Wohnraum fehlt, die Mieten und das Einkommen der Bürgerinnen und Bürger hält dabei nicht mit. Zuversicht und Stabilität ist gefragt, meint luckx – das magazin und setzt den ersten Teil fort.
Planbarkeit erforderlich
Unberechenbarkeit und ständigen Wechsel mögen wir Menschen nicht. Jedenfalls die meisten von uns Spezie. Deshalb ist eine gewisse Stabilität im täglichen Leben für uns wichtig. So schafft die Stabilität der Bauzinsen in den letzten Monaten eine gewisse Planbarkeit für Kreditnehmer. Die seitwärtsbewegende Zinspolitik schafft eine gewisse Preistransparenz, was sowohl für potenzielle Käufer als auch für Anschlussfinanzierer eine solide Basis für die Kalkulation ihrer zukünftigen finanziellen Belastungen bietet. In Kombination mit der Tatsache, dass viele Darlehensgeber eine breite Auswahl an Finanzierungsangeboten und eine detaillierte Vergleichsmöglichkeit bieten, haben Kreditnehmer heute mehr Einfluss auf die Wahl ihrer Finanzierungskonditionen als je zuvor. Ein weiterer Aspekt ist der Immobilienmarkt selbst: In vielen Regionen sind die Kaufpreise für Immobilien aufgrund der gestiegenen Zinsen und der breiteren wirtschaftlichen Unsicherheit leicht gesenkt worden, was Käufer dazu anregen kann, nun zuzuschlagen. Vor allem bei Objekten in niedrigeren Energieklassen, die ein Potenzial für Nachverhandlungen bieten, eröffnen sich preisliche Spielräume, die in den letzten Jahren so nicht vorstellbar gewesen wären. Doch dazu gehört auch, dass die Materialpreise sinken und es genug Fachkräfte gibt, die aktiv werden können.
Risiken
Die Hauptgefahr, die im aktuellen Marktumfeld besteht, ist das Risiko einer erneuten Zinssteigerung. Langfristig gehen viele Marktbeobachter davon aus, dass die Zinsen wieder auf etwa 4 Prozent ansteigen werden. Dies könnte die monatliche Belastung für Kreditnehmer, die sich für eine Finanzierung mit kürzerer Zinsbindung entschieden haben, erheblich erhöhen. Besonders für Käufer, die sich für eine kurze Sollzinsbindung (z. B. 5 Jahre) entschieden haben, könnte dies in einigen Jahren zu einer deutlich höheren finanziellen Belastung führen, wenn die Anschlussfinanzierung zu den dann voraussichtlich höheren Zinsen erfolgt. Darüber hinaus besteht das Risiko einer wirtschaftlichen Abkühlung, die durch geopolitische Spannungen wie den anhaltenden Krieg in der Ukraine und die Unsicherheiten im internationalen Handel verstärkt wird. Diese Unsicherheiten könnten nicht nur zu weiteren Schwankungen bei den Bauzinsen führen, sondern auch die Marktentwicklung der Immobilienpreise beeinflussen. In einem Umfeld steigender Zinsen könnten die Immobilienpreise weiter stagnieren oder sogar sinken, was für Käufer von Bestandsimmobilien zu einem Verlust in Bezug auf das investierte Kapital führen könnte. Für Anschlussfinanzierer könnte sich insbesondere in der Übergangsphase ein weiteres Risiko ergeben, wenn die Zinsen während der nächsten Jahre deutlich ansteigen. Eine Neufinanzierung zu ungünstigeren Konditionen als bei der ursprünglichen Finanzierung würde die Belastung der Haushalte deutlich erhöhen und könnte die Zahlungsfähigkeit gefährden, insbesondere wenn die Haushaltsplanung zu optimistisch war.
Immobilienmarkt
Die aktuelle Zinsdelle bietet nicht nur für Kreditnehmer Vorteile, sondern hat auch spürbare Auswirkungen auf den Immobilienmarkt, der sich in einem Übergangszustand zwischen Käufer- und Verkäufermarkt befindet. Während in den letzten Jahren die steigenden Bauzinsen zu einer Verlangsamung der Marktentwicklung und teilweise sinkenden Preisen geführt haben, begünstigt die aktuelle Zinsentwicklung nun Käufer, die von günstigeren Konditionen profitieren können. Gerade in weniger energieeffizienten Immobilien oder Objekten, die noch nicht die neuesten Standards erfüllen, eröffnet sich für Käufer die Möglichkeit, Preisverhandlungen zu führen und von einem vorübergehend niedrigeren Zinsniveau zu profitieren. Dies könnte insbesondere für Investoren und Selbstnutzer attraktiv sein, die auf der Suche nach Immobilien in Bereichen mit Potenzial für Renovierung und Wertsteigerung sind.
Auf der anderen Seite zeichnet sich jedoch ein Trend ab, bei dem gut energetisch sanierte und energieeffiziente Immobilien wieder stärker nachgefragt werden, was zu einem gewissen Anstieg der Preise in diesen Segmenten führt. Die steigende Bedeutung von Nachhaltigkeit und die geplanten strengeren Klimavorgaben für Gebäude (wie das Gebäudeenergiegesetz) treiben diesen Markt voran. Es wird erwartet, dass Immobilien in hohen Energieklassen und mit modernen, nachhaltigen Ausstattungen trotz der Zinsschwankungen ihre Attraktivität bewahren und sogar weiter im Preis steigen könnten. Käufer, die jetzt in solche Objekte investieren, könnten von der stabileren Preislage in diesem Sektor profitieren. Für Kreditnehmer ist es daher entscheidend, nicht nur die aktuellen Zinsen, sondern auch die langfristigen Markttrends und potenziellen Wertsteigerungen im Auge zu behalten, wenn sie ihre Immobilienkäufe tätigen.
Fazit
Die aktuelle Zinsentwicklung bietet sowohl Chancen als auch Herausforderungen für Kreditnehmer und Immobilienkäufer. Das leicht gesenkte Zinsniveau bietet vor allem für langfristige Darlehen eine gute Gelegenheit, von günstigeren Konditionen zu profitieren, bevor die Zinsen voraussichtlich wieder steigen. Es ist jedoch wichtig, sich nicht nur auf die aktuellen Zinssätze zu konzentrieren, sondern auch die breiteren Marktbedingungen wie geopolitische Entwicklungen und langfristige Preisentwicklungen auf dem Immobilienmarkt zu berücksichtigen. Eine fundierte Beratung sowie eine genaue Analyse der eigenen finanziellen Situation sind entscheidend, um die richtigen Entscheidungen zu treffen und den eigenen Immobilienwunsch zu realisieren. Wer jetzt die richtigen Schritte geht, kann von einer stabilen und günstigen Finanzierung profitieren und sich gleichzeitig gut auf die kommenden Marktentwicklungen vorbereiten.
Ein Gedanke zu „Bauen muss günstiger werden“
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