Mobiles Reisen

Reisen und Urlaub sind weiterhin der Deutschen liebste Freizeitbeschäftigung. Durch die Corona-Pandemie war zwar das Reisen eingeschränkt. Doch schon 2022 wurde trotz Beschränkungen wieder viel gereist. 2023 scheint sich zu einem neuen Rekordjahr zu entwickeln. Auch die mobile Reiselust ist hoch, wie luckx – das magazin auf der Caravan-Messe in Düsseldorf feststellte.

Lebensgefühl

In den letzten 10 Jahren haben immer mehr Bundesbürger das Campen und Reisen mit Wohnmobil, Wohnwagen und Freizeitfahrzeugen für sich entdeckt. Mit dem Begriff „Van life“ wurde von vielen Freiheit und Abenteuer verbunden. Es entwickelte sich ein Lebensgefühl, das immer mehr Anhänger entdecken – quer durch alle Gesellschaftsschichten und Altersklassen. Auch auf dem Caravan Salon in Düsseldorf ist diese Entwicklung zu spüren. An den ersten drei Tagen kamen über 75.000 Caravaningfans zur weltgrößten Messe rund um die mobile Freizeit wie die Messegesellschaft zählte. Das sind im Vergleich zu 2019 rund 5.000 Besucher weniger trotz der Erweiterung des eigentlich für die Presse vorbehaltenen Freitag. Dieser wurde nun als Preview-Day ausgewiesen und zu einem höheren Eintrittsbetrag hatte jeder Zugang zur Messe. Trotzdem scheint die Messeesellschaft zufrieden mit dem jetzigen Ergebnis zu sein.

Viele Aussteller

Während der Messe präsentieren mehr als 750 Aussteller aus 37 Ländern noch bis zum 3. September in 16 Hallen und auf dem Freigelände Reisemobile und Caravans jeder Größe und Preiskategorie, außerdem Basisfahrzeuge, Zubehör, technisches Equipment, Ausbauteile, Zelte, Mobilheime, Campingplätze, Reisemobilstellplätze sowie Reisedestinationen.

Trotz der Vielfalt sind die Besucher anscheinend von den aufgerufen Preisen ernüchtert. Wenn ein Einsteiger-Fahrzeug 2019 noch für 40.000 Euro aufgerufen wurde, so müssen heute rund 60.000 Euro auf den Tisch gelegt werden. Bei den Fahrzeugen für „fortgeschrittene“ Reisende wie zum Beispiel Integrierte Wohnmobile wurden 2019 rund 70.000 Euro angezeigt. Heute wird für das gleiche Modell je nach Anbieter zwischen 115.000 bis 130.000 Euro vom potentiellen Käufer verlangt. Andererseits haben die Händler ihren Hof mit Fahrzeugen voll stehen. Und weitere Fahrzeuge sind schon im Zulauf. Wer also nicht ein bestimmtes Modell mit einer bestimmten Ausstattung haben möchte und auf ein „Standard“ Fahrzeug zugreift, kann ersten mit Preisnachlässen rechnen und zweitens von sofortiger Verfügbarkeit profitieren.

Zulassungszahlen rückläufig

Zwar erfreut sich Caravaning weiterhin in Deutschland und Europa großer Beliebtheit. Die zahlreichen Vorzüge des mobilen Urlaubs begeistern nicht nur Menschen mit Camping-Erfahrung, sondern auch viele Neueinsteiger. Die weiterhin hohe Nachfrage beflügelt den Markt für Neufahrzeuge: Alleine im Zeitraum 2020 bis 2022 haben deutsche Hersteller über 375.000 neue Freizeitfahrzeuge produziert. Die Auftragsbücher der Hersteller sind weiterhin gut gefüllt und die Nachfrage spartenübergreifend hoch. Doch die Lieferketten sollen weiterhin noch nicht wieder hergestellt sein, was zu geringeren Neuzulassung führte, stellte der Branchenverband fest. Dem entgegen stehen die Aussagen der großen Automobilhersteller. Diese können schon auf funktionierende Lieferketten zurückgreifen. Einzig FIAT mit dem Ducato hat aufgrund der Produktionsumstellung auf ein neues Modell noch nachvollziehbare Lieferengpässe.

So liegt die Branche unter den außergewöhnlichen Rekordwerten der Vorjahre, erzielt aber angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen nach Ansicht der Branchenvertreter ein insgesamt gutes Ergebnis im Zeitraum Januar-Juli: In den ersten sieben Monaten wurden in Deutschland insgesamt 63.141 Freizeitfahrzeuge neu zugelassen. Mit 15.117 Neuzulassungen liegt die Caravan-Sparte 11 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die Reisemobil-Neuzulassungen erreichen mit 48.024 Einheiten (+0,7 Prozent) das drittbeste Ergebnis aller Zeiten für diesen Zeitraum.

Dann eben selbstausbauen

Schon im letzten Jahr wurde Selbstausbauen verstärkt nachgefragt. Mit Martin Kreplin ist ein Selbstausbauer-Experte mit Rat und Tat anwesend. Er stellte zur Überraschung der anwesenden potentiellen Selbstausbauer fest, dass ein Fahrzeug selbst auszubauen jeder kann. Schränkte dann aber nur minimal ein, dass der Umgang mit dem Handwerkszeug schon geübt sein sollte. Doch ein Hobbyhandwerker schafft das schon. Mit einer Einschränkung fuhr er fort: Wer meint, der Selbstausbau komme günstiger als ein Fahrzeug von der Stande, täuscht sich. Denn die Fahrzeugausbauer können auf günstigere Konditionen bei der Materialbeschaffung zugreifen. Der absolute Vorteil ist aber, dass das selbstausgebaute Fahrzeug meist den eigenen Ansprüchen mehr entspricht als ein Fahrzeug von der Stange. Und bei einem bisschen handwerklichen Geschick ist die Qualität mindestens genauso gut wie vom Hersteller. Darüber hinaus erspart es auch den ständigen Ärgern bei der Mängelbeseitigung durch den Lieferanten. Das ist nicht zu unterschätzen.