Hightech und Handarbeit

In den 1970 und 1980-er Jahren hatte die Tuningbranche eher ein Schmuddelimage. So wollten die renommierten deutschen Autohersteller damit wenig zu tun haben. Erst in den letzten Jahren wurde durch den Drang der Kunden zur Individualisierung auch bei diesen Herstellern die Notwendigkeit erkannt, wie luckx – das magazin recherchierte.

BRABUS und die deutschen Automobilhersteller

Als Bodo Buschmann und Klaus Brackmann 1977 BRABUS gründeten, war es eher eine Auslagerung „um die Ecke“, um die Wünsche der Kunden des väterlichen Mercedes Autohauses von Buschmann zu bedienen. Dass sich nach und nach daraus ein seriöses Geschäft entwickelte und die Tuningbranche aus der Schmuddelecke befreit wurde, ist Buschmann zu verdanken. Heute haben fast alle Hersteller im Luxus-Segment eine Individualisierungsabteilung. So hat auch Porsche seine Sondermodelle darin ausgelagert.

So auch „50 Jahre Turbo“, „Dakar“, oder „S/T“ mit den aktuellen Sondermodellen des Porsche 911. Verbunden sind damit individuelles Design, spezielle Antriebs- und Fahrwerkskomponenten sowie besondere Ausstattungsdetails. Schon bei der Produktion der limitierten 911-Modelle am Standort Zuffenhausen kommen spezielle Fertigungsverfahren und -schritte zum Einsatz.

Neben einem hoch automatisierten Karosseriebau und einer regulären Montagelinie setzt Porsche auf bis zu drei Manufakturen: Die Exclusive Manufaktur, der Sonderwunsch-Bereich sowie die CFK-Manufaktur. Eine weitere Besonderheit ist die hauseigene Sattlerei: Zu einem großen Teil selbst ausgebildete Mitarbeiter applizieren dort die Modell-spezifischen Leder-, Racetex- und Textil-Bezüge. Sondermodelle in Bi-Color-Lackierung wie der 911 Dakar werden in Manufaktur-Tradition von Hand lackiert. Charakteristisch für die 911-Produktion in Zuffenhausen werden aller Varianten und Derivate auf einer Linie gefertigt – vom Carrera über die Sondermodelle bis hin zu den Rennfahrzeugen für die weltweiten Porsche Carrera Cups.

Porsche in Handarbeit

Bei den 911-Sondermodellen machen vor allem die händischen Montageschritte den Unterschied: Die Fertigung in der Exclusive Manufaktur reicht von der Applikation spezieller Leder- und Stoffbezüge im Interieur über die Veredelung durch verschiedenste Zier- und Dekorelemente im Exterieur bis hin zu individuell personalisierten Designelementen. In der Sonderwunsch-Manufaktur werden selbst die ausgefallensten Wünsche Realität – bis hin zur Fertigung von Unikaten. Wie bei den regulären Varianten der Sportwagen-Ikone auch beginnt die Fertigung des 911-Sondermodells „50 Jahre Turbo“ im hoch automatisierten Karosseriebau. Dort wird die Rohkarosserie mit Hilfe von rund 300 Robotern zusammengefügt. Auch die darauffolgende Fahrzeug-Montage ähnelt dem Standardprozess, das heißt: Antriebs- und Fahrwerkskomponenten sowie Elektronik- und Elektrik-Bauteile werden auf demselben Montageband verbaut. Besonderheiten gibt es beispielsweise in der Sattlerei. Dort werden dem Ur-Turbo von 1974 nachempfundene Stoffbezüge im Schottenkaro und Lederumfänge auf bestimmten Interieur-Teilen appliziert. Nach der „Hochzeit“, also der Verbindung von Antriebsstrang und Karosserie auf der Hauptlinie, durchlaufen die exklusiven Zweitürer aus Zuffenhausen die letzten Montage-Schritte bis zur Endkontrolle im Prüf- und Finish-Center. Gerade 911-Sondermodelle werden von ihren künftigen Besitzern gerne und umfassend individualisiert. Dies geschieht im Anschluss an den eigentlichen Fertigungsprozess in einer der beiden Veredelungsabteilungen des Sportwagenherstellers: Der Exclusive Manufaktur und der Sonderwunsch Manufaktur.

Noch mehr Exklusivität

Die Veredelung von Porsche Modellen in der Exclusive Manufaktur erfolgt überwiegend in aufwendiger Handarbeit. Dabei können Kunden aus rund 1.000 Optionen wählen. So gibt es beispielsweise Dekor-Varianten oder auch unterschiedliche Pakete, etwa das Heritage Design Paket für den 911 S/T oder das Rallye Design-Paket für den 911 Dakar. Mit verschiedenen Farb-, Material- und Ausstattungsvarianten für den Exterieur- und Interieur-Bereich gibt es unzählige Möglichkeiten seinen Porsche zu veredeln. Dazu zählen auch Exterieur-Dekore für Hauben, Türen und Seitenteile. Oder auch zusätzliche Leder-, Race-Tex- und Stoff-Umfänge für das Interieur – etwa für die Verkleidung der Mittelkonsole oder die Luftausströmer der Klimaanlage.

Individuelle Details applizieren die Mitarbeiter dabei händisch: Etwa die Nummer-Decals auf den Türen oder verschiedene Lederverkleidungen am Armaturenbrett im Übergang zu den Türen. Auch auffällige Details wie Boden-Projektionsspots in den Türen mit Labels wie dem „Icons of Cool“-Logo der Heritage Design Strategie verleihen den begehrten 911-Modellen eine nochmals individuellere Note. Durchschnittlich verbringt ein individualisierter 911 bis zu sechs Tage in der Exclusive Manufaktur.

Es gibt aber immer noch eine Möglichkeiten, einen oben drauf zu setzen. Wer sein ohnehin seltenes 911 Sondermodell in ein Unikat verwandeln möchte, nutzt das Sonderwunsch-Programm des Sportwagenherstellers. Auch beim sogenannten Werksverbau gibt es mannigfaltige Möglichkeiten bei Farben und Materialien. Der Fokus liegt aber noch stärker auf dem Bau von Unikaten. Dabei sind der Kreativität und Fantasie von Kunden und Designern kaum Grenzen gesetzt – solange diese den hohen Porsche Qualitätsstandards und geltenden regulatorischen Anforderungen entsprechen. Fortsetzung hier.

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