Wer kennt ihn nicht, den Universalmotorgeräteträger, besser bekannt unter Unimog. Damit ist Mercedes Benz ein exzellentes, überall einsetzbares Fahrzeug gelungen. Insbesondere im kommunalen Bereich ist das Fahrzeug fast ohne Wettbewerbe, wie luckx – das magazin recherchierte.
Dieselmotor
Aber auch Reiseabenteurer setzen auf den allradangetriebenen Unimog. Durch seinen hohen Radstand mit den Portalachsen lässt sich bequem (fast) jedes Hindernis bewältigen und viele Wasserdurchfahrten bewerkstelligen. Doch für all diese Aktivitäten ist weiterhin der Dieselmotor erforderlich. Doch es gibt Hoffnung am grünen Horizont. Denn schon im letzten Jahr stellten verschiedene Anbieter von Motoren entweder eine Neukonstruktion oder die Umrüstung von Diesel- auf Wasserstoffantrieb vor. Nun präsentiert Mercedes den Unimog mit einem wasserstoffbetriebenem Verbrennungsmotor. Dazu stellte Franziska Cusumano, Leiterin Mercedes-Benz Special Trucks & Custom Tailored Trucks fest: „Mit unserem ganzjährig einsetzbaren Unimog unterstreichen wir seit Jahrzehnten die Vielfalt des Geräteträgers unter anderem in Anwendungsfeldern wie Grünflächenpflege, Garten- und Landschaftsbau oder Winterdienst. Zugleich haben wir die Zukunft fest im Blick und engagieren uns als Konsortialführer des Innovationsprojekts WaVe auch für die Dekarbonisierung des Arbeitsmaschinensektors. Wir untermauern damit die Ambition von Daimler Truck, in seinen Kernmärkten bis 2039 nur noch im Fahrbetrieb klimaneutrale Neufahrzeuge anzubieten, indem wir im Rahmen dieses Forschungsprojektes einen ersten Prototyp des Unimog mit wasserstoffbetriebenem Verbrennungsmotor vorstellen.“
Eine Fahrzeugklasse für sich
Ob es darum geht, steile Böschungen am Straßenrand zu mähen, Grünanlagen zu pflegen, dem Rasen auf dem Sport- oder Golfplatz den entsprechenden Cut zu verpassen oder im Winter die Straße zu räumen: Dienstleister brauchen für diese und viele weitere Aufgaben einen ebenso zuverlässigen wie leistungsstarken Geräteträger, der in Sachen Produktivität, Effizienz und Umweltfreundlichkeit gleichermaßen sehr hohen Ansprüchen gerecht wird. Genau hierfür steht seit über 75 Jahren der Unimog von Mercedes-Benz. Wie variabel das Kraftpaket einsetzbar ist, zeigt Mercedes-Benz Special Trucks mit über 20 Exponaten der Geräteträger-Baureihen sowie der hochgeländegängigen Baureihe vom 18. bis zum 20. Juni 2023 auf der Demopark auf dem Flugplatz Kindel bei Eisenach. Die Messe ist nach eigenen Angaben die größte Freilandausstellung Europas für die grüne Branche und gilt als richtungsweisend für den Markt der Kommunaltechnik sowie im Garten- und Landschaftsbau. Typisch für die Demopark: Hier lassen sich Exponate nicht nur anschauen, sondern auch im Einsatz erleben und in vielen Fällen auch selbst ausprobieren.
Explizit für den Geräteeinsatz entwickelt, bietet der Unimog im Verbund mit vielen qualifizierten Aufbaupartnern individuelle Systemlösungen, die sowohl die Produktivität als auch die Auslastung eines Fuhrparks steigern können. Standardisierte und genormte Schnittstellen ermöglichen dabei einen schnellen Gerätewechsel. Das unterstreichen auf der Demopark unter anderem der U 535 und der U 435. Der U 535 als schwerste und leistungsstärkste Unimog Baureihe ist dabei mit einem Heckmähgerät ohne zusätzliche Achsblockierung zu sehen.
Federleicht im Gelände
Um für die Kunden die Arbeit mit dem Unimog noch effizienter und komfortabler zu gestalten, ist das Fahrzeug optional mit einer hydropneumatischen Federung an der Hinterachse erhältlich. Hierbei wird Gas durch eine Ölvolumenänderung zusammengepresst oder entspannt, wodurch eine federnde Wirkung entsteht. Im Zusammenspiel mit Hydraulikzylindern, Federspeichern, Hydraulikventilen, Sensoren und Regeleinheit ermöglicht die Hydrofeder neben dem konstanten Fahrniveau bei den unterschiedlichsten Beladungszuständen oder schweren Heckanbaugeräten auch ein stabileres Fahrverhalten. Insbesondere bei einseitigen Belastungen und Kurvenfahrten erhöht sich der Fahrkomfort erheblich. Gleichzeitig ist das System eine Hilfe beim Auf- und Absatteln von Aufbaugeräten – es bringt sowohl Arbeitserleichterungen als auch geringere Rüstzeiten beim Gerätewechsel mit sich.
Forschungsprojekt: Unimog mit Wasserstoffmotor
Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderte Projekt wird von 18 Partnern aus Industrie und Wissenschaft gemeinschaftlich umgesetzt und begann im Juli 2021. Konsortialführer ist Mercedes-Benz Special Trucks, die administrative Steuerung liegt in Händen der Commercial Vehicle Cluster Nutzfahrzeug GmbH. Nachdem im Herbst 2022 die erste Testphase des H2-Motors auf dem Prüfstand erfolgreich abgeschlossen wurde, erfolgten zum Jahreswechsel der Einbau des Motors zusammen mit Tank-, Sicherheits- und Überwachungssystemen in den Unimog sowie erste Tests im Fahrbetrieb. Im zweiten Quartal 2023 wird der Prototyp mit einem Aufbaugerät zum Mähen ausgestattet, um daraus dann weitere Erkenntnisse im Arbeitsbetrieb zu gewinnen.
Zielsetzung des Projekts WaVe ist es, zu prüfen, inwieweit die Aufgaben eines konventionellen Dieselmotors als Multienergieverteiler für den Fahrantrieb und alle Nebenabtriebe in Zukunft auch von einem wasserstoffbetriebenen Verbrennungsmotor übernommen werden können. Für den Unimog könnte sich diese Variante als eine mögliche alternative Antriebsform erweisen. Denn der Geräteträger stellt hohe Anforderungen an Leistung, Performance und Nutzlast. Da gleichzeitig aber der Bauraum limitiert ist, wäre die Installation eines rein batterieelektrischen Antriebs beziehungsweise von wasserstoffbasierten Brennstoffzellen mit großen Herausforderungen verbunden.