Angst ist kein guter Begleiter. Das wissen auch die Mitmenschen und Institutionen, die sich der Propaganda bedienen. Doch mit Angst lassen sich Menschen verunsichern und eigene Ziele erreichen. Was das für die Automobil-Branche bedeuten kann, versucht luckx – das magazin herauszufinden.
Elektromobilität, autonomes Fahren und Verbrenneraus
Die europäische Auto-Industrie, insbesondere die deutsche, steht für die Verbrennertechnologie. Über 150 Jahre wurde diese Technologie entwickelt, verbessert und auf ein Niveau katapultiert, die für andere Nationen unerreichbar scheint. Nun soll alles nicht mehr gelten. Ab sofort sollen nur noch Elektrofahrzeuge unsere Welt beherrschen. Dass wir diesen radikalen Umstieg von heute auf morgen so nicht leisten können, wird immer gern verschwiegen. Denn wie sollen 360 Millionen Verbrenner-Fahrzeuge in Europa bis morgen gegen Elektromobile ausgetauscht werden. Das wird zwar gern von Ideologen gepredigt. Doch Lösungen zeigen sie nicht. Es ist doch naiv zu glauben, dass auch in 20 Jahren wir nur noch mit Elektrofahrzeuge auf Europas Straßen unterwegs sind. Das bedeutet, jedes Jahren müssten 15 Millionen E-Fahrzeuge auf den Markt kommen. Das ist völlig unrealistisch insbesondere vor dem Hintergrund, dass Volkswagen als größter europäischer Hersteller aktuell seine Produktion aufgrund geringer Nachfrage nach E-Fahrzeugen reduzierte. Deswegen werden wir mit der Verbrennertechnologie weiterhin auf den Straßen unterwegs sein müssen. Und die Chinesen? Sie möchten gern in Europa mitspielen, sind aber nicht angesagt; trotz staatlicher Förderung. Zwar wird in China das Thema autonomes Fahren als großer Vorteil betrachtet. Doch diese „technische Spielerei“ stößt in Europa eher auf Ablehnung. Wahrscheinlich liegt das auch begründet in der langen Tradition der automobilen Lebensverhältnissen, wo das Autofahren über 150 Jahre vom Vater auf die Tochter und von der Mutter auf den Sohn vererbt wird (oder umgekehrt).
Automobile Wünsche
In China wurde erst 1958 das erste Serienauto hergestellt. In der 1980-er Jahre entstand dann durch die Kooperation mit Volkswagen eine technisch anspruchsvolle Automobilproduktion. So lässt sich wahrscheinlich auch erklären, warum sich Autofahrer in China für ihr Auto der Zukunft insbesondere fortschrittliche Technologien wünschen. In Deutschland wird dagegen traditionell mehr auf das Thema Sicherheit gesetzt. Das geht aus dem aktuellen AUMOVIO Mobility Report hervor. Laut der Studie halten 58 Prozent der deutschen Autofahrer fortschrittliche Sicherheitssysteme für ein wichtiges Merkmal des Autos von morgen. Im Vergleich dazu zeigen die chinesischen Befragten mehr Flexibilität in ihren Präferenzen, wobei 37 Prozent der Fahrer diese Systeme hervorheben. Eine elektrische Reichweite von mehr als 600 Kilometern (44 Prozent) war für sie die wichtigste Eigenschaft des Fahrzeugs der Zukunft (Deutschland: 50 Prozent). Auffällig ist zudem: In China (39 Prozent) wird Funktionen für autonomes Fahren deutlich mehr Bedeutung beigemessen als in Deutschland (15 Prozent). Der Report basiert auf Daten, die durch das Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov erhoben wurden. In Online-Interviews wurden jeweils rund 1000 Personen aus Deutschland und aus Metropolregionen in China befragt, die einen Führerschein besitzen und gelegentlich oder regelmäßig mit dem Auto fahren.
