Reisestimmung

Regelmäßig und mit äußerster Gründlichkeit legt zum Jahresbeginn Martin Lohmann die erste Reiseanalyse des vergangenen Jahres vor. Der Ort ist immer gut gewählt mit der Reise- und Tourismusmesse CMT in Stuttgart, von der luckx – das magazin berichtet.

Deutschland ist in Urlaubsstimmung

Nur nur Journalisten sind an dieser Analyse interessiert. Insbesondere Reiseveranstalter und Reisedestinationen warten schon sehr gespannt auf die Erkenntnis von Professor Dr. Lohmann. So bietet die CMT 2025 gemeinsam mit der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (FUR) eine erste vorläufige Bilanz der Tourismusnachfrage in 2024. Sie erstellt darüber hinaus wichtige Eckdaten zu den Reiseabsichten und der Urlaubsstimmung im beginnenden Jahr. Dabei kann die FUR auf jahrzehntelange Analysen zurückgreifen. Das Spannende: Aufgrund unserer menschlichen Trägheit gibt es nur sehr geringe Veränderungen. So wuchs die internationale Tourismusnachfrage erwartungsgemäß im Jahr 2024 weiter. Weltweit wird die Zahl der Ankünfte von internationalen Gästen voraussichtlich bei circa 1.439 Mio. liegen, nach 1.306 Mio. (2023) und 1.466 Mio. im Jahr 2019. In Deutschland stieg in den ersten zehn Monaten des Jahres 2024 die Zahl der Gästeübernachtungen im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 1,6% auf 433 Mio. Für das ganze Jahr 2024 kann man mit circa 496 Mio. (nach 487 Mio. 2023) Übernachtungen in Deutschland rechnen. Damit liegt der Wert auf dem Niveau des Jahres 2019 (496 Mio.).

Mehr Urlaubsreisen der Deutschen

Für den Bereich der Urlaubsreisen der Deutschen erwartet die FUR nach den vorläufigen Daten auf der Basis der RA online vom Jahresende für 2024 eine leicht gestiegene Nachfrage mit einem Volumen von circa 71 Mio. Urlaubsreisen (Dauer min. fünf Tage; auf dem Niveau von 2019; 2023: 65 Mio.). Die entsprechende Zahl für die Kurzurlaubsreisen mit zwei bis vier Tagen Dauer liegt für 2024 bei etwa 81 Mio. (2019: 91,7 Mio.; 2023: 77,1 Mio.). Die Touristik (Reisebüros, -veranstalter, Fluggesellschaften, Kreuzfahrt) berichtet für das Jahr 2024 wachsende Umsätze bei gestiegenen Gästezahlen.

Die Indikatoren für die touristische Nachfrage im Jahr 2025 spiegeln zunächst die als angespannt wahrgenommene wirtschaftliche Situation wider. Hinsichtlich der erwarteten wirtschaftlichen Entwicklung sind die Deutschen etwas weniger pessimistisch als vor einem Jahr, doch weit entfernt von Optimismus. Es zeigt sich aber, dass die Reisepläne dennoch auf einem hohen Niveau sind. Allgemeine Zukunftssorgen verhindern nicht die aktuelle Reise.

Mit den Urlaubsreisen des Jahres 2025 haben sich bereits im November mehr als vier von fünf Deutschen (82%) gedanklich beschäftigt. Ob jemand tatsächlich eine Reise antritt, ist dann eine Frage des Könnens (Zeit und Geld?) und des Wollens (Urlaubslust?). Danach fragte FUR direkt: Die Urlaubslust ist mit 57% auf einem hohen Stand; das gilt auch für den Faktor Zeit (68%). Anders sieht es beim Geld aus: Zwar ist sich eine Mehrheit von 59% sicher, dass das Geld für Urlaub auch 2025 vorhanden ist, aber 20% haben Zweifel, dass sie sich 2025 eine Urlaubsreise werden leisten können. Nach konkreten Reiseabsichten gefragt, planen bereits 76% der Bevölkerung eine oder mehrere Urlaubsreisen. Nur 8% haben keinerlei Reiseabsicht. Gegenüber dem Vorjahr haben deutlich mehr Befragte Urlaubsreisepläne für 2025.

