Die Solarmessen in München haben es zu Tage gebracht: So gut nachhaltig erzeugte Sonnen- und Windenergie ist, ohne Speicher für die sogenannte Dunkelflaute erfolgt keine Energiewende. Bisher werden überwiegend Batterien angeboten, wie luckx – das magazin recherchierte.
Speicherkapazität
Vor wenigen Tagen konnte der zweimillionste Solarstromspeicher in Betrieb genommen werden. Allein im vergangenen Jahr kamen rund 600.000 neue Solarbatterien hinzu. Das teilte der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) im zur Europas führender Energiemesse The smarter E Europe mit. Während Heimspeicher bei neuen Solarstromanlagen auf Eigenheimen inzwischen zum Standard zählen, sei zuletzt insbesondere die Nachfrage nach Großspeichern der Megawattklasse gewachsen, die neben Solar- und Windparks errichtet werden. Sie ermöglichen es, Strom aus Erneuerbaren Energien auch dann zu nutzen, wenn keine Sonne scheint, beziehungsweise kein Wind weht, und vermeiden bei intelligenter Steuerung zudem Kosten für den Ausbau der Stromnetze.
Doch davon dürfen wir uns nicht täuschen lassen. Ohne andere Langzeitspeicherformen wie Wasserstoff und Methanol ist die Energie- bzw. Mobilitätswende nicht zu schaffen. Insbesondere Methanol, wie das Konzept der Obrist Gruppe zeigt, kann der Gamechanger sein. Denn Methanol kann wie bisher die konventionellen Kraftstoffe Benzin und Diesel in Tankwagen und Pipelines transportiert werden. Und der Tankvorgang ist so einfach wie beim bisherigen Tanken. Auch müssen nicht tonnenweise Batterien transportiert werden, die dann auch noch erhebliche Verluste beim Laden und Verbrauch haben. Außerdem sind seltene Rohstoffe darin gebunden, die die Abhängigkeit zu wenigen Liefranten fördern.
Batteriespeicher
Doch bisher geht es ohne Batteriespeicher nicht. „Batteriespeicher leisten schon heute einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung des Stromsystems und tragen erheblich zur Sicherheit und Verlässlichkeit der Stromversorgung bei. Jetzt heißt es, das Speicher-Ausbautempo weiter zu erhöhen, unter anderem durch eine baurechtliche Privilegierung für Batteriespeicher und klare energiewirtschaftliche Anreize“, erklärt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar. Wie anfällig die Stromversorgung sein kann, zeigte der Blackout in Spanien und Portugal. Gerade in solchen Situation können Speicher gute Hilfe leisten. Davon blieben wir bisher in Deutschland verschont. Denn die Zuverlässigkeit der deutschen Stromversorgung nimmt international regelmäßig Spitzenpositionen ein, wozu effektive Vorgaben und Maßnahmen zur Netzstabilität beitragen, an denen Photovoltaikanlagen und Batteriespeicher aktiv mitwirken.
So reicht die Speicherkapazität der stationären Batterien inzwischen aus, um 20 Gigawattstunden (GWh) zwischenzuspeichern. Das entspricht dem durchschnittlichen privaten Tagesstromverbrauch von ca. zwei bis vier Millionen 2-Personen-Haushalten in Deutschland, je nach Elektrifizierungsgrad der Haushalte. Allein im ersten Quartal 2025 kamen nach Schätzungen des BSW-Solar über 1,7 GWh hinzu – ein Zuwachs in Höhe von rund 16 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Um mit dem weiteren Ausbau Erneuerbarer Energien Schritt halten zu können und diese effizient ins Stromsystem zu integrieren, muss der Speicherausbau weiter beschleunigt werden. Nach Fraunhofer-Berechnungen zu Transformationsszenarien in der Studie „Wege zu einem klimaneutralen Energiesystem“ müsste die Kapazität von Batteriespeichern inklusive mobiler Batterien dafür bis zum Jahr 2030 auf ca. 100 bis 150 GWh anwachsen.
Mehr politisches Engagement erforderlich
Das Erreichen dieser Ziele ist nach Ansicht des BSW-Solar kein Selbstläufer. Die Umsetzung der technischen Potenziale und wirtschaftlichen Geschäftsmodelle von Batteriespeichern scheitere aktuell noch viel zu oft an den überholten rechtlichen Rahmenbedingungen. Die besondere Rolle der Speicher im Stromsystem und ihre vielfältigen Funktionen in einem dynamischen Stromsystem würden bisher im deutschen Energierecht und den Anschlussbedingungen der Netzbetreiber, wie auch in der Regulatorik der Bundesnetzagentur, kaum berücksichtigt. Auch die Parteien der Regierungskoalition haben das inzwischen erkannt und wollen den Speicherausbau beschleunigen.