Kundenbedürfnisse
Es wird deutlich: Ein Auto für die gesamte Welt ist unmöglich herzustellen. Jeder Kontinent, jedes Land, jeder Mensch, hat andere Bedürfnisse an seinen fahrbaren Untersatz. Außerdem kann eine differenzierte Marktansprache für die verschiedenen Regionen der Schlüssel zum Erfolg sein. Hersteller müssen die jeweiligen Erwartungen verstehen und mit entsprechenden Technologien gezielt ansprechen. Eine erfolgreiche Präsenz in den internationalen Schlüsselmärkten, insbesondere in Deutschland und China, erfordert ein tiefgreifendes und differenziertes Verständnis der jeweiligen Kundenbedürfnisse. Das zeigt diese Umfrage. Sie bietet aufbauende Ergebnisse für europäische Hersteller bietet: 30 Prozent der chinesischen Fahrer würden bei ihrem nächsten Kauf ein europäisches Auto wählen, und 32 Prozent würden sich für eine chinesische Marke entscheiden. Dies zeigt, dass europäische Autos für chinesische Verbraucher trotz vieler Herausforderungen nach wie vor attraktiv sind. Zwar gibt es auch in Deutschland Interesse für chinesische Fahrzeuge, doch kommen chinesische Autos nicht einmal für ein Zehntel der deutschen Autofahrerinnen und Autofahrer als nächstes Fahrzeug infrage. Mehr als die Hälfte der Deutschen würde aktuell ein europäisches Auto kaufen.
Erwartungen
Die Erwartungen an Modelle aus China und Europa sind dabei bei den jeweiligen Autofahrerinnen und Autofahrern ganz unterschiedlich gelagert. Deutsche Autofahrer achten bei chinesischen Autos vor allem auf den Preis: So zeigt der Mobility Report, dass bei mehr als der Hälfte der deutschen Befragten ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis (59 Prozent) und zuverlässige Qualität (52 Prozent) im Fokus stehen. Chinesische Autofahrerinnen und Autofahrer hingegen achten vor allem auf die Markenreputation (Brand-Heritage und Status-Signalwirkung: 66 Prozent) sowie auf Materialien und hochwertige Verarbeitungsqualität (66 Prozent). Wettbewerbsfähige Preise sieht nur jeder fünfte Chinese (22 Prozent) als ein Kaufkriterium. Deutschland sieht chinesische Autos stark durch die Preis-Leistungs-Brille und schaut kaum auf die fortschrittlichen Features, für die chinesische Autos bekannt sind. Für chinesische Verbraucher ist der Kauf eines europäischen Modells vor allem eine Anerkennung der langjährigen Tradition und der bewährten hohen Qualität einer Marke.
Die Akzeptanz moderner Technik ist in beiden Märkten hoch. In Deutschland (63 Prozent) und China (80 Prozent) fühlen sich die Menschen von neuen Technologien im Auto nicht überfordert.
Autonomes Fahren
Als wichtigste technologische Features für ihr Zukunftsauto nennen die deutschen Autofahrerinnen und -fahrer eine eingebaute Navigation mit Echtzeit-Verkehrsinformationen (85 Prozent), eine gute Smartphone-Einbindung (66 Prozent) und Fahrassistenzsysteme (61 Prozent). In China werden diese Features ebenfalls geschätzt, doch anders als in Deutschland sind dort zudem KI-gestützte Sprachassistenten (71 Prozent, Deutschland: 39 Prozent) und autonome Fahrfunktionen (70 Prozent, Deutschland: 32 Prozent) gefragt. Überhaupt zeigen sich beim autonomen Fahren derzeit die größten Marktunterschiede. 68 Prozent der befragten Chinesen glauben, dass autonomes Fahren die Sicherheit beim Fahren erhöht. In Deutschland glauben das lediglich 38 Prozent. Evolution versus Revolution – die Zahlen zeigen eindrucksvoll, wie unterschiedlich das Technologieverständnis beider Gesellschaften ist: Während deutsche Konsumenten bestehende Technologien perfektionieren möchten, möchten chinesische Autofahrer das Auto von morgen in vielerlei Hinsicht auf ein ganz neues Level heben.
Die Daten des AUMOVIO Mobility Reports basieren auf Online-Interviews mit Mitgliedern des YouGov-Panels, die der Teilnahme vorab zugestimmt haben. Für diese Befragung wurden im Zeitraum 28.07. bis 05.08.2025 insgesamt 2104 Personen in Deutschland und China befragt, die einen Führerschein besitzen und gelegentlich oder regelmäßig Auto fahren. Die Erhebung in Deutschland wurde nach Alter, Geschlecht und Region differenziert, die Erhebung in China nach Alter und Geschlecht; die Ergebnisse wurden anschließend entsprechend gewichtet.