Wohnen in der Krise

Wie verändern sich unsere Träume vom Wohnen? Wenn wir einen Blick in eine aktuelle Studie zum Wohnen anschauen, soll aus unserer Wohnung ein Schutzraum werden. Zwar ist der Schutz der Wohnung schon laut Gesetz dem Bundesbürger zugesichert. Doch die Nachfrage nach heimischen Bunkern hat zugenommen, wie luckx – das magazin recherchierte.

Bunker

Zwar ist die Nachfrage nach Bunkern in den letzten Jahren stark gestiegen. Doch so eine Investition will gut überlegt werden. Denn der Bau kann schnell 100.000 Euro und mehr verschlingen. Wer schon einmal in einem Schweizer Einfamilienhaus war, dem wurden diese Schutzräume sicherlich vorgeführt. Doch ihre Funktion werden wohl nur wenige erfüllen, weil sie eher als Abstellraum genutzt werden. Dieser Zustand ändert nichts daran, dass das Zuhause als Schutzraum insbesondere in Krisenzeiten gefragt ist. Menschen wünschen sich gerade in dieser Zeit einen einen sicheren Rückzugsort. In der aktuellen Wohntraumstudie sehen es jedenfalls 93 % der Befragten so. Auch der Wunsch nach Wohneigentum besteht weiterhin, wie zwei Drittel der Mieter mitteilten. Genauso viele, 60 %, wünschen sich eine Veränderung ihrer Wohnsituation. Wie nun diese Träume verwirklicht werden sollen, bleibt ein Geheimnis. Steigende Baukosten, steigende Mieten und nicht handelnde Politik hilft diesen Wünschen nicht auf die Sprünge. So ist die Forderung der Bürger verständlich, dass die Politik handeln muss. Jedenfalls fordern das 93 % der Befragten. Insbesondere mehr Mut und Pragmatismus bei neuen Bauprojekten sollte angepackt werden. Denn Wohnen ist ein zentrales gesellschaftliches Thema.

Rückzug ist Trend

Das Zuhause wird zunehmend als Schutzraum wahrgenommen; gerade in Krisenzeiten soll die Wohnung ein sicherer Rückzugsort sein. 80 Prozent möchten langfristig in ihrem Zuhause bleiben. Das ist verständlich. Denn je unüberschaubarer die Außenwelt, desto größer wird das Bedürfnis nach Kontrolle und Selbstwirksamkeit in den eigenen vier Wänden. Durch die vielen multiple Krisen auf kommt bei den Bürgern an, dass diese nicht mehr verschwinden. So wird es nach Ansicht der Befragten unabsehbar Kriege, wirtschaftliche Krisen und Klimakrisen weiterhin geben. So ist nachzuvollziehen, dass diese Krisen in Bezug auf das Thema Wohnen von Jahr zu Jahr deutlichere Spuren in den Köpfen der Menschen hinterlassen. Während der Wunsch nach dem freistehenden Einfamilienhaus mit 54 Prozent (-2 Prozent im Vgl. zu 2024) weiterhin an der Spitze steht, gewinnen pragmatischere Wohnformen wie die Doppelhaushälfte (+3 % im Vgl. zu 2024) oder Wohnungen in Mehrfamilienhäusern (+5 % im Vgl. zu 2024) an Bedeutung. So weicht die früheren Träume eher dem Pragmatismus. Funktionalität und Kosten gewinnen die Oberhand.

Immobilienmarkt ist unbeweglich

Der Wunsch nach Wandel ist groß unter den Befragten: 60% wünschen sich eine Veränderung ihrer Wohnsituation – und vor allem eine Wohnsituation, die besser zu ihrem Leben passt. Das kann eine größere oder eine altersgerechte Wohnung sein. Mehr als ein Viertel der Befragten sagt gleichzeitig, nicht daran zu glauben, eine passende Wohnung zu finden. Auf die Frage nach dem Warum sagen 63 Prozent, der Markt sei schwierig und wie festgefroren. 60 Prozent geben an, sich finanziell keine andere Immobilie leisten zu können. 55 Prozent bewerten den Wohnraum in Deutschland insgesamt als zu knapp. Als Folge verharren viele Menschen in ihrer aktuellen Wohnlösungen, die eigentlich nicht mehr zu ihrer Lebenssituation passen. Es besteht bei ihnen die Angst, keine passende Alternative zu finden.

Politik ist gefordert

Gleichzeitig macht die Studie deutlich: Der Wunsch nach Wohneigentum ist nach wie vor ungebrochen groß. So gehört ein schönes Zuhause nach Gesundheit zu den wichtigsten Dinge im Leben. Zudem möchten zwei Drittel der Mieter gerne im Eigentum leben. Doch die Hürden sind hoch. 75 Prozent nennen niedrigere Immobilienpreise als wichtigste Voraussetzung für einen Kauf, 53 Prozent niedrigere Kreditzinsen. Doch diese Wünsche können in absehbarer nicht in Erfüllung gehen. Immobilienpreise steigen weiter und Zinsen bewegen sich eher seitwärts.

Zwar lässt sich aus der Studie entnehmen, dass weiterhin Wohnträume bestehen. Doch Träume und Bauanträge oder Baugenehmigungen schaffen keine Wohnung. Menschen brauchen Verlässlichkeit und Zuversicht, damit sie zur Investition bereit sind. Diese Aufgaben gehört zum politischen Rahmen und ist zwingend in Angriff zu nehmen.

Seit dem Jahr 2011 führt die Interhyp AG die Wohntraumstudie durch. Bei der Neuauflage 2025 hat das Rheingold Institut ein zweistufiges Studiendesign erfolgreich fortgeführt. Erster Schritt waren 20 Videointerviews zur vertieften Erfassung aktueller Wohnträume (Erhebungszeitraum: Juni 2025). Im zweiten Schritt wurden die wichtigsten Erkenntnisse der Interviews in einen quantitativen Fragebogen überführt und rund 1.500 Menschen in einem bundesweiten und repräsentativen Online-Panel befragt (Erhebungszeitraum: Juli 2025).