Dienstpflicht

Wie dumm muss man eigentlich sein, um heute noch Geld für Militärausgaben einzuplanen? Sollten wir als Menschheit nicht soweit entwickelt sein und erkennen, dass wir diese Finanzmittel für andere Dinge besser investiert sind? Doch Wissen allein hilft wohl nicht, stellt luckx – das magazin fest.

Fahrzeuge verrotteten

Wer in den 1960 bis 1980-er Jahren in der Nähe eine Bundeswehrstandortes wohnte, konnte es resigniert feststellen: Da standen Panzer, LKW, Transporter, viele Arbeitsmaschinen und sonstiges Militärgerät bei Regen, Sonnenschein und Schnee im Freien und rotteten vor sich hin. Eingesetzt wurden sie immer reihum. Ansonsten wurden sie „kaputtgepflegt“ und nach eine gewissen Zeit mit einigen hundert Kilometer Laufleistung günstig über eine Verwertungsgesellschaft verkauft. So vernichteten die Bundesregierungen Milliarden von D-Mark. Mit dem Ende des „Kalten Krieges“ sollte das Überwunden sein. Doch weit gefehlt. Heute sind Diktatoren wie Putin, Xi und weitere an der Macht oder möchten es werden wie Trump oder Erdogan. Um uns, unsere Gesellschaft und insbesondere unsere Demokratie vor solchen Entwicklungen zu schützen, müssen wir wieder in eine militärische Aufrüstung investieren. Und wieder Geld vernichten. Aber vielleicht können die Nebenwirkungen unsere Gesellschaft verbessern, das Bewusstsein schärfen und den Zusammenhalt fördern. Dazu könnte ein Pflichtdienst für junge Menschen beitragen. Vielleicht.

Freiwilligendienste und Pflichtdienst

Laut einer Studie können die Freiwilligendienste wie FSJ, FÖJ und BFD können gesellschaftlichen Nutzen fördern. Sie erfreuen sich einer „ungebrochen hohe Beliebtheit“ und haben eine „dauerhaft hohe Attraktivität“. Zwar sind die Stellenbesetzungen nur „im Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel“ möglich. So führte dieser Haushaltsrahmen in 2024 zu einer Fördermittelkürzung und auch für 2025 stehen Kürzungen im Haushaltsentwurf. Dabei konstatiert auch der Bericht: „Es braucht eine Weiterentwicklung der Strukturen und keine Kürzungen der Förderung“. Der Bericht hält diesbezüglich eindrucksvoll fest: „von einer Verbesserung der Finanzierungssituation, wie im Koalitionsvertrag versprochen, kann allerdings nicht die Rede sein“. Ein nachfragegerechter Ausbau ist in der Legislatur nicht erfolgt, stattdessen werden über Jahre aufgebaute und etablierte Trägerstrukturen durch Kürzungen in ihrer Existenz bedroht, Dies trifft die Freiwilligendienste im Sport im besonderen Maße.

Freiwilligendienste wertvoll

Die Freiwilligendienste sind in allen Bereichen des sozialen Lebens „nicht mehr weg zu denken“. Die Bundesregierung hält die Freiwilligendienste für „überaus wertvoll“ – für die Freiwilligen, die Einsatzstellen und die Gesellschaft – und betont insbesondere den Effekt auf die Stärkung der Demokratie. Entsprechend bekennt sich die Bundesregierung auch deutlich zur Freiwilligkeit, zur Arbeitsmarktneutralität und zum Verzweckungsverbot. Der Bericht erteilt einer Dienstpflicht, wie unter anderem der Bundespräsident sie vorschlägt, mehrfach eine klare Absage und bezeichnet die Debatte um einen allgemeinen Pflichtdienst als befremdlich: „Der Einführung eines Pflichtdienstes (und der Wehrpflicht) stehen rechtliche, inhaltliche und finanzielle Gründe entgegen“. Vielmehr braucht es eine „attraktive Kultur der Freiwilligkeit“.

Kommt die Wehrpflicht?

Ob es mit der neuen Bundesregierung zu einer Wehrpflicht oder Dienstpflicht kommt, bleibt fraglich. Doch klar ist heute, mit der derzeitigen Anzahl von Soldaten unter Waffen wird es laut verschiedener militärischer Einschätzungen nicht genügen, ausreichend auf einen bewaffneten Konflikt vorbereitet zu sein. Doch müssen wir das überhaupt? Auch wenn die USA nicht mehr den Weltpolizisten spielen wollen und sich ihren Verpflichtungen entziehen, sind 500 Millionen Europäer nicht bereit, ihren Wohlstand aufzugeben und ihr Land einer Horde wildgewordener Russen oder Amerikaner zu überlassen.

Insgesamt sollten wir gelassener mit irgendwelche politischen Wirrköpfen umgehen. Solche Forderungen, Schüler sollten in Anlehnung an die „Gesellschaft für Sport und Technik“ (GST), eine paramilitärische Schülerorganisation in der ehemaligen DDR, vorbereitet werden, entbehrt jeder Grundlage. Wir sollten lieber Geld in die Ausbildung und Ausstattung von Kindergärten, Schulen und Universitäten investieren und uns die zielgerichtete Verwendung versichern. Lehrer sind dafür weder ausgebildet noch qualifiziert. Da kann ein „qualifizierter“ Buchhalter oder Betriebswirtschafter deutlich mehr bewirken. Um die Qualität in Kindergärten, Schulen und Universitäten zu verbessern, muss es zu mehr Unterrichtsüberprüfungen kommen. Und zwar nicht nur einmal in einem Lehrerleben.

Viele Aufgaben stehen an. Doch diese lassen sich alle bewältigen. Anpacken ist die Devise, nicht wegschauen.