Technische Geräte, insbesondere elektronische Geräte, veralten schneller als gedacht. Zwar hat sich das Alterungstempo verlangsamt. Waren früher beispielsweise PCs und Mobiltelefon schon nach einem halben Jahr von der nächsten Generation überholt, so dauert es heute etwas länger. Doch Geräte einfach zu entsorgen, ist nicht mehr der richtige Weg, wie luckx – das magazin recherchierte.
Schwindende Ressourcen und steigende Nachfrage
Reparieren und verwerten ist heute das A und O bei der Rohstofffrage. Immer häufiger steht reparieren auf dem Programm. War es vor zwei Jahren während der IFA-Vorschauveranstaltung nur ein „lahmer Punkt“ auf der Agenda, nimmt das Thema nun stärker Fahrt auf. Damals wurde berichtet, das größte Problem sei die Ersatzteilversorgung und Reparaturpläne zu erhalten. Nun hat die EU mit der Reparaturrichtlinie („Recht auf Reparatur“) die Verbraucher gestärkt. Hersteller sind verpflichtet, Reparaturen für bestimmte Produkte auch nach der Gewährleistung zu fairen Preisen anzubieten und die Verfügbarkeit von Ersatzteilen sicherzustellen. Die Richtlinie trat am 1. Juli 2024 in Kraft und muss bis zum 31. Juli 2026 in nationales Recht umgesetzt werden. Sie zielt darauf ab, die Lebensdauer von Produkten zu verlängern, Elektroschrott zu reduzieren und eine nachhaltigere Kreislaufwirtschaft zu fördern. Dieses System ist auch als Cradle to Cradle bekannt. Nun ist die Cradle to Cradle NGO eine Partnerschaft mit der IFA Berlin eingegangen. Angesichts schwindender Ressourcen und steigender Nachfrage muss sich die Consumer- und Home-Electronics-Branche neu ausrichten. Die Transformation hin zu zirkulären Strukturen nach Cradle to Cradle (C2C) eröffnet entscheidende Chancen, die Branche als Motor wirtschaftlichen Wachstums zu stärken und das Innovationspotenzial von morgen auszuschöpfen.
Herausforderungen der Produktion
Materialien in linear produzierten Geräten sind dauerhaft miteinander verbunden, teilweise gesundheitsschädlich in Herstellung oder Nutzung, schwer rückverfolgbar und nur begrenzt rückführbar. Auch Transparenz in globalen Lieferketten sowie einheitliche soziale und ökologische Standards sind bislang nicht überall gegeben. Dadurch gehen wertvolle Rohstoffe wie Gold, Kobalt oder Palladium häufig verloren, und es entstehen geopolitische Abhängigkeiten. Zudem verhindert lineare Produktgestaltung, dass Materialien kontinuierlich im Kreislauf bleiben. Dadurch entstehen nicht nur wachsende Abfallmengen, sondern auch eine zunehmende Belastung der Umwelt. Allein in Deutschland fallen jährlich rund 900.000 Tonnen Elektroschrott an. Müll ist ein menschengemachtes Konzept. In einer C2C-Wirtschaft existiert er nicht. Nach dem Vorbild der Natur geht nichts verloren. Dieses Prinzip lässt sich auch auf die Elektronikbranche übertragen. Produkte und Prozesse sind von Anfang an so gestaltet, dass alle Bestandteile entweder in biologische oder technische Kreisläufe zurückgeführt werden können. Das heißt, Geräte werden zunächst in ihre Bestandteile zerlegt. Diese werden anschließend recycelt, aufbereitet oder repariert und so zur Grundlage für neue Produkte.
C2C-Geräte werden von vornherein als Rohstofflager für ein definiertes Nutzungsszenario konzipiert. Die eingesetzten Materialien sind in diesem Szenario gesund für Mensch und Umwelt, sowie fair und transparent gewonnen und verarbeitet. Modulares Design, digitale Produktpässe, Material-Pooling und der Einsatz erneuerbarer Energien ermöglichen zudem innovative Geschäftsmodelle. Ein Beispiel sind Product-as-a-Service-Modelle, bei denen das Eigentum am Produkt und seinen Rohstoffen beim Hersteller bleibt. „Die IFA ist seit jeher Plattform für die Technologien von morgen. Durch die Partnerschaft mit Cradle to Cradle NGO wollen wir zeigen, dass Innovation und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen. Das Positionspapier macht deutlich, wie die Branche Kreislaufwirtschaft praktisch umsetzen kann – und damit die Grundlage für eine zukunftsfähige Consumer-Electronics-Industrie legt“, sagt Leif Lindner, CEO, IFA Management GmbH.
Über das Positionspapier
Das Papier beschreibt konkrete Best-Practice-Beispiele – von der Nutzung von recyceltem Lötzinn über Gefrierschränke, die mit Vulkangestein dämmen, bis hin zu Smartphones mit Rückgabesystem. Verbunden mit der Forderung, diese Ansätze in die Skalierung zu bringen. Ressourcenmanagement, Gesundheit, Digitalisierung und soziale Aspekte sollten künftig nicht länger getrennt gedacht, sondern gemeinsam und systematisch geplant und umgesetzt werden. Digitale Produktpässe, gesunde Materialien, transparente Lieferketten, faire Arbeitsbedingungen und zukunftsfähige Geschäftsmodelle müssen selbstverständlich werden. Das Ziel ist, unser Wirtschaften grundsätzlich zukunftsorientiert und gesamtheitlich zu gestalten und nicht nur weniger schädlich zu machen. Auf diese Weise kann die Home & Consumer Tech Branche künftig leistungsstarke, unterhaltsame und zugleich verantwortungsvoll produzierte Geräte entwickeln – mit positiven Auswirkungen auf Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft.