Krankheitserreger

In den letzten Jahren wurden wir alle sensibilisiert was die Wirkungen von Krankheitserreger anbetrifft. Wenn alles dabei gut verläuft, bring unser Körper sofort danach seine Abwehrzellen in Stellung. Was dann passiert, kann ein Wettkampf auf Zeit sein, wie luckx – das magazin recherchiert.

Eindringlinge

Körpereigene Immunzellen müssen die Eindringlinge erkennen und unschädlich machen. Nur dann können sie den Ausbruch der Krankheit verhindern. Doch das Immunsystem kann auch zum Gegenspieler des eigenen Körpers werden, wenn aus verschiedenen Ursachen heraus die Darmbarriere zerstört wird und die daraus folgende Entzündung das umliegende Gewebe unkontrolliert angreifen, sodass die betroffenen Areale permanent entzündet sind. Dies kann der Beginn einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung (CED) sein. Hierzu zählen Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa. Bei der CED handelt es sich um eine Barrierestörung, durch die es zu überschießenden Immunreaktionen kommt. In Deutschland sind allein etwa 300.000 Menschen von CED betroffen. Noch ist es nicht gelungen, die Entstehung dieser Krankheiten vollständig aufzuklären.

Bei der Immunabwehr folgen die beteiligten Zellen einem hochkomplexen Regelwerk. Wechselseitig kontrollieren sie ihre Aktivitäten. Dabei geben zentrale Schaltstellen das Kommando vor. „Wird eine Entzündung chronisch, befinden sich diese Schaltstellen in einem permanenten Alarmzustand. Sie halten die Immunzellen andauernd auf Abwehr und Angriff“, erklärt Dr. Verena Schick, Gastroenterologin aus Berlin. Ist das Abwehrsystem des Körpers einmal dauerhaft aus dem Lot geraten, ist es schwer, die Weichen wieder zurückzustellen. „Die Immunzellen richten sich dauerhaft auf den falschen Zustand ein. Dann kommt bei einer CED ein einmal angestoßener Entzündungsprozess im Darm nicht mehr selbstständig zum Erliegen. Denn das Immunsystem befindet sich ständig in „Abwehrhaltung“ und es kommt lebenslang zu mehr oder weniger ausgeprägten Entzündungsphasen. Diese treten schubweise auf und können unbehandelt die Lebensqualität der Betroffenen in sehr vielen Bereichen des Alltags stark einschränken“, sagt Dr. Schick.

Gleichgewicht wieder herstellen

Schnelles Eingreifen ist bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen essenziell. Denn Entzündungen strapazieren das Immunsystem dauerhaft und ihm fehlt die Kraft für seine eigentliche Aufgabe: Die Abwehr von äußeren Angriffen auf den Körper. Auch wenn eine CED nicht heilbar ist, lassen sich die Symptome meist gut unter Kontrolle halten. Dafür werden Medikamente eingesetzt, die das Immunsystem der Patienten gezielt unterdrücken. Man unterscheidet dabei immunmodulatorische und immunsuppressive Medikamente, die je nach Schweregrad und Ort der Entzündung zum Einsatz kommen können.

Zur Verfügung stehen Wirkstoffe aus der Gruppe der Aminosalicylate, Kortisonpräparate sowie Biologika und Small Molecules. „Biologika sind moderne Arzneimittel. Sie können Menschen mit Barrierestörungen, wie z. B. eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, helfen, weil sie viel gezielter als herkömmliche Medikamente wirken. Sie können bestimmte Strukturen spezifisch binden und dadurch hemmen. Vereinfacht formuliert bedeutet das: Bei einer Erkrankung wie chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen legen sie nicht das ganze Immunsystem lahm, sondern sind auf bestimmte Zielstrukturen programmiert – sie binden sich gezielt an Signalstoffe, die die Entzündung vorantreiben, und schalten diese aus“, erklärt Dr. Schick. „Die CED lässt sich mit wirksamen Therapieoptionen in den Griff bekommen. Generell unterscheiden wir zwischen der Behandlung der akuten Krankheitsaktivität und einer Dauertherapie zur Vermeidung von Schüben. Die Therapieziele sind dabei der Stillstand der aktiven Entzündung und anhaltende Entzündungsfreiheit, die vollständige und dauerhafte Abheilung der Darmschleimhaut, sowie die Ausbreitung der Erkrankung und die Verhinderung neuer Schübe.“ Durch den Einsatz der diversen medizinischen Therapieformen, denen die Eigenschaft gemein ist, das Entzündungsgeschehen zu hemmen, und durch kontinuierliche Weiterentwicklungen in der Forschung können somit selbst schwer erkrankte CED-Betroffene eine gute Lebensqualität erreichen, in der nicht mehr die Krankheit ihren Alltag dominiert.