel zwischen Netz und Hausinstallation inklusive der Gasanlagen auf Funktionalität und Kompatibilität. „Hier gewinnen wir Erkenntnisse darüber, wie gut die Gasverteilnetze für die klimaneutrale Zukunft geeignet sind“, erläutert Christian Creutzburg, Geschäftsführer der Gelsenwasser Energienetze GmbH.