Das ist der Wunsch wohl vieler Menschen: ein zweites Leben in der Hinterhand zu haben. Wenn das erste scheiterte, so wird der Schalter umgelegt. Na ja, soweit scheint die heutige medizinische Forschung noch nicht zu sein. Das gelingt wahrscheinlich nur bei technischen Produkten.
Doch auch dort ist aller Anfang schwer. Wurden früher Bremsbacken der Autobremse aufgenietet, Fernseher repariert und Glasflaschen gesammelt und wiederverwendet, so wird heute der größte Teil energieaufwendig entsorgt. Oder es sind nur größere Einheiten auswechselbar, die eine kostengünstige Reparatur unmöglich machen. Manchmal muss die Versorgungslage entsprechenden Druck erzeugen, die zu neuen Verwendungsmöglichkeiten führen kann. Das scheint nun bei E-Auto-Akkus der Fall zu sein.
Second Life
Die Zahl der Elektroautos wird in den nächsten Jahren deutlich steigen. Doch was passiert mit Akkus, die defekt oder zu schwach sind? Sie werden keinesfalls wertlos, nur weil sie für den Einsatz im Auto nicht mehr leistungsfähig genug sind.
Batterien, die nicht mehr im Auto genutzt werden, aber noch einen Energieinhalt von 70 bis 80 Prozent haben, können in ein zweites Leben (sog. „Second Life“) im stationären Betrieb überführt werden. Dort können sie zum Beispiel in Großspeichern genutzt werden, wie aktuell bei Projekten im Hamburger Hafen oder in der Amsterdam Arena, in denen die Betreiber neue Geschäftsmodelle erproben. Auch als Stromspeicher für den privaten Haushalt sind die Batterien prinzipiell einsatzfähig. Um die Weiterverwendung außerhalb des Fahrzeuges zu ermöglichen, müssen aber geeignete Rahmenbedingungen geschaffen werden. Hürden bei der Nutzungsänderung und Verwendung von Batterien für Second-Life-Anwendungen sind (etwa) ungeklärte Haftungsfragen und die Verantwortung für die Entsorgung.
Geht es dann ans Recyceln, steht Effizienz im Vordergrund: Das gilt vor allem für die in einem Akku enthaltenen Rohstoffe wie Lithium oder Kobalt – denn sie sind zu wertvoll, um sie ungenutzt zu lassen. Recyclinganlagen für Lithium-Ionen-Akkus gibt es bereits heute. Wenn in den nächsten Jahren aber mehr alte Batterien recycelt werden müssen, müssen auch die Anlagen sukzessive erweitert werden. Eine möglichst effiziente Rückgewinnung der Materialien ist die Voraussetzung dafür, dass sich der Aufwand ökonomisch und ökologisch bezahlt macht.
Nach geltender Rechtslage (Batteriegesetz von 2006) müssen mindestens 50 Prozent des Materials einer Batterie recycelt werden – ein Wert, der häufig bereits durch das Entfernen von Gehäuse und Komponenten aus Aluminium, Stahl oder Kunststoff erreicht wird. Das Ziel, auch die kritischen Rohstoffe der Batterie wiederzugewinnen, wird damit klar verfehlt. So fordert der ADAC die Gesetzeslage den technischen Möglichkeiten anzupassen und die sogenannte „Recyclingeffizienz“ gemäß dem technisch realisierbaren Stand auf über 90 Prozent anzuheben. Nur so kann ein hohes Maß an stofflicher Verwertung erreicht werden.
Deutlich höhere Recyclingquoten möglich
Nach Ansicht des ADAC ist bei der Batterieweiterverwendung und dem Recycling technisch heute schon deutlich mehr möglich, als regulatorisch gefordert wird. Da sich der Großteil der Traktionsbatterien aber noch längere Zeit im Einsatz in Fahrzeugen oder in Second-Life-Anwendungen befinden werden, wird es noch ein wenig dauern, bis größere Stückzahlen recycelt werden müssen. Umso wichtiger ist es aber, dass diese Zeit genutzt wird, um klare regulatorische Rahmenbedingungen zu schaffen, entlang derer Recycling und Second-Life weiterentwickelt werden können, um dann, wenn Elektromobilität ein Massenmarkt geworden ist, vorbereitet zu sein.