Solar Module

Immer mehr deutsche und europäische Hersteller stellen die Produktion von Solar-Modulen ein. Hintergrund ist die Überschwemmung durch chinesische Hersteller. Dioch ist das der alleinige Grund? Luckx – das magazin sucht die Günde.

Fördermittel

Die Energiekrise hat es an Tageslicht gebracht: Nachhaltig erzeugte Energie wird in einem viel zu geringen Umfang in Europa produziert. Geplante Projekte wurden nicht umgesetzt. So war es zum Beispiel mit dem Projekt „White Dragon“ in Griechenland. Ein Projekt von insgesamt über 8 Milliarden Euro sollte in der Westmakedonischen Region Griechenlands aus Sonnenenergie Wasserstoff liefern. In einem Kohlentagebau sollte auf rund 100 km² Kollektoren die notwendige Energie liefern. Die Voraussetzungen waren günstig. Doch das Projekt wurde abgelehnt. Dann kam die Energiekrise und die schon abgebauten Förderbänder und stillgelegten Kraftwerke wurde wieder reaktiviert. Jetzt werden wieder die Abgase in die Luft geschleudert.

Ähnlich erging es den Solarkollektoren-Herstellern. Da billiges russische Erdgas den Markt überschwemmte bestand keine Notwendigkeit, Fördermaßnahmen für die Produktion oder die Verwendung von nachhaltig erzeugter Energie weiter fortzusetzen. Das traf natürlich auch die Windkraftanlagen.

Und obwohl die von der Europäischen Kommission ins Leben gerufene European Solar PV Industry Alliance (ESIA) sogar ein Übertreffen des selbst gesetzten Ziels von 30 Gigawatt (GW) jährlicher Produktionskapazität bis 2025 prognostiziert: Ob Europa es bei der PV-Produktion wieder nachhaltig und international konkurrenzfähig an die Spitze schafft, bleibt offen.

PV-Produktionskapazitäten

2023 waren im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) insgesamt 157 Firmen im Bereich der PV-Produktion tätig. Dabei kamen die einzelnen Produktionsbereiche auf folgende Kapazitäten: Solarmodule 9,4 GW; Solarzellen 1,4 GW; Wechselrichter 69,9 GW; Ingot & Wafer 1,7 GW und Polysilizium 23,2 GW. Damals befanden sich 20 Projekte im EWR in der Entwicklung. So baute die Firma Carbon in Fos-sur-Mer, Frankreich, die erste vollintegrierte Gigawatt-Fabrik Europas, in der sämtliche Produktionsschritte abgedeckt werden – von der Herstellung des Polysiliziums bis hin zur Fertigung des Moduls. Ab dem Jahr 2026 ist geplant, dort eine jährliche Produktionskapazität von 5 GW Solarzellen und 3,5 GW Solarmodulen zu erreichen. Ebenfalls auf Frankreich fiel die Entscheidung für den Standort der ersten Gigawatt-Modulfabrik Europas getroffen. Die Firma Holosolis gibt an, dass bereits ab 2025 in Moselle eine Produktionskapazität von 5 GW pro Jahr erreicht werden soll. Auch das Schweizer Unternehmen Meyer Burger plante, die Produktion an zwei europäischen Standorten auszuweiten, und zwar in Freiberg, Deutschland, sowie voraussichtlich in Spanien. Die Projekte sind zwischenzeitlich eingestellt.

