Wasserstoff wird ein Teil der Energiewende sein. Auch wenn die Entwicklung in vielen anderen Speichermedien weiter voran schreitet, ist die Speicherung und das schelle Befüllen von Tanks mit Wasserstoff eine sehr einfache Lösung. Das zeigten die aktuellen Fahrversuche vom Daimler-Truck. Doch wir brauchen viel mehr grünen Wasserstoff, damit die Energiewende gelingt, wie luckx – das magazin recherchierte.
Import notwendig?
Fast 80 Prozent des benötigten grünen Wasserstoffs muss Deutschland laut Schätzungen von Eternal Power künftig importieren. Der klimaneutrale Energieträger hat das Potenzial, die geopolitischen Verhältnisse weltweit neu zu sortieren. Für Deutschland ergeben sich Chancen, die Energiebeschaffung zu diversifizieren und damit unabhängiger von einzelnen Partnern zu werden. So lassen sich folgende Regionen in der Welt ausmachen, um, Wasserstoff aus erneuerbaren Energien kostengünstig zu produzieren und rentabel nach Deutschland zu importieren.
Neben großem Potenzial für die günstige Produktion von Solar- und Windenergie, bietet das größte südamerikanische Land noch eine weitere Quelle für ein Wasserstoff-Derivat aus nachhaltigen Ressourcen: Zucker. Denn Brasilien gehört zu den größten Produzenten von Bioethanol, das aus dem Zuckerrohr hergestellt wird. Das bei dem Fermentierungsprozess abfallende CO2 kann zusammen mit Wasserstoff wiederum für die Produktion von Methanol verwendet werden. Hinzu kommt, dass in Brasilien bereits große Mengen erneuerbarer Energien produziert werden. So ist zu erwarten, dass Brasilien in Zukunft einen großen Angebotsüberschuss an erneuerbaren Energien haben wird und erfüllt damit eine der wichtigsten Voraussetzungen, um als Exportland für grünen Wasserstoff infrage zu kommen. Auf bereits bestehende Produktionen wie der Ethanol-Industrie kann also aufgebaut werden und macht das Land besonders attraktiv als Partner.
Vereinigte Arabische Emirate
Großes Exportpotenzial und ideale Bedingungen für die kostengünstige Produktion von grünem Wasserstoff bieten auch die Vereinigten ArabischenEmirate (VAE). Für Investoren und den schnellen Hochlauf lokaler Projekte spielt die politische Unterstützung eine wichtige Rolle. Um bestehende Beziehungen zu vertiefen, gründete das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Energie und Infrastruktur der Vereinigten Arabischen Emirate im letzten Jahr die Emirati-German Hydrogen Task Force. Die Arbeitsgruppe soll Experten aus Industrie, Wissenschaft und Politik vernetzen und Empfehlungen für die beiden Ministerien hinsichtlich der deutsch-emiratischen Energiepartnerschaft erarbeiten. Mit ihrer langjährigen Erfahrung im Bereich der erneuerbaren Energien sind die Experten von Eternal Power auf Einladung des BMWK ebenfalls der Task Force beigetreten. „Neben den VAE ist der gesamte mittlere Osten eine aussichtsreiche Region, aus der wir in naher Zukunft grünen Wasserstoff beziehen werden“, weiß Moritz Schwencke. „Wir können auf lange gewachsenen Energiepartnerschaften aufbauen. Der politische Rückenwind sowohl aus Deutschland als auch den Partner-Ländern erleichtert die Finanzierung.“
Namibia
Eine relativ geringe Bevölkerungsdichte und große, geeignete Flächen für Wind- und Solaranlagen machen Namibia zum aussichtsreichen Energie-Partner für deutsche Unternehmen. Bereits bis 2025 will das Land grünen Wasserstoff nach Deutschland liefern. Dafür muss allerdings noch einiges geschehen: Leider verfügt Namibia noch nicht über ausreichende Infrastruktur und Produktionsanlagen. Doch die Bereitschaft ist groß, in die Zukunft zu investieren. Für das afrikanische Land stecken in dem Paradigmenwechsel große Chancen für die Zukunft. Mit dem Ende der fossilen Brennstoffe startet auch eine neue Weltordnung. Erneuerbare Energien haben das Potenzial, die Wirtschaft all jener Länder anzukurbeln, die bislang nicht vom wachsenden Wohlstand profitiert haben.
Europa
Die Erschließung neuer Wirtschaftszweige mit grünem Wasserstoff ist auch für die europäischen Partner eine Chance. Neben den skandinavischen Ländern, wo bereits große Off-Shore-Windparks wie in Norwegen in Planung sind, bieten auch die iberische Halbinsel und Griechenland Potenzial. Spanien will mithilfe von grünem Wasserstoff nicht nur selbst unabhängiger in seinen Energieimporten werden, sondern in die Nachbarländer exportieren. Ein Kostenvorteil kann durch den Transport entstehen: Grüner Wasserstoff aus Spanien oder Norwegen könnte auf dem Landweg über Pipelines in das europäische Netz gespeist werden, statt über den teureren Seeweg. Und wenn aus Spanien Wasserstoff durch Pipelines nach Mitteleuropa kommen, dann ist es nur ein kleiner Schritt, Nordafrikas Wasserstoff ebenfalls über diese Pipeline nach Europa zu leiten.