Die Diskussion um den Fachkräftemangel führt manchmal regelrechte Stilblüten. So sind hin und wieder Autoren der Meinung, Fachkräftemangel sei herbeigeredet. Es gebe genug, nur an einem anderen Ort. Wie der Tourismus diese Herausforderung bewältigen möchte, hat luckx – das magazin recherchiert.
Kampf um Fachkräfte
Sicherlich kommt es hin und wieder vor, dass an einem Ort mehr Bewerber als Stellen vorhanden sind und anderswo nachgefragt werden. Doch warum sollen Arbeitnehmer den Wohnsitz wechseln, viel Geld für den Umzug ausgeben und dann das soziale Umfeld und ihre Bezugsgruppe verlieren und diese Kosten nicht ausgleichen können? Nun ist in manchen Berufsgruppen ein Ortswechsel vielfach erforderlich, wie zum Beispiel im Tourismus. Um es den Arbeitnehmern zu erleichtern, stellen viele Hoteliers zum Beispiel Mitarbeiterunterkünfte auf hohem Niveau zur Verfügung. Doch das hilft nicht viel, wenn aufgrund der Corona-Pandemie viele Fachkräfte die Branche verlassen, weil sie bessere Arbeitsbedingungen in anderen Branchen gefunden haben. So hat es in puncto Employer Branding die Tourismuswirtschaft nicht besonders leicht. Es plagen sie neben dem Fachkräftemangel die zunehmenden Herausforderungen bei der Rekrutierung des Nachwuchses. Die Gründe dafür sind vielfältig. Gehälter gelten verglichen mit anderen Branchen als niedrig, die Arbeitszeiten insbesondere im Hotel- und Gastgewerbe als herausfordernd. Die Pandemie hat die Probleme noch verschärft. Große Teile der Branche lagen über Monate brach, so dass sich viele Menschen umorientierten und ihr den Rücken zukehrten, um in anderen Bereichen der Wirtschaft ihr Glück zu suchen. Hinzu kommt insbesondere bei der Generation Z noch ein gestiegener Anspruch an mehr Freizeit bzw. Work-Life-Balance. Nicht zuletzt unterliegt die Reise-Industrie naturgemäß einer großen Saisonalität. Auch diese ist nicht zwangsweise etwas für jeden.
Veränderungen sind erforderlich
Unternehmen versuchen nun, gegenzusteuern und sich dem Trend anzupassen. Vereinzelt setzen sie auf die Vier-Tage-Woche ohne Lohnverzicht oder punkten mit mehr Flexibilität bei Arbeitszeiten, Benefits wie Fitness-Abos oder sogar der Kostenübernahme für das Stechen von Tattoos, wie es die Ruby-Hotelkette aktuell macht. Wieder andere locken mit Gewinnbeteiligung oder geben die abgabefreie Inflationsprämie des Staates eins zu eins an ihre Mitarbeitenden weiter. Verbände plädieren zudem an die Politik, bürokratische Hürden für die Rekrutierung von Personal aus dem Ausland zu senken, um auf diese Weise an heiß umkämpfte Angestellte zu kommen. Vor allem der jüngeren Generation geht all dies jedoch in der Regel nicht weit genug. Neben den monetären Anreizen wünscht sie sich insbesondere persönliche Wertschätzung, individuelle Entfaltungsmöglichkeiten und eine offene, konstruktive Unternehmenskultur sowie große Sinnhaftigkeit in ihrem Tun. Genau sollten Arbeitgeber ansetzen und nach Lösungen suchen. Welche Arbeitsformen möglich sind und vielfältige Perspektiven entstehen können, werden sich die bevorstehenden Tourismusmessen wie die ITB als auch die Gastronomiemesse Internorga beschäftigen müssen. In einer Welt, in der Arbeitsmodelle und -ansichten ständig im Wandel sind, eröffnen diese Veranstaltungen die Möglichkeit, wertvolle Einblicke zu gewinnen, voneinander zu lernen und eine facettenreiche Diskussion über die Arbeitswelt von heute und morgen zu führen.