Die Immobiliebranche schwächelt im Segment Büroimmobilien. Manche Investoren haben ihre Büroimmobilien bereits abgestoßen. Andere denken über Veränderungen nach, wie luckx – das magazin recherchierte.
Return to Office
Mit allen möglichen Mitteln versuchen Unternehmen, ihre Mitarbeiter wieder ins Büro zu beordern. Doch das gelingt nur bedingt. Entweder behindern Arbeitsverträge diese Möglichkeit oder Mitarbeiter weigern sich strickt. Mit ein oder zwei Bürotagen können diese aber gut leben. Denn ob Bequemlichkeit, bessere Organisation des Alltags, geringere Fahrt- und Parkkosten als auch bessere Arbeitsbedingungen im Homeoffice ist die Rückkehr nur schwer attraktiv zu gestalten. Auf der anderen Seite haben Unternehmen hohe Miet- und Immobilienkosten zu tragen. Außerdem fällt die Unterscheidungen meist schwer, in kleinere Büroräume umzuziehen. Denn das kann auch mit einem Kompetenz und Imageverlust verbunden sein. Darüber hinaus öffnet sich die Schere zwischen zukunftsfähigen und nicht mehr marktkonformen Büroimmobilien. Diese Entwicklungen werfen die zentrale Frage auf, was Büroflächen künftig attraktiv macht. Um fundierte Antworten darauf zu erhalten, liegt nun die aktuelle Studie „Future Office“ vor. Sie beleuchtet dieses Thema aus verschiedenen Perspektiven. Für die Untersuchung wurden sowohl Top-Entscheider aus unterschiedlichen Branchen als auch Bürobeschäftigte in Deutschland repräsentativ befragt. Die Ergebnisse zeigen klare Trends und Anforderungen auf, die für Immobilieninvestoren, Projektentwickler, Vermieter und Mietentscheider in Unternehmen zukünftig investitionsrelevant sind.
Nachhaltigkeit und Design
Eine zentrale Erkenntnis der Studie ist der Trend zum „Flight to Quality“. Die Nachfrage nach erstklassigen Büroimmobilien, die durch nachhaltiges Design und attraktive Architektur überzeugen, hat zugenommen. 85 Prozent der befragten Entscheider betonen, dass sie auch in Zukunft auf attraktive Innenstadtlagen setzen werden. „Dies deutet darauf hin, dass hochwertige Standorte und zukunftsfähige Immobilien mit besonderen Serviceangeboten und einem ansprechenden Umfeld als Schlüssel zum Erfolg gelten“, sagt Andreas Gladisch, Geschäftsführer der MOMENI Gruppe als einer der Auftraggeber der Studie. Die Studie macht auch deutlich, dass der Einsatz von Künstlicher Intelligenz zwar Effizienzen steigern kann, jedoch nicht zwangsläufig zu einer Reduzierung des Flächenbedarfs führt. Nur drei Prozent der Top-Entscheider gehen davon aus, dass KI die Flächenanforderungen signifikant verringern wird. Vielmehr wird der Büroarbeitsplatz aus Sicht der Befragten als zentraler Ort für Kommunikation und Zusammenarbeit auch in Zukunft unverzichtbar bleiben.
Standort und Arbeitgeberloyalität
Die Bedeutung einer attraktiven Lage wird durch die Befragung der Bürobeschäftigten unterstrichen. 24 Prozent der befragten Bürobeschäftigten gaben an, dass sie aufgrund eines attraktiven Standorts den Arbeitgeber wechseln würden und zwar unabhängig davon, wo ihr Büro heute angesiedelt ist. Die Studie zeigt deutlich, dass optimale Erreichbarkeit mit öffentlichem Nahverkehr und der Deutschen Bahn, aber auch mit Pkw oder Fahrrad sowie ein urbanes Umfeld entscheidend sind. 93 Prozent der Entscheider sehen die Nähe zu öffentlichen Verkehrsmitteln als das wichtigste Kriterium für die Standortwahl an. „Auch die Nähe zu Freizeit- und Dienstleistungsangeboten, insbesondere gastronomischen Einrichtungen und Einkaufsmöglichkeiten, spielt für die meisten Bürobeschäftigten eine wesentliche Rolle. Damit können Büroimmobilien auch gegenüber dem Home-Office punkten“, sagt Alejandro Obermeyer, Leiter Investment Management DACH bei der Union Investment Real Estate GmbH, ebenfalls Auftraggeber der Studie. Investoren und Unternehmen sind aufgefordert, diese Aspekte in ihre Planungen einzubeziehen, um die Attraktivität ihrer Bürostandorte zu erhöhen.
Flexible Nutzung
Die Ergebnisse der „Future Office“-Studie bieten wertvolle Erkenntnisse für Investoren, Unternehmen wie auch für Stadtplaner. Die Anforderungen an Büroimmobilien wandeln sich, die Nachfrage nach Nachhaltigkeit und hochwertigen Lagen wächst. Dabei bleibt die klassische Anmietung das dominierende Modell und es wird erwartet, dass der Multi-Space-Bürotyp aus Sicht der Top-Entscheider bei der Gestaltung von Büroflächen zunehmend an Bedeutung gewinnt. Entscheidungsrelevant und potenziell wettbewerbsdifferenzierend könnte auch die Berücksichtigung bestimmter Ausstattungsmerkmale sein, welche bei den Bürobeschäftigten hohe Begeisterungswerte erzielt haben. Hierzu gehört vor allem das Arbeiten im Freien. Eine deutliche Mehrheit (71 Prozent) bewertet die Möglichkeit, in der Büroimmobilie beispielsweise auf einer Dachterrasse oder in einem Garten arbeiten zu können, als das attraktivste „Extra“. Dies weist auf einen gestiegenen Bedarf an Allgemeinflächen hin, die flexibel für verschiedene Arbeits- und Erholungszwecke genutzt werden können.