Manchmal weiß man gar nicht, was man machen soll. Von überall kommt der Wind. Und gerade beim Stehendschießen bekommt man nach einer anstrengenden Laufrunde das Gewehr nicht in eine gute Schießposition. Was jeder Biathlet genauso schon erlebt hat, soll nun in neue Bahnen gelenkt werden, wie luckx – das magazin erfuhr.
Ordentlich durchgeblasen
Skilangläufer und Biathleten haben schon seit Jahrzehnten immer ihre Ausrüstung verbessert. Viele hat die Sportartikelindustrie dazu getan: Ski und Stöcke wurden immer leichter und windschnittiger, die Langlaufanzüge halten entsprechend warm und liegen eng am Körper an. Auch die Waffenproduzenten haben die Bedienung verbessert. Doch das Biathlon-Gewehr an sich ist schon eher wie ein störender Gepäckträger beim Autofahren, der Sprit kostet. Okay, das muss dann durch mehr Energie bewältigt werden. Doch am Schießstand kommt dann der Wind und lässt eine ruhige Gewehrhaltung nicht zu. Das soll nun durch das Engagement von BMW verbessert werden. Denn seit dem vergangenen Herbst ist BMW „Mobilitätspartner der Deutschen Ski-Nationalmannschaft Biathlon“ und stattet das Team mit elektrifizierten Fahrzeugen aus. Im Rahmen dieser Partnerschaft ermöglichte es BMW dem DSV Biathlon erstmals, Tests in einem Windkanal durchzuführen. Im Aerolab konnten die DSV-Herren unter kontrollierten Laborbedingungen bei verschiedenen Windgeschwindigkeiten und -richtungen im stehenden Anschlag ihre Körperhaltung, ihre Reaktion auf die unterschiedlichen Bedingungen sowie die Bewegungen der Waffe analysieren.
Windkanal-Test
Dort, wo normalerweise BMW Fahrzeuge aerodynamisch getestet und optimiert werden, bekamen die deutschen Biathleten zwei Tage lang die Gelegenheit, das Stand- und Zielverhalten im Wind zu untersuchen. Auch hier geht es darum, wichtige Optimierungspotenziale zu identifizieren, da im Biathlon Wettkämpfe oft am Schießstand entschieden werden.
„Der BMW Group Windkanal ist unser Hauptversuchszentrum, wenn es um Aerodynamik geht. Hier können wir die Proportionen des Fahrzeugs und den Feinschliff so bestimmen, damit es möglichst effizient ist und damit die elektrische Reichweite steigt“, sagt Holger Gau, Leiter Aerodynamik Mittelklasse BMW. „Mit den Biathleten analysieren wir die Anfälligkeit des Schießens bei Seitenwind. Da wir im Windkanal gleichbleibende Bedingungen erzeugen können, haben die Athleten die Möglichkeit, verschiedene Haltungen einzunehmen, die dann ausgewertet und verglichen werden können.“
Über mit Sensoren ausgestatteten Fußsohlen in den Langlaufschuhen wurden Kraftangriffspunkt und Druckverteilung gemessen. Am Gewehrlauf wurde eine Messeinrichtung montiert, die den Ziel- und Schussvorgang aufzeichnet. Zusätzlich wurden die Athleten im Windkanal von Kameras und Trainern beobachtet. Nicht zuletzt fließt auch das subjekte Empfinden der Biathleten in die Analyse ein.
Neben der individuellen Analyse des Stands im Wind und der Ausgleichsbewegungen verfolgte Nationalmannschaftstrainer Velepec noch einen weiteren Ansatz: Ohne Namen zu nennen ist er überzeugt, dass es im deutschen Herren-Kader Athleten gibt, die am Schießstand bei Wind zu den Besten der Welt gehören. Es gilt also herauszufinden, wie sich diese Athleten intuitiv verhalten und daraus ein Modell zu entwickeln, das übertragbar ist. „Wir können jetzt schon sehen, was diese Athleten anders machen“, bilanzierte Velepec nach den Windkanaltests. „Wir haben das immer vermutet, jetzt haben wir den Beweis und wissen, wie sie das machen.“
Die Auswertung und Analyse der gewonnen Daten wird noch einige Wochen in Anspruch nehmen.