Banken und Sparkassen stehen unter hohen finanziellen Belastungsdruck. Konnte früher durch das Geldverleihen ordentlich verdient werden, so machen heute den Geldhäusern die geringen Zinsen das Geschäft schwer. So reifen bei den Bänkern die Ideen auf Spar- und Sichteinlagen negativ Zinsen zu erheben. Eine verkehrte Welt tut sich auf. Da wird der kleine Sparer bestraft, wenn er für schlechte Zeit vorsorgt.
Aufregung auf dem Finanzmarkt
Nun sorgte auch die staatliche KfW-Bank für Aufregung: KfW-Chef Günther Bräunig kündigte in einem Interview an, ab 2020 Förderkredite mit Negativzinsen auf den Markt zu bringen. Allerdings können die durchleitenden Banken den Minuszins IT-seitig noch nicht abbilden und Baufinanzierer können vorerst nicht direkt vom in Aussicht gestellten KfW-Angebot profitieren. Bräunig geht jedoch davon aus, dass bis zum Herbst 2020 alle Banken und Sparkassen in der Lage sein werden, den Negativzins an Endkunden weiterzugeben. Das würde bedeuten: Wer sich Geld für eine Baufinanzierung leiht, zahlt am Ende des Darlehensvertrages weniger zurück, als er am Anfang aufgenommen hat.
Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender der Dr. Klein Privatkunden AG, hat allerdings Zweifel an dieser Prognose: „Die IT-Systemlandschaft der Banken ist teilweise extrem veraltet und für eine Umstellung auf Negativzinsen sind hohe Investitionsaufwände nötig. Dass alle Banken und Sparkassen bis Ende 2020 in der Lage sein werden, Minuszinsen abzubilden, bezweifle ich daher stark.“ Neumann vermutet hinter der Äußerung Bräunigs zudem eine ganz pragmatische Motivation: „Da die KfW ihre Mittel nicht direkt an Endkunden vergibt, ist sie auf die technische Abbildbarkeit ihrer Produkte in den Banksystemen angewiesen. Die Prognose und das Zeitfenster – „in einem Jahr“ – wurden meiner Meinung nach bewusst platziert, um den Druck auf die Banken zu erhöhen, die von der KfW avisierten negativen Zinsen auch ihren Privatkunden weiterzugeben.“
Wirtschaft wächst im Schneckentempo
Haarscharf ist Deutschland im dritten Quartal 2019 an einer technischen Rezession vorbeigeschrammt: Die hiesige Wirtschaft wuchs überraschend um 0,1 Prozent, nachdem sie im zweiten Quartal um -0,2 Prozent geschrumpft war. Damit erweist sich die deutsche Wirtschaft als widerstandsfähiger als von den meisten Beobachtern erwartet.
Für eine Entwarnung oder gar eine Trendwende spricht das minimale Wachstum dennoch nicht: „Für den überraschenden Aufwind hat vor allem der private Konsum gesorgt. Das deutsche Exportgeschäft und die Industrieproduktion leiden weiterhin unter der schwächelnden Weltwirtschaft, dem Handelskonflikt zwischen den USA und China und dem drohenden Brexit-Chaos.“ Im Handelsstreit zwischen den USA und China gab es zwar zuletzt minimale Lichtblicke, der Ausgang des Brexits ist aktuell allerdings wieder so ungewiss wie eh und je.
Bauzinsen:wo bleibt die Zinswende?
Bereits seit dem 7. Mai 2019 bewegt sich die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe unterhalb von 0 Prozent. Zwar pendelt sie seit ihrem absoluten Tiefstand von -0,72 Prozent im August wieder auf einem marginal höheren Niveau, eine dauerhafte Aufwärtsbewegung ist allerdings nicht abzusehen. Auch der Bestzins für zehnjährige Hypothekendarlehen verharrt seit mehreren Wochen auf einem Tiefstand von 0,46 Prozent. „Solange es keine umfassende und positive Lösung im Handelsstreit und Klarheit bezüglich des Brexits gibt, werden diese Unsicherheiten die konjunkturelle Entwicklung auch in 2020 weiter negativ beeinflussen. Erst wenn Sicherheit in diesen beiden Fragen herrscht oder konsequente Strukturreformen in für die Weltwirtschaft wesentlichen Ländern wie Deutschland oder Italien umgesetzt werden, kann sich die Konjunktur nachhaltig positiv entwickeln.“ Bis dahin ist eine Änderung der aktuellen Zinssituation nicht in Sicht.
Wer also nun den „guten“ Vorsatz für 2020 wählte und in eine eigene Immobilie investierten möchte, hat gute Aussichten auf einen niedrigen Zins. Doch aufgepasst: die Immobilienpreise steigen weiter. Und Bauunternehmen müssen Aufträge absagen, weil das notwendige Personal fehlt. Darüber hinaus steigen ebenfalls die Preise für Baumaterial weiter. Ein Teufelskreis für Bauwillige. Doch wer selbst handwerklich geschickt ist, könnte mit eigener Muskelkraft und viel Zeit das eigene Dach über den Kopf erstellen.