Weder in der Immobilienwirtschaft noch beim Bauen ist die Digitalisierung so richtig durchgedrungen. Vieles wird noch wie vor Jahrzehnten traditionell gepflegt. Zwar werden Baugruben nicht mehr mit der Hand ausgehoben, doch viel weiter davon ist die Branche bisher auch nicht gekommen, meint luckx – das magazin.
Fehlender Wohnraum drängt zum schnelleren Bauen
Nun lässt sich vortrefflich darüber streiten, ob Wohnraum fehlt, am falschen Platz vorhanden ist oder andere Faktoren wie fehlende Facharbeiter, hohe Baustoffpreise oder gestiegene Zinsen das Bauen behindern. Fakt ist jedenfalls, dass so manche Baustelle immer noch wie vor langer Zeit funktioniert. Jedenfalls gelten die Digitalisierung und die Vernetzung als wirksame Maßnahmen, um die großen Herausforderungen der Bauwirtschaft in den Griff zu bekommen. Dieser Bedeutung angemessen, führt die bauma 2025 „Vernetztes Bauen“ als eines ihrer Leitthemen. Die Weltleitmesse für Baumaschinen, Baustoffanlagen, Bergbaumaschinen, Baufahrzeuge und Baugeräte findet vom 7. bis 13. April auf dem Münchner Messegelände statt.
Beim vernetzten Bauen werden digitale Technologien und Kommunikationssysteme in den Bauprozess integriert, was die Zusammenarbeit und die Effizienz verbessert. Beispielsweise liefern Anbaugeräte Prozessdaten und kommunizieren mit den jeweiligen Trägergeräten. Damit diese Verständigung auch herstellerübergreifend funktioniert, ist eine einheitliche digitale Sprache erforderlich. Den Grundstein hierfür legte das MiC 4.0 BUS-Protokoll. Dieses ist inzwischen mit vollumfänglicher funktionaler Sicherheit frei nutzbar. Dank des gemeinsamen, universellen Protokolls erkennt das Trägergerät, welches Anbaugerät eingesetzt werden soll, welche Parameter es zur Funktion benötigt und ob es für einen Einsatz an dieser Maschine überhaupt geeignet ist. „Damit lassen sich nicht zuletzt Unfälle durch nicht korrekt verschlossene Schnellwechseleinrichtungen, ungeeigneten Hydraulikdruck oder grundsätzlich falsch dimensionierte Anbaugeräte zuverlässig vermeiden“, berichtet Dr. Darius Soßdorf, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft MiC 4.0 beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Der AG gehören Hersteller von Baumaschinen und Sensoren, Softwareunternehmen sowie Baufirmen an.
Informationsfluss zwischen Baumaschine und Anwender
Durch die fortschreitende Digitalisierung der Baumaschinen erhalten die Anwender zunehmende Datenmengen. Sie zeigen ihnen nicht nur den Zustand der Maschinen an, sondern liefern auch wertvolle Informationen zu deren Leistung und Arbeitsqualität. Beispielsweise lassen sich auf der Basis von aktuellen Verbrauchsdaten effizientere Tankrouten erarbeiten, während mit einer exakten Erfassung der jeweiligen Auslastung der Maschineneinsatz optimiert werden kann. Dass der Informationsfluss hierbei keine Einbahnstraße von der Maschine zum Bediener sein muss, zeigt eine neue Funktion des Telematiksystems des Herstellers Bobcat. Hierbei lässt sich der Motor von Radladern, Minibaggern & Co. vom Eigentümer mit wenigen Klicks ferngesteuert deaktivieren – und auch wieder aktivieren. Das beugt unbefugter Nutzung und Diebstahl vor, was sich unter anderem in niedrigeren Versicherungsprämien niederschlagen kann. Insbesondere Diebstahl von Baumaschinen und Baumaterial ist ein großes Problem der Branche.
Unterstützung der Maschinenführer
Auf Basis digitaler Informationen können auch weniger erfahrene Maschinenführer – Stichwort Fachkräftemangel – leichter Fehler und Unfälle vermeiden sowie sehr gute Arbeitsergebnisse erzielen. Zum Beispiel bietet der Baumaschinenhersteller Develon zusammen mit dem Vermessungsspezialisten Leica Geosystems seit kurzem für eines seiner Raupenbagger-Modelle eine 3D-Maschinensteuerung als Nachrüstoption an. Dabei werden Entwurfsdaten sowie Echtzeit-Angaben für Ab- oder Auftrag auf der Bedieneinheit in der Fahrerkabine angezeigt, sodass der Fahrer die Baggerarbeiten genau nach dem Referenzmodell durchführen kann.
Eine Voraussetzung für die Digitalisierung von Baumaschinen – unter anderem für den Aufbau von Assistenz- und Autonomiesystemen, sind Sensoren. Sie registrieren zum Beispiel die Ausleger- und Schaufelposition, dienen dem Fluidmanagement oder helfen, strukturelle Belastungen und Schäden zu erkennen. Zu den größten Herausforderungen für den Einsatz von Sensortechnologien in der Baumaschinenbranche zählt das oft raue Arbeitsumfeld. Deshalb entwickeln Hersteller ausgesprochen robuste Sensoren speziell für den Einsatz in mobilen Maschinen. Besondere Material-, Konstruktions- und Testkonzepte gewährleisten, dass die zur Digitalisierung benötigten Daten auch unter härtesten Einsatzbedingungen fließen.