Ein Muster hilft nicht weiter

Schon seit ein paar Jahren wird auf dem Caravan-Salon in Düsseldorf ein Muster-Wohnmobilstellplatz aufgebaut. Das ist auch zwingend erforderlich. Denn kommunale und private Betreiber gilt es für den Bau von Stellplätzen zu begeistern. Doch so richtig kommt das alles nicht voran, wie luckx – das magazin weiß.

Mehr Stell- und Campingplätze erforderlich

Vor wenigen Wochen war es soweit. Waren 2018 rund 500.000 Wohnmobile zugelassen, so konnte in diesem April das eine millionste Wohnmobil für deutsche Straßen angemeldet werden. Während sich die Branche seit Jahren über die stetige Zulassungszunahme freut, bleiben die Besitzer alleingelassen. Denn weder sind sie beliebt bei der Parkplatznutzung in ihrem Wohnort noch als Gäste im Tourismus. Zwar dürfen sie das Geld dort lassen. Aber wenn es um einen kostengünstigen Übernachtungsplatz geht, werden sie ihrem Schicksal überlassen. Es gibt zu wenig Stell- und Campingplätze. Das macht das Reisen mit dem Wohnmobil zum Stresstest, wo eigentlich Individualität, Freiheit und Abenteuer vorherrschen sollten. Wo kann ich heute übernachten, fragen sich sehr viele Wohnmobilisten, um nicht mitten in der Nacht von der Polizei oder den kommunalen Aufsichtsbehörden vom Parkplatz vertrieben zu werden. Auch die Mitglieder des Caravaning Industrie Verband e.V. (CIVD) zuckten seit Jahren nur mit den Schulter. Wir von luckx – das magazin hatten deshalb auch mehrfach bei Verbandsvertreter nachgefragt, wieso sie ihrer Aufgabe nicht nachkommen. Denn wer vom Verkauf profitiert, muss sich auch für seine Kunden engagieren. Doch weit gefehlt. Auch der Oberbürgermeister von Düsseldorf, Herr Dr. Keller, zuckte vor zwei Jahren nur mit der Schulter auf die Frage, warum seine Kommune immer mehr das Parken von Wohnmobilen in der Stadt verbietet. Denn die Messe Düsseldorf als Veranstaltungsort der weltweit größten Camping-Messe profitiert erheblich vom Besuch rund 250.000 Campinginteressierten. Mit der Boot als weitere große Freizeitmesse werden 500.000 Besucher angelockt. Doch wenn es um den Komfort für die Besucher geht, wendet sich die Landeshauptstadt von ihren Gästen ab. Wer dann doch gegen des Parkverbot von Wohnmobilen verstößt, weil die Messeparkplätze überfüllt sind, wird mit Bußgeld bestraft. Da fehlt einfach das erforderliche Augenmaß und ein glückliches Händchen. Doch vielleicht gibt es einige Düsseldorfer, die bei der Wahl in einigen Wochen das Kreuz an der richtigen Stelle machen.

Wohnmobiltourismus erfordert handeln

Nun soll alles besser werden auf der Messe. Erstmals präsentiert ein Team mit einem Stellplatz-Architekten, einem Stellplatzausstatter sowie Caravaning-Experten eine kompetente Beratung. Angefangen von einer Standortanalyse und entsprechender Marketingberatung soll eine individuelle Beratung von Kommunen und privaten Betreiber stattfinden. Und das kommt ja, wie schon Eingangs erläutert, nicht von ungefähr. Denn der Wohnmobiltourismus positiv entwickelt. Zwar gehört er nicht zu den größten. Doch mehr als 1,5 Millionen Wohnmobile in Europa zugelassen und fahren durch die Lande auf der Suche nach interessanten Zielen. Mit dieser Entwicklung ist die Nachfrage nach adäquaten Stellplätzen in attraktiven Destinationen, wie Städten, Gemeinden und sowie bei Freizeiteinrichtungen und Sehenswürdigkeiten enorm gewachsen.

Doch weiterhin, auch eine Erkenntnis des CIVD, fehlt es an einem adäquaten Stellplatz-Angebot. In Deutschland haben 13,8 % aller Kommunen einen oder mehrere Stellplätze. Viele Städte, Gemeinden und Kommunen sind sich oftmals ihrer Attraktivität und vor allem dem wirtschaftlichen Potential, das in Verbindung mit dem Wohnmobiltourismus besteht, nicht bewusst. Darüber hinaus stehen auf der anderen Seite zahlreiche kommunale Planer und private Investoren vor ungelösten Fragen, wenn es um die professionelle Einrichtung eines Wohnmobil-Stellplatzes geht.

Unterstützung soll kommen

Für diese Zielgruppe(n) und vor allem für die Beantwortung entsprechender Fragen respektive der Unterstützung bei der Planung und bis zur finalen Ausführung hat sich im Jahr 2016 eine Arbeitsgruppe praxiserfahrener Experten in der Arbeitsgemeinschaft „Stellplatzkonzepte“ zusammengefunden. Die Arbeitsgemeinschaft „Stellplatzkonzepte“ unterstützt Investoren, Kommunen, Städte und ähnlich Interessierte mit der Standort-Analyse. Des Weiteren ist eine fachgerechte Unterstützung bei Planung und Durchführung, von der Platzkonzeption über die Ausschreibung bis hin zur Wahl von Lieferanten für eine entsprechende Technik-Ausstattung geplant. Zu guter Letzt soll Marketing und PR durch Experten mit langjähriger Erfahrung im Caravaning- und Medien-Bereich geleistet werden.

Ein weiteres Ziel der Arbeitsgemeinschaft „Stellplatzkonzepte“ ist, das Wirtschaftspotential „Wohnmobiltourismus“ generell publik zu machen und für die suchenden Wohnmobilisten ein größeres Angebot zu schaffen. Jeder Reisemobilist gibt laut wissenschaftlicher Studien bei seinem Aufenthalt für Gastronomie, Einzelhandel und sonstigen Dienstleistern täglich mehr als 50 Euro aus. So bringt der Wohnmobiltourismus den Kommunen nicht nur mehr Kaufkraft, er fördert zudem in erheblichem Maße den touristischen Bekanntheitsgrad der Stadt, Gemeinde, Kommune bzw. generell einer ganzen Region. Doch damit ist es nicht getan. Hersteller, Händler und Verbände müssen aktiver in der Stellplatzsuche und Umsetzung eingreifen. Ein Musterstellplatz auf eine Messe reicht in keinem Fall. Händler vor Ort müssen sich als direkte Profiteure viel stärker engagieren und von den Herstellern unterstützt werden. Denn nur dann wird ein Schuh, ähh, Stellplatz daraus. Zwar ist es lobenswert, dass sich der Verband bei der Neuregelung des Führerscheins und die Gewichtserweiterung der Klasse B von 3,49 to auf 4,25 to eingebracht hat. Das ist aber nicht mal der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein. Nun können mehr Fahrzeuge durch Besitzer der Klasse B in den Markt gebracht werden. Sinnvoller wäre es, die Fahrzeuge leichter und sicherer zu machen. Doch das ist ein völlig anderes Thema.