Was ist mit dem Roten?

Baguette, Käse und roter Wein: Das ist ein Sinnbild für das Leben in Frankreich. Sollte diese Bild jetzt dem Weinberg zum Opfer fallen? Jedenfalls ist es aktuell so, dass Weißwein auf dem Vormarsch schein, wie luckx – das magazin recherchierte.

Rotwein weniger beliebt?

In mehreren französischen Anbaugebieten, die für Rotwein bekannt sind, laufen schon Vorbereitungen für die Klassifizierung von Weisswein. Nun hat die Thematik auch die Bordeaux-Appellation Saint-Émilion erreicht. Der zuständige Weinrat hat sich überwiegend dafür ausgesprochen, nun werden die Winzer dazu befragt. Die Nachbar-Appellation Médoc klassifiziert auch Weissweine mit. Entre-Deux-Mers, ebenfalls Teil des Bordeaux, war schon immer auf Weissweine aus Sauvignon Blanc, Sémillon und Muscadelle spezialisiert.

Auch an der Rhône wird es weisser

Die Rhône ist gerade im Umbruch und will die Fläche für Weisswein massiv ausbauen – auch eine Klassifizierung für Weisswein der Unterregion Gigondas ist auf dem Weg. Nun zieht das prestigeträchtige Saint-Émilion nach: hier könnten bald ebenfalls Weissweine mit AOC-Siegel hergestellt werden. Denn auch hier macht sich die weltweit sinkende Nachfrage nach Rotwein bemerkbar. „Die Produktion von Weisswein ermöglicht es, Angebot und Nachfrage besser auszugleichen. So kann eine kleine konjunkturelle oder zyklische Überproduktion beseitigt und gleichzeitig die Nachfrage der Kunden befriedigt werden“, erklärte Jean-François Galhaud, Präsidenten des Weinrats von Saint-Émilion.

Winzer werden befragt

Bei der letzten Hauptversammlung des Weinrates hätten sich 82 Prozent der Mitglieder dafür ausgesprochen, auch Weisswein aus Saint-Émilion zu klassifizieren, so Galhaud. Und weiter: „Um ein allgemeineres Bild zu erhalten starten wir diesen Sommer eine Umfrage unter allen unseren 900 Winzern.“

Bei dem Vorhaben hat der Weinrat klassifizierte Weissweine für die Unter-Appellationen Saint-Émilion, Lussac Saint-Émilion und Puisseguin Saint-Émilion im Blick. Von seinen Überlegungen ausgenommen hat er Saint-Émilion Grand Cru.

Doch Weingenießer müssen sich keine Sorgen machen. Bevor der „Rote“ ganz aus dem Weinberg verschwindet, wird es viele Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte, dauern. Darüber hinaus bleibt unter dem Voraussetzungen der Klimawende immer noch die Chance, dass in anderen Weinbaugebieten der „Rote“ angebaut werden kann. Vielleicht sogar im Weserbergland oder an den Südhängen von Telemark in Norwegen. Wer weiß . . .