Es ist schon ziemlich aufwändig, Bäume zu pflanzen. Wer selbst schon mal einen Baum gepflanzt hat, weiß, das es harte Arbeit sein kann. Nun hat Continental eine Maschine entwickelt, die bei der Wiederaufforstung hilfreich sein kann, wie luckx – das magazin recherchierte.
Ohne Hacke und Spaten
Nicht nur in den deutschen Mittelgebirgen wie Harz und Thüringer Wald lassen die Fichten die Köpfe hängen. Nun gut, so sieht es nicht aus, sondern aus den Nadelwäldern sind eher Baumgerippe geworden. Meist stehen sie verloren herum, weil der Rest schon vom Wind umgeworfen wurde. Hier sind große Anstrengungen erforderlich, damit nicht nur der Waldspaziergang wieder Spaß macht, sondern der Wald die notwendigen Erholungs- und Umweltfunktion erfüllen kann. Das Technologieunternehmen Continental hat mit Land Life einen speziellen Saatroboter entwickelt, um die Folgen der Entwaldung abzumildern.
Land Life hat entsprechende Wiederaufforstungsexpertise, um den Erhalt von Ökosystemen weltweit umzusetzten. Konkret kann der Roboter mit einer Geschwindigkeit von einem Baum pro Minute säen, wobei das ferngesteuerte Fahrzeug bis zu 60 Löcher pro Stunde in den Boden bohrt. Dies macht ihn zu einer besonders effektiven und nachhaltigen Lösung für die Wiederaufforstung in Regionen, die von Umweltschäden betroffen sind. Der mühsame Einsatz von Hacke, Spaten oder Schaufel entfällt und stellt eine erhebliche körperliche Erleichterung dar.
Selbstfahrende Arbeitsmaschine
Der interne Entwicklungs- und Ingenieurdienstleister Continental Engineering Services (CES) und Land Life kooperieren, um diesen Roboter erstmals auf den Markt zu bringen. Land Life, ein globaler Marktführer für Renaturierungs- und Wiederaufforstungslösungen mit Sitz in den Niederlanden, bringt sein umfassendes Fachwissen in Naturwiederherstellungsprojekten ein. CES hingegen entwickelt das automatische Bohr- und Saatmodul zum Säen der Saatkugeln. Ein Fahrzeug des deutschen Herstellers Stella Engineering, das bereits auf dem Markt verfügbar ist, dient als automatisierte Fahrplattform für den Roboter.
Laut einem Bericht des World Resources Institute (WRI) stieg der weltweite Waldverlust im Jahr 2023 um 24 Prozent: von 22,8 Millionen Hektar im Jahr 2022 auf 28,3 Millionen Hektar im Jahr 2023. Der Verlust tropischer Regenwälder ist dabei besonders gravierend. Insgesamt verschwanden 2023 rund 37.000 Quadratkilometer (3,7 Millionen Hektar) – eine Waldfläche, die größer ist als Belgien. Laut WRI hat die Welt in den letzten zwei Jahrzehnten jährlich drei bis vier Millionen Hektar tropischen Wald verloren. Flächen mit reifem Regenwald sind besonders wichtig für die Biodiversität, die Kohlenstoffspeicherung und die Regulierung regionaler und lokaler Klimaauswirkungen.
Klimawandel vorbeugen
Angesichts der gravierenden Auswirkungen des Klimawandels, wie Waldbränden und der fortschreitenden Abholzung, war die Wiederherstellung von Ökosystemen nie dringlicher. Konventionelle Wiederaufforstungsmethoden sind jedoch oft unpraktisch, insbesondere in unzugänglichem Gelände. Es werden fortschrittlichere Lösungen benötigt. Hier bietet der Saatroboter neue Möglichkeiten zur Wiederherstellung wichtiger Baumvorkommen – und damit zum Schutz von Klima und Biodiversität.
Der Saatroboter bietet viele Vorteile gegenüber herkömmlichen Saat- und Pflanztechniken, indem er auf eine vollautomatische Direktsaatmethode setzt. Das von CES entwickelte Bohr- und Saatmodul bildet das Herzstück der automatisierten Saatmaschine. Und so funktioniert es: Zuerst werden Gräser und bodendeckendes Unkraut entfernt. Der Roboter bohrt dann ein Loch in optimaler Tiefe und Breite für den Boden und den Baum. Eine Saatkugel wird mithilfe von Druckluft in das gebohrte Loch eingebracht und die ursprünglich herausgebohrte Erde wird dann wieder über die Saat geleert. Der gesamte Vorgang dauert weniger als eine Minute.
Globale Wiederaufforstung
Wiederaufforstungsprojekte in geografisch unterschiedlichen Regionen weltweit erfordern vielseitige technische Lösungen. Diese müssen mühelos einheimische Saaten in verschiedenen Formen und Größen aussäen können, während sich der Roboter durch sehr unterschiedliche Geländearten bewegt. Dazu zählen felsige und sandige Zonen, extreme Steigungen und scharfe Abhänge sowie von Ästen und Geröll bedeckte rutschige Oberflächen. Die elektrisch betriebene Saatmaschine muss eine qualitativ hochwertige Präzisionsaussaat gewährleisten und einem vorgegebenen Saatplan folgen. Die von CES entwickelte Technologie sorgt für eine optimale Einbettung der Saat. Der Roboter ist für einen zuverlässigen und robusten Einsatz in schwierigen Umgebungen konzipiert und kann mit unterschiedlichen Bodenverhältnissen, Witterungsbedingungen, Staub und extremen Temperaturschwankungen umgehen. Dadurch können große Forstflächen schnell und effektiv wiederhergestellt werden. Diese Lösung geht über das bloße Pflanzen von Bäumen hinaus und ermöglicht eine nachhaltige Zukunft.