Zukunftsangst?

Meist ist es so, dass die Landwirte eigenen Grund und Boden beackern. Mit ihren Maschinen bestellen sie die Felder und hoffen auf eine gute Ernte. In ihren Ställen betreiben sie Tierzucht und hoffen auf gute Preise bei der Vermarktung. Doch die wirtschaftliche Situation ändert sich und stellt die Bauern vor Herausforderungen, wie luckx – das magazin recherchierte und setzt den ersten Teil fort.

Innovativ und zuversichtlich?

Meist reicht die eigene landwirtschaftliche Fläche nicht aus, um auf entsprechende Einnahmen zu kommen. So werden Ackerflächen hinzu gepachtet. Doch die Pachtpreise steigen von Jahr zu Jahr und machen es immer schwieriger – so die Landwirte – entsprechende Überschüsse zu erzielen. Auch bei der Tierproduktionen sind aufgrund entsprechender europäischer Vorgabe immer höher Investitionen in Ställe erforderlich. Trotzdem gelingt es geschickten Bauern mit der entsprechenden Auswahl der Produktion an den Topf der Subventionen teilzuhaben. Die gestiegenen Kosten und fehlende Erntehelfer machen es dabei nicht, sich einfacher erfolgreich am Markt zu positionieren. Trotz hoher Energiepreise blicken 2/3 der Landwirte zuversichtlich in die Zukunft und koppeln dieses auch mit einer gewissen Risikobereitschaft. Dabei bleibt die Branche ihrem Credo treu, dass nur eine schnelle Anpassung an sich in der Regel weniger zum Vorteil ändernde Rahmenbedingungen den unternehmerischen Erfolg sichert. Über 95 Prozent der Befragten interessieren sich nach eigener Aussage für neue Produktionsverfahren und Technologien und über 90 Prozent stimmen der Aussage zu beziehungsweise vollumfänglich zu, dass sie immer auf der Suche nach neuen Entwicklungsmöglichkeiten für ihre Betriebe sind. Auch das Interesse an Freiflächen- sowie Agri-PV-Anlagen ist hoch. So haben über die Hälfte der Befragten angegeben, dass sie in eine Freiflächen-PV-Anlage investieren würden. Hinzu kommt ein weiteres Drittel, das diese Entscheidung in Betracht zieht, falls auf den PV-Flächen eine landwirtschaftliche Bewirtschaftung weiterhin möglich bleibt. Der Interessenstrend im direkten Vergleich der beiden Bauformen ist sogar etwas progressiver und fällt leicht zugunsten der Agri-PV-Bauform aus.

Abwägungssache

Hinsichtlich pflanzenbaulicher Aspekte überwiegen bei den Befragten die Vorteile, denn sie sehen die Möglichkeit, die PV-Anlage zu Lasten des Stromertrags auf die Lichtversorgung der Pflanzen als Hauptproduktionsziel hin zu optimieren. Auch ein deutlich positiver Einfluss auf die Biodiversität sowie die Chance, die Winderosion reduzieren zu können, werden hervorgehoben. Im Gegenzug werden Nachteile in der Flächenbearbeitung mit Maschinen erwartet. Ein möglicher Beschattungseffekt oder Wetterschutz spielt bei den Befragten nur eine geringe Rolle, allerdings waren Winzer und Obstbauern als Zielgruppe dieser speziellen Anforderung auch kaum unter den Umfrageteilnehmern vertreten.

Auf der betriebswirtschaftlichen Seite überwiegt allerdings die Skepsis. Positiv wird bewertet, dass man den Betrieb mit einer Agri-PV-Anlage als weiterer Einkommensquelle diversifizieren kann. Dem stehen aber die hohen Investitionskosten beziehungsweise die höhere Priorität anderer Investitionen gegenüber. Hinzu kommen – und dass könnte sich für tatsächliche Investitionen zum Problem auswachsen – ein von den Umfrageteilnehmern befürchteter hoher bürokratischer Aufwand bei gleichzeitig unsicheren politischen Rahmenbedingungen.

Energieerzeugung als weiteres Standbein

Hinsichtlich der Energieerzeugung und -nutzung steht weiter eine wirtschaftlich interessante Einspeisung im Mittelpunkt des Interesses. Nur mit Abstrichen wird der eigene Beitrag zur Energiewende thematisiert. Während das Thema Energieautarkie des Betriebs nur auf ein geringes Interesse stößt, gilt es beim Thema „Eigenversorgung“ sehr differenzierte Betrachtungsmaßstäbe anzulegen: Während das Interesse an der Eigenversorgung insgesamt nicht allzu hoch ist, zeigt sich auch hier eine starke Aufspaltung in eine sehr positive beziehungsweise sehr negative Bewertung. Betriebe mit hohem Energieaufwand zum Beispiel in der Tierhaltung haben hier eine deutlich andere Sicht auf das Thema als solche, die ausschließlich Ackerbau betreiben. In der Ausrichtung wird eine Ost-West-Ausrichtung gegenüber einer Süd-Ausrichtung oder einem Tracker-System leicht bevorzugt. Die Bauformen „vertikal“ oder „horizontal“ sind den Betrieben egal – entscheidend ist auch hier die Befahrbarkeit und landwirtschaftliche Nutzung.

Prinzipiell fühlen sich die befragten Landwirte insgesamt gut bezüglich Funktionsweise, Anwendungsmöglichkeiten und Bauformen von Agri-PV-Anlagen informiert. Lücken bestehen natürlich bei neuesten Entwicklungen der Branche und sind den Befragten auch bewusst. Weitere Defizite wurden außerdem im Bereich der rechtlichen Rahmenbedingungen und der im konkreten Anwendungsfall nötigen Schritte zum Erwerb einer Agri-PV-Anlage erkannt.

Unter den als Freitext erfassten Einzelmeinungen werden vor allem baurechtliche sowie Netzanschlussfragen kritisiert. So werden mögliche Investitionen sowohl durch einen schleppenden Netzausbau als auch dadurch verhindert, dass die Kommunen teilweise die nutzbaren Flächen limitieren. Hinzu kommen Schwierigkeiten im Umgang mit den Netzbetreibern, bei der Lösung baurechtlicher Probleme und wenn es darum geht, ob die Fläche nach Rückbau einer Anlage wieder wie vorher bewirtschaftet werden darf.

Fazit

Insgesamt sehen die Landwirte im Einsatz einer Agri-PV prinzipiell eine sinnvolle Möglichkeit, um die Betriebe weiterzuentwickeln, und die Produktivität zu erhöhen. Der Aussage, dass eine Agri-PV nicht in den Betrieb oder die Kommune passt, wird deutlich seltener zugestimmt. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass die Stimmen derer sehr laut werden können, für die eine PV-Anlage auf landwirtschaftlichen Flächen aus Prinzip nichts verloren hat. Gerade aus Richtung der Ackerbauern lässt sich aus den Einzelmeinungen schließen, dass das Interesse dann steigen wird, wenn man sich anhand von Musterprojekten selbst davon überzeugen kann, dass Stromerzeugung und landwirtschaftliche Produktion tatsächlich nahezu störungsfrei nebeneinander existieren können. So dynamisch, wie die Solarbranche allerdings am Markt agiert, werden solche Projekte nicht allzu lange auf sich warten lassen.

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