Zweimal im Jahr werden die Fragen der theoretischen Prüfung zur Erlangung der Fahrerlaubnis aufgefrischt. Am 1. April – kein Scherz – ist es wieder soweit. Was Neues zu erwarten ist, hat luckx – das magazin recherchiert.
Neuer Fragentyp
Die Aktualisierungen der Prüfungsfragen jeweils am 1. April und 1. Oktober sollen sicherstellen, dass Fahranfänger nicht nur die Verkehrsregeln kennen, sondern auch auf die realen Herausforderungen und Gefahren bei der motorisierten Teilnahme am Straßenverkehr vorbereitet sind. Bekanntermaßen sind die Fahrprüfungen eine hoheitliche Aufgabe, die ein hohes Verkehrssicherheitsniveau gewährleistet. Und das mit Erfolg: Laut Unfallzahlen des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der Verkehrstoten in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen von 2005 bis 2023 um 75 Prozent gesunken – von 1.072 auf 272.
Die jüngste Überarbeitung umfasst mehrere Führerscheinklassen und alle Wissensbereiche – vom Grundstoff bis zu spezialisierten Themen. Hervorzuheben ist die Einführung eines neuen Fragentyps: Abbildungsaufgaben, bei denen mehrere Antworten ausgewählt werden können. Doch diese Fragen werden nicht willkürlich im „stillen Kämmerlein“ entwickelt und dann dem Prüfung mit „Überraschung“ vorgelegt. Jede neue Frage wird gründlich psychometrische Prinzipien geprüft. Diese sollen eine objektive Bewertung des erworbenen Wissens in der Prüfung sicherstellen. Im Ergebnis lässt sich dann ablesen, wer über die notwendigen Kenntnisse für eine sichere Teilnahme mit einem Pkw am Straßenverkehr verfügt, und wer noch nicht ausreichend vorbereitet sind.
Was Fahrschüler erwartet
Die theoretische Fahrerlaubnisprüfung gliedert sich in einen Grundstoffteil sowie spezifische Fragen zur jeweiligen Fahrzeugklasse. Der Fragenkatalog für die Klasse B umfasst insgesamt 1.197 Fragen. Die Prüfung kann auf Deutsch und in zwölf weiteren Fremdsprachen abgelegt werden. Bei der Prüfung müssen Fahrschüler insgesamt 30 Fragen beantworten: 20 aus dem Grundstoff und 10 aus dem klassenspezifischen Bereich. Bei falschen Antworten werden je nach Frage zwischen zwei und fünf Fehlerpunkte vergeben. Um die Prüfung zu bestehen, dürfen maximal zehn Fehlerpunkte erzielt werden. Aber: Wer zwei Fragen mit jeweils fünf Fehlerpunkten falsch beantwortet, fällt ebenfalls durch die Prüfung. Fünf-Punkte-Fragen behandeln besonders wichtige Themen, zum Beispiel Vorfahrtsregeln. Für angehende Berufsfahrer, also die Klassen C für Lkw und D für Busse, gelten höhere Anforderungen als für Pkw-Fahrer. Sie müssen 37 bzw. 40 Fragen beantworten und dürfen ebenfalls maximal zehn Fehlerpunkte erreichen.
Deutschland auf hohem Frageniveau
Im internationalen Vergleich ist der deutsche Fragenkatalog umfangreicher – in Frankreich beispielsweise umfasst der Katalog etwa 1.040 Fragen. Durch das regelmäßige Update ist gewährleistet, dass die Prüfung stets aktuell bleibt und nicht auf veraltetem Wissen basiert. Mit 1.197 Fragen hält Deutschland den Spitzenplatz bei der Anzahl der Fragen. Doch das deutsche System hat einen entscheidenden Vorteil: Alle Prüfungsfragen sind öffentlich zugänglich und werden exakt so im theoretischen Unterricht gelehrt. Das sei in anderen Ländern der EU nicht immer der Fall. Dort bleiben die in der Theorieprüfung eingesetzten Aufgaben geheim. Mit dem deutschen System können Fahrschüler sich gezielt auf die Prüfung vorbereiten.
Im Jahr 2024 wurden etwa 1,6 Millionen theoretische Fahrerlaubnisprüfungen in der Klasse B durchgeführt. Bemerkenswert ist, dass junge Fahrschüler deutlich erfolgreicher abschneiden als ältere: Unter 18-Jährige haben in der theoretischen Prüfung eine Nichtbestehensquote von 36 Prozent – das sind 9 Prozentpunkte weniger als der Durchschnitt in der Klasse B. In der praktischen Prüfung liegt die Durchfallquote der unter 18-Jährigen bei nur 24 Prozent: 13 Prozentpunkte unter dem Klasse-B-Durchschnitt. Eine Erklärung könnte sein, dass jüngere Menschen durch Schule und Ausbildung an Prüfungen gewöhnt sind und effizienter lernen.
So gelingt eine erfolgreiche Theorieprüfung
Kontinuierliches Lernen hilft, das Wissen nachhaltig zu verankern. Deshalb sollte frühzeitig begonnen werden. Da alle Fragen öffentlich zugänglich sind, erhöht eine gute Vorbereitung die Erfolgschancen. Wer nun denkt, da lerne ich mal eben die Fragen auswendig, sollte aufpassen. Denn die Prüfung fragt nicht nur Fakten, sondern auch Zusammenhänge ab. Also das Verständnis für Verkehrssituation ist gefragt. In der Fahrschule kann auf elektronischen Wege eine Lernstandskontrolle erfolgen. So lassen sich Wissenslücken erkennen und gezielt aufarbeiten. Wie bei jeder Prüfung gilt auch bei der theoretischen Führerscheinprüfung Ruhe bewahren. Denn Ruhe und Konzentration unterstützen den Prüfungserfolg. Auch wenn es manchmal den Eindruck macht, dass Prüfer absichtlich jemanden durchfallen lassen wollen: Für sie ist wichtig, dass die Verkehrsregeln sitzen.