Wetter kann Urlaubsreisen vermiesen

Auf Urlaubsreisen ist das Wetter wichtig. Angesichts des Klimawandels ist diese Bedeutung nochmal gewachsen. Vor diesem Hintergrund haben wir nach den Wetterpräferenzen (Was sagt zu, was schreckt ab?), nach dem in der Zielregion erwarteten und tatsächlich erlebten Wetter, und nach der Bewertung des Wetters im Sommerurlaub 2024 gefragt. Häufig Sonne, leichte Brise, fast immer warm, das sind die Wettermerkmale, die den meisten Deutschen in den Ferien zusagen. Bei einer Reise ans Mittelmeer erwarten sie genau das, zusätzlich noch ab und zu Hitze. Tatsächlich entsprach das Wetter weitgehend diesen Erwartungen, lediglich Hitze wurde deutlich häufiger erlebt als erwartet. Insgesamt bewerten die Sommerurlaubsreisenden das Ferienwetter überwiegend als prima oder ganz prima (82%) und sind damit klar zufriedener als 1997 (74%). Eine Neuorientierung vor dem Hintergrund des Klimawandels („Coolcation“) wird in den Ergebnissen bislang nicht deutlich.

Die Einsicht, dass Tourismusprodukte nachhaltig sein müssen, um zukunftsfähig zu sein, ist mittlerweile sehr verbreitet. Nachhaltige Reiseangebote brauchen die Akzeptanz, noch besser die Präferenz der Kunden. Auch auf deren Seite sind immer mehr der Ansicht, ihr Urlaub solle möglichst ökologisch verträglich, ressourcenschonend und umweltfreundlich sein (48% Zustimmung), aber auch sozialverträglich (62% Zustimmung). Allerdings bedeuten die Zahlen auch, dass die ökologische Nachhaltigkeit einer Reise einer Mehrheit von 52% der Bevölkerung nicht wichtig ist. Um im Tourismus schnelle Fortschritte in Sachen Nachhaltigkeit zu erzielen, müssen nachhaltige Angebote konsequent auf die Bedürfnisse aller Gäste abgestimmt sein – einschließlich jener Reisenden, für die Nachhaltigkeit keine Priorität darstellt.

Gute Perspektive

Für 2025 sind die Vorzeichen in der Reisewelt insgesamt positiv. Das Verreisen ist den Deutschen eine liebgewonnene Gewohnheit. Aus dem gesellschaftlichen Umfeld gibt es langfristige Herausforderungen und auch Unsicherheiten wegen aktueller Krisen, die den Tourismus beeinflussen können. Auf der Nachfrageseite sind Zukunftssorgen aber nicht grundsätzlich ein Hindernis für Urlaubsreisen.

Das Gesamtbild der Urlaubsreisen wird wieder ähnlich sein wie vor der Corona-Pandemie, im Volumen voraussichtlich sogar noch darüber liegen. Dafür sprechen die geäußerten Präferenzen. Zu rechnen ist für 2025 mit einem Volumen von ca. 72 Mio. Urlaubsreisen (ab fünf Tage Dauer) der deutschsprachigen Bevölkerung.

Es wird wieder deutlich, dass den Urlaubsreisenden viele verschiedene touristische Angebote zusagen. Sie sind multi-optional, haben mehr Wünsche und Interessen als sie in einem Jahr in eine Reise umsetzen können. Das sichert die Nachfrage grundsätzlich, erhöht aber den Wettbewerb in der Branche. Ein Zeichen für die Flexibilität der Nachfrage: 52% (Vorjahr 45%) planen, in diesem Jahr ein Ziel zu besuchen, in dem sie noch nicht gewesen sind.