Chinesische PV-Produktion

Die noch in 2023 vorhandenen optimistischen Prognosen der Unternehmen, die ihre Produktion ausbauen wollten, haben sich die zahlreichen Hindernisse als unüberwindbar herausgestellt. Das größte Hindernis stellt zweifellos die Konkurrenzsituation europäischer Produkte mit Solartechnik aus China dar. Denn aufgrund von Skalierungsvorteilen können chinesische Hersteller derzeit ihre Produkte laut einer Analyse von Rystad um bis zu ein Drittel günstiger anbieten. Darüber hinaus unterstützt der chinesische Staat mit massiver Förderung chinesische Produzenten, um die europäische Produktion zu verhindern. Wenn wie oben dargestellt, europäische Unternehmen mit einigen GW Kapazität planen, so sieht eine chinesiche Produktion ganz anders aus. Der chinesische Photovoltaik-Hersteller GCL-SI gab im Juli 2023 den Bau einer neuen 20 GW Zellfabrik in Wuhu bekannt. Und im ersten Halbjahr 2023 wurden Solarmodule mit einer Gesamtkapazität von 85 GW von China nach Europa importiert. Der Preisdruck auf europäische Firmen ist enorm. Es ist daher verständlich, dass Forderungen nach dem Schutz des heimischen Marktes laut werden.

Investitionen in den USA

Mit Einführung des Inflation Reduction Acts (IRA) in den USA und dem derzeit florierenden PV-Produktionssegment ist eine weitere Herausforderung für das Wiederaufleben einer europäischen Produktion hinzugekommen. Denn Firmen treffen neue Standortentscheidungen aufgrund der großzügigen Förderungen des IRA für „clean technologies“ nun zunehmend zugunsten der USA. Neuankündigungen von Gigawatt-Fabriken dort sind seitdem keine Seltenheit mehr. Auch hier mischt LONGi ganz vorne mit und errichtet zusammen mit dem amerikanischen Projektentwickler Invenergy in Ohio die mit 5 GW Kapazität bisher größte Modulfabrik der USA.

Zur Konkurrenz aus dem Westen und Osten gesellen sich noch andere, standortbedingte Faktoren, die zu einer schleppenden Entwicklung der PV-Produktion in Europa beigetragen haben. In vielen Ländern sind hohe Industriestrompreise ein Problem, welches vergleichsmäßig zur Verteuerung der lokal hergestellten Produkte führt. Bei Solarmodulen sind vor allem die Produktionsstufen Polysilizium sowie Ingots & Wafer sehr energieintensiv. Beispielsweise betrugen Ende 2023 für Unternehmen in Deutschland rund 26 Eurocent (€ct) pro Kilowattstunde (kWh), in der Solarnation Spanien sind es sogar 28 €ct/kWh. Frankreich steht mit 15 €ct/kWh deutlich besser da – jedoch immer noch weit über dem Industriestrompreis der USA, der sich 2023 durchschnittlich bei rund 7 €ct/kWh bewegt hat. Bürokratie, fehlende Fachkräfte und regulatorische Mängel sind weitere Mammutaufgaben, denen Deutschland und Europa gegenüberstehen.

Nationale Sicherheitsinteressen

Mindestens 40 Prozent der neu verbauten Solartechnik soll bis zum Jahr 2030 laut der EU-Kommission aus europäischer Produktion stammen. Dafür hat sie einige Hebel in Bewegung gesetzt. Der Net Zero Industry Act regelt den Aufbau von PV-Produktionskapazitäten in den Nationalstaaten – und auch, welche Finanzhilfen die Staaten zu diesem Zweck für Projekte aufwenden dürfen (je nach Unternehmensgröße 15 bis 55 Prozent der Investitionsausgaben, 20 bis 60 Prozent für Steuervergünstigungen, Darlehen oder Bürgschaften). Die PV-Produktion vor Ort in Europa ist dabei nicht nur erstrebenswert, um Resilienz und Unabhängigkeit entlang der gesamten PV-Wertschöpfungskette zu erreichen. Sondern auch, weil einheimisch produzierte Produkte im Gegensatz zu importierten Produkten einen besseren CO2-Fußabdruck haben. Dabei spielt auch die Versorgung der Produktion mit sauberem Grünstrom eine Rolle, neben der strengen Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards sowie der Vermeidung von Emissionen durch Transportwege.

Mehr Infos gibt’s auf der Fachmesse Intersolar Europe vom 19.–21. Juni 2024 in München.

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