Wir Menschen waren und sind immer sehr erfindungsreich. Um uns vor schwierigen Naturverhältnissen zu schützen, haben wir unsere Bekleidung verbessert und unsere Wohnunterkünfte optimiert. Was manchmal wie ein Rückschritt aussieht, könnte zu einer ökologischen Wende führen, meint luckx – das magazin.
Holzbauprojekte stoßen via Technik und hybriden Werkstoffmix in neue Sphären. Die Timber Factory in München räumt mit Holzbau-Mythen auf und demonstriert das nachhaltige und wirtschaftliche Potenzial.
Auf Holz gebaut
Nachdem wir die Höhlen verlassen haben, in zeltartigen Konstruktionen herumgezogen sind, haben wir uns aus Holz als auch Natursteinen Behausungen gebaut. Vielfach ist auch eine Kombination daraus entstanden bis wir heute aus gebrannten Steinen und Beton Hochhäuser „bis in den Himmel“ gebaut haben. Leider bekamen die Holzhäuser schnell den Makel, brandgefährlich zu sein. Das lag zwar nicht am Holz, sondern eher an der Art und Weise, wie wir unsere Feuerstellen betrieben. Doch der Makel hat sich im Bewusstsein verfestigt. Doch entgegen der weit verbreiteten Annahme weist Holz vorteilhafte Eigenschaften in Bezug auf Brandschutz auf. Zunächst einmal bringt eine Holzkonstruktion kein höheres Brandentstehungsrisiko mit sich – das in aller Regel ohnehin nicht von den eingesetzten Baustoffen ausgeht. Holzkonstruktionen in Bürogebäuden müssen die gleichen Brandschutzanforderungen erfüllen wie Gebäude aus anderen Materialien. Holzbürogebäude sind bei richtiger Planung und Ausführung genauso brandsicher wie Gebäude aus anderen Baustoffen. So werden die Bauherren konstruktive und technische Maßnahmen miteinander kombiniert. Das Holz wird in Verbindung mit Beton und Stahl genutzt. Was viele nicht wissen: Im Fall der Fälle würde der natürliche Baustoff Holz kontrolliert und vorhersehbar brennen. Holz behält seine Tragfähigkeit auch während eines Brandes für lange Zeit bei. Massive Holzelemente entwickeln im Falle eines Brandes eine Schutzschicht, die dem Feuer eine höhere Widerstandskraft bietet als viele herkömmliche Materialien.
Sicher gegen Feuchtigkeit
Vielen ist nicht bewusst, dass Holz von Natur aus Feuchtigkeit regulieren kann. Wird es durch technische Maßnahmen zusätzlich geschützt, ist der Baustoff noch robuster und langlebiger. Daraus wird u.a. ein ideales Material für Bürogebäude. Voraussetzung ist: Die Holzelemente werden sicher und trocken in kontrollierten Umgebungen vorgefertigt und mittels Just-in-Time-Produktion geliefert werden. Auf der Baustelle müssen sie sofort verbaut werden, um theoretische Feuchteeintritte während einer Lagerung auszuschließen. Ein mehrgeschossiger Holz-Hybridbau verfügt oft über eine eigene Alarmanlage für Wasserschäden. Bei Wohnungsbauten wird zudem ein sogenanntes Feuchtemonitoringsystem integriert. Sensoren, die unterhalb von sensiblen Bauteilen angebracht sind, erkennen mögliche Feuchtigkeitsentwicklung rasch. So lassen sich Schäden vermeiden, bevor sie entstehen. Vor allem aber gilt: Holz kann als Werkstoff im Gegensatz zu Beton Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben. Das schafft ein einmaliges Raumklima und reguliert die Luftfeuchtigkeit natürlich.
Lebensdauer
Wer einmal Freilichtmuseen wie zum Beispiel in Lillehammer (Norwegen) besucht hat, kann über die Erhaltung von Holzgebäuden nur staunen. Jahrhunderte alte Häuser wurden auch ganz Norwegen in diesem Museum gesammelt. D.h., sie wurden am ehemaligen Standort abgebaut und dann ohne Veränderungen wieder im Museum aufgebaut. Genauso gibt es alte Bauernhäuser in den Alpen. Es sind also besonders anspruchsvolle Umgebungen, die dem Holz sehr zusetzen können. Trotzdem sind sie heute noch benutzbar. Moderne Holzhybridbauten erreichen eine Lebensdauer von 80 bis 100 Jahren, vergleichbar mit Stahl- und Betonbauten – allerdings ohne dann zu einer Art Sondermüll, in diesem Fall zu mineralischem Abfall, zu werden. Diese Langlebigkeit wird durch präzise Bauweise und witterungsbeständige Materialien gewährleistet. Die gesetzliche Nutzungsdauer bei mehrgeschossigen Holz-Hybrid-Gebäuden ist gleich geregelt wie bei konventionellen Bauten. Je besser die Planungs- und Ausführungsqualität, desto höher die Lebensdauer. Auch eine sorgsame Wartung durch die Nutzer sorgt dafür, dass Holzhäuser alt wie ein Baum werden können.
Da ist kein Wurm drin
Die technischen Innovationen im Holzbau der letzten Jahrzehnte haben dazu geführt, dass einstige Nachteile dieser Bauweise in Bezug auf Schädlinge beseitigt wurden. Durch die technische Trocknung des Holzes vor der Verarbeitung werden alle Insekten und Eier abgetötet, die sich möglicherweise im Holz befinden. Moderne Holzbautechniken und Behandlungsmethoden, die auch für die Holz-Produktion angewendet werden, bieten wirksamen natürlichen Schutz gegen Schädlinge.
Darüber hinaus bieten moderne Konstruktionsmethoden und Materialien in Holzhybridbauten hervorragenden Schallschutz. Mehrschichtige Wand- und Deckenkonstruktionen mit abwechselnden Holz- und Dämmstoffschichten sorgen bei Büros oder Gewerbeflächen in Holzbauweise für eine effektive Schalldämmung. Alle Decken und Trennwände im mehrgeschossigen Holzbau müssen dieselben Schallschutzanforderungen erfüllen wie konventionell ausgeführte Bauteile. Messungen, um den nötigen Schallschutz zu belegen, werden immer durchgeführt.