„Das ist alles psychisch bedingt!“ so oder ähnlich müssen wir uns manche Diagnose anhören. Doch so richtig in die erforderliche Tiefe geht es dann doch nicht. Hilfreich im Sinne von „wie werde ich diese Erkrankungen oder diese Symptome wieder los“ ist das nicht. Wie eine Chance zur Gesundung besteht, hat luckx – das magazin recherchiert.
Leidensweg
Viele Menschen leiden an chronischer Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen oder Magen-Darm-Problemen. Um die Ursachen zu finden, haben sie vielfach schon einen langen Leidensweg hinter sich. Manche, nicht alle, sind auf psychosomatische Probleme zurückzuführen. Dem wollen wir uns in diesem Bericht widmen. Psychosomatische Störungen sind nicht eingebildet und können die Lebensqualität des Betroffenen stark beeinträchtigen. Sie erfordern ein völlig anderes therapeutisches Vorgehen als eine somatische, medizinische, symptombezogene Behandlung: Um psychosomatische Störungen erfolgreich behandeln zu können, ist es wichtig, die emotionalen Faktoren, die die Symptome verursacht haben, zu behandeln.
Seit über 30 Jahren beschäftigt sich der Diplom-Pädagoge und psychologische Berater Andreas Winter mit diesen Phänomenen, die sowohl die Betroffenen als auch Ärzte und Therapeuten verzweifeln lassen. Als Leiter eines der ältesten Coaching-Institute Deutschlands verhilft er Menschen aus aller Welt zu mehr Lebensqualität durch rasche und unkonventionelle Konfliktlösungen. Mit seinem aktuellen Buch „Wie unsere Psyche tickt“ legt er ein Grundlagenwerk vor und erläutert an zahlreichen Fallbeispielen aus seiner Praxis, aber auch aus dem Netzwerk der von ihm ausgebildeten Coaches, dass es sich bei psychosomatischen Symptomen meist um sehr intelligente Schutzkonzepte handelt, die rational uminterpretiert werden können.
„Wie unsere Psyche tickt“ zeigt auf verständliche und wissenschaftlich fundierte Weise, dass jede psychosomatische Krankheit und Störung auf psychosozialem Stress basiert. Und die Lösung besteht immer darin herauszufinden, welche Absicht an ihrer Verwirklichung gehindert wird, wer oder was sie daran hindert und wie man lernt, anders damit umzugehen.
Schnittstelle zwischen Medizin und Psychologie
Psychosomatik betrachtet den Wirkzusammenhang zwischen Körper und Geist. Unsere psychische und emotionale Verfassung hat über das Drüsensystem einen direkten Einfluss auf unsere körperliche Gesundheit. Wenn Menschen nicht in ihren Bedürfnissen unterstützt werden oder längere Zeit Stress erleben, kann das ihre körperliche Gesundheit beeinträchtigen. Psychosomatische Symptome sind Erscheinungen, die sowohl auf einer seelischen Ebene als auch auf einer körperlichen Ebene auftreten. Eine Psychotherapie und ein ergänzendes psychosomatisches Training können dazu beitragen, die Symptome der Betroffenen positiv zu beeinflussen und zu reduzieren. Doch viel schneller und zudem nachhaltiger sind Verfahren, die die Symptomursache angehen und dort die Lösung ansetzen. Dies bedarf weder langwieriger Therapien noch irgendwelcher Trainings, sondern nur einer emotionalen Neubewertung der ursprünglichen Stresssituation, Reframing genannt. Hierfür sind keinerlei Medikamente erforderlich. Allerdings ist dazu neben der innerlichen Zustimmung des Klienten eine hohe didaktische Kompetenz des Analytikers erforderlich. Dieser muss ja nicht nur die Ursache aufspüren, sondern vor allem die Klienten zur Erkenntnis der Lösung führen.
Reframing als therapeutisches Werkzeug
In der Tiefenpsychologie können Symptome als Ausdruck von Stress betrachtet werden. Innere Konflikte, ungelöste Spannungen, schwere Enttäuschungen und weitere emotionsgeladene psychische Prozesse können sich sowohl im Verhalten als auch körperlich niederschlagen. Symptome sind daher keine Krankheit und keine Dummheit – sie sind sehr intelligente Schutzkonzepte, deren Ursachen aus der frühesten Kindheit stammen können. Da die Logik der Symptome aber auf der geringen Reife und der Ohnmacht eines Säuglings oder Kleinkindes basiert, welches sich vor der Wiederholung einer Traumatisierung schützen will und dieses Schutzmuster folglich im Unterbewussten schafft, wird ein Symptom immer deutlicher und stärker, je öfter die zu vermeidende Befürchtung eintritt. Je öfter ein Mensch re-traumatisiert wird, desto schlimmer wird seine daraus resultierende Symptomatik, einfach weil jede Bestätigung der Ursprungsgefahr das Wahrnehmungsmuster festigt.
Das Reframing verhilft hier zu einer anderen Sichtweise: „Wenn wir einem Menschen dazu verhelfen wollen, seine Symptome abklingen zu lassen, brauchen wir nur mit ein wenig Ursachenanalyse und einem passenden Reframing beim Klienten das Bewusstsein dafür zu schaffen, dass er nun andere Möglichkeiten hat, mit Verletzungen, Einschränkungen, Misshandlungen, Zwang, Ablehnungen, kurz, mit dem krank machenden Widerstand gegen seine Absichten umzugehen“, sagt Andreas Winter.