Am 26. Juli wird das olympische Feuer Paris erreichen. Ein weiter Weg über Land und übers Meer wird dann erfolgreich bewältigt worden sein. Aber wer legt eigentlich die Route für den Weg von Griechenland nach Paris fest? Luckx – das magazin ging dieser frage nach.
Große Herausforderung
Für das Organisationskomitee der Olympischen Spiele in Paris (COJO) war es eine große Herausforderungen, alle Departements in irgendeiner Weise zu berücksichtigen. Dazu sollten auch die Überseegebiete eingebunden werden. Ebenfalls war der Wunsch, alle Pariser Arrondissements zu beachten. Damit sollte die Vielfalt Frankreichs aufgezeigt werden. Insbesondere die Zusage der Pariser Bürgermeisterin, dass die olympische Flamme durch jedes Arrondissement gehen wird, ist ein logistische Herausforderung. Sicherlich ist es vielleicht einfach, die Fackel für einige hundert Meter oder wenige Kilometer von einem Läufer oder einer Läuferin zu tragen, deren Gewicht 1,5 Kilogramm beträgt. Denn ein Fackelträger kommt ohne viele Unterstützer nicht aus. Mehrere Dutzend Fahrzeuge folgen dem Läufer. Sicherheitskräfte müssen den Weg frei machen. Also es ist viel zu tun. Übrigens: die Fackel, von der 2000 Exemplare produziert wurden, ist 70 Zentimeter lang, hat einen Durchmesser von 3,5 bis 10 Zentimeter und wird durch Biopropan-Gas gespeist. Um dies ins rechte Licht zu rücken: Der olympische Flammenlauf, der am 14., 15. und am Nachmittag des 26. Juli in Paris stattfindet, wird mehr als 60 Kilometer zurücklegen. Für eine Stadt wie Paris ist das eine ziemliche Entfernung. Insgesamt werden 11.000 Personen (10.000 für die Olympischen Spiele, 1.000 für die Paralympischen Spiele) die Fackel tragen. Die gesamte Strecke beträgt rund 12.000 Kilometer und dauert 68 Tage. Damit ist es der bisher längste Olympische Fackellauf, dessen Tradition vom deutschen Organisator der Olympiade 1936 in Berlin, Carl Diem, ins Leben gerufen wurde.
Routenauswahl
Doch mit solchen langen Strecken besteht in Frankreich eine hinreichende Erfahrung. Ob Marathonläufe durch die Großstädte und dem weltweiten Radklassiker, der Tour de France, besteht hinreichende Expertise. Doch damit nicht genug. Auch die kommunale Verwaltung, Wissenschaftler, Historikern und einem Pariser Spezialisten, um eine Erzählung zu entwickeln, die auf dieser Reise vermittelt werden soll. So wurden symbolträchtige Orte identifiziert, die für Paris von Bedeutung sind, insbesondere solche, die mit seiner Geschichte und Stadtentwicklung in Zusammenhang stehen. Auch sollten die Bürgermeister vier oder fünf Orte vorschlagen, die während der Staffel besucht werden sollten, mit der Maßgabe, dass logistische oder sicherheitstechnische Gründe möglicherweise Anpassungen erfordern. Durch die Kombination von prospektiven und beratenden Bemühungen wurde eine Liste von Punkten zusammengestellt, die für die Integration in die Route des Pariser Flammenlaufs von entscheidender Bedeutung waren. Von dort aus erstellte das COJO eine Route, wobei es versuchte, alle Arrondissements zu durchqueren und so viele bevorzugte Sehenswürdigkeiten wie möglich zu erreichen. Dann erfolgte eine Routenanpassung, die im Juni 2023 abgestimmt wurde. Anschließend wurde die Route auf Machbarkeit getestet und mit der Polizei abgestimmt.
Welche Geschichte erzählt der Fackellauf?
Paris hat viele Facetten. So erscheint es eine große Herausforderung zu sein, alles in einem Lauf zu berücksichtigen. Denn die von einem Läufer getragene Flame ist nach wenigen Sekunden an dem mühsam ausgewählten Ort vorbei. Heraus kristalliert haben sich das historische Paris, das die Geschichte der Stadt durch ihre verschiedenen Epochen nachzeichnet; das sportliche Paris, mit mehreren Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke, die dem sportlichen Erbe der Stadt Tribut zollen. Natürlich ist ein erheblicher Teil der Route der Darstellung der kulturellen Bedeutung der Stadt gewidmet, wobei die Flamme durch mehrere berühmte Museen führt. Auch das grüne Paris wird hervorgehoben, was die Parks und Gärten der Stadt in den Vordergrund rückt. Schließlich gibt es noch Paris als globale Stadt.
So verkörper zum Beispiel der Place du Colonel Fabien das historische Paris. Es ist nicht nur nach einem prominenten Widerstandskämpfer benannt, sondern beherbergt auch das Hauptquartier der Kommunistischen Partei Frankreichs, ein architektonisch bedeutsamer Ort, der von Oscar Niemeyer entworfen wurde. Es ist eine Wahl, die mehrere Kriterien erfüllt: historisch, politisch, urban, und gleichzeitig die Essenz des beliebten Paris einfängt. Während ein Großteil der Route durch das ikonische, postkartenschöne Paris führt, soll auch eine weniger bekannte Seite der Stadt gezeigt werden. Was Butte-aux-Cailles betrifft, so war es der Wunsch des 13. Arrondissements, diesen einzigartigen Pariser Ort mit seinen malerischen Straßen hervorzuheben, die eine dörfliche Atmosphäre hervorrufen. Es wirft erneut ein Licht auf ein Paris, das der breiten Öffentlichkeit weniger bekannt ist.
Am 26. Juli, dem Tag der Eröffnungszeremonie, war die symbolische Geste, die das COJO und die Stadt Paris vermitteln wollten, die Verbindung zwischen Paris und Seine-Saint-Denis. Am Morgen des 26. Juli wird das Feuer in Saint-Denis losgehen und dann durch Seine-Saint-Denis über den Canal de Saint-Denis und Aubervilliers wandern. Sie erreichen die Porte de la Villette und überqueren nach einer kurzen Fahrt durch den Parc de la Villette zunächst das Bassin de la Villette. Anschließend folgt sie Paris-Plage, die jedes Jahr die Ufer des Bassin de la Villette säumt. Anschließend durchquert es den Canal Saint-Martin, an dem auch Paris-Plage liegt, bevor es zur Eröffnungszeremonie wieder auf der Seine auftaucht.