Die Côte d’Azur und Cannes als „Mittelpunkt“ der provenzalischen Mittelmeerküste ist einmal im Jahr der Treffpunkt aller Wassersport- und Yachtinteressierten. Nicht nur im oder auf dem Wasser wird viel über den Bootssport gesprochen und erlebt. Entlang der Croisette flanieren alle, die gesehen werden wollen, wie luckx – das magazin selbst erlebte.
Luxus
Nicht nur im Wasser schwimmt die Luxus-Yacht. Auch entlang der Prachtstraße Croisette werden Supersportwagen und Luxus-Uhren präsentiert. Ebenfalls sind die bekannten Luxus-Moden als auch die Vertreter der Luxus-Hotellerie präsent. Doch auch in der Luxus-Branche gibt es Höhen und Tiefen. Dazu blicken wir auf die Yachtindustrie, die ein Sinnbild für die gesamte Luxus-Branche sein kann. 2023 war ein Rekordjahr für die globale Yachtindustrie: Der weltweite Markt erreichte 34,8 Milliarden Euro, was einem Anstieg von +7,3 % gegenüber 2022 entspricht. Für 2024 liegen die Zahlen noch nicht vollständig vor. Doch es wird ein stabiles Wachstum erwartet: Globale Schätzungen prognostizieren einen Rückgang von rund -5 %. Die Segmente Premium- und Großyachten widersetzen sich diesem Trend und erwarten je nach Marktsegment ein Wachstum von +5–10 %. Die Entwicklung der Branche könnte durch neue Handelsspannungen beeinträchtigt werden, wobei die US-Zölle vor allem kleine und mittelgroße Boote treffen dürften. Beispielsweise wird für die italienische Industrie jedoch für 2024 weiterhin ein Wachstum erwartet, das vor allem durch einen Produktionsmix getragen wird, der sich hinsichtlich des Produktionswerts hauptsächlich auf das Segment der Großyachten konzentriert. Aus den verschieden Pressekonferenzen konnten wir mitnehmen, dass die französischen Yachtbauer, eher im mittleren Segment vertreten, stark zu kämpfen haben.
Zusammengefasst sind das die wichtigsten Ergebnisse des Berichts „The State of the Art of the Global Yachting Market 2025 Edition” von Deloitte in Zusammenarbeit mit Confindustria Nautica, in dem der globale Yachtmarkt analysiert wird. „Die Studie von Deloitte ermöglicht es, die Position Italiens innerhalb der globalen Yachtindustrie zu aktualisieren“, sagte Marina Stella, Generaldirektorin von Confindustria Nautica, die auch hervorhob, „wie wichtig Bootsmessen und Branchenveranstaltungen laut Aussagen der Branchenakteure in Interviews als strategischer Faktor für die Geschäftsausweitung sind, was für die italienische Industrie durch den bedeutenden und wachsenden Beitrag zum nationalen Handelsüberschuss deutlich sichtbar wird“.
Messen als Barometer
Italien ist der weltweit führende Exporteur von Yachten: 90 % der italienischen Produktion sind für den Export bestimmt und machen etwa 13 % des nationalen Handelsüberschusses aus, was einen deutlichen Anstieg gegenüber 3 % im Jahr 2015 darstellt. Im Superyacht-Segment behauptet Italien mit 54 % der Aufträge nach Stückzahlen und 34 % nach Wert seine Führungsposition, angetrieben durch das Segment der 30- bis 60-Meter-Yachten: „Die italienische Yachtbauindustrie zeichnet sich weiterhin als Global Player aus und vereint industrielle Führungsstärke und Exportfähigkeit vor allem im Bereich der Großyachten“, kommentierte Tommaso Nastasi, Partner und Value Creation Service Leader bei Deloitte Italien. „Trotz der Marktabschwächung weist der Sektor stärkere Fundamentaldaten als in den Vorjahren auf und ist weiterhin gut positioniert, um die künftige Nachfrage nach hochwertigen Booten zu bedienen, unterstützt durch das Wachstum des privaten Vermögens und eine einzigartige globale Wettbewerbspositionierung.“
Globales Yachting
Die Leistungen der Yacht-Insustrie übertraf 2023 das globale BIP, für 2024 wird eine Abschwächung erwartet. Im Jahr 2023 erreichte der weltweite Markt für Neubauten einen Wert von 34,8 Milliarden Euro, was einem Anstieg von +7,3 % gegenüber 2022 entspricht. Der Markt übertraf das globale BIP-Wachstum (+2 %) und entsprach damit dem Vermögenswachstum von Ultra High Net Worth Individuals (UHNWI) (mit einem Nettovermögen von über 30 Millionen US-Dollar) und den Aktienmärkten. Nordamerika und Europa festigten ihre Führungsposition und machten 72 % des Endmarktes aus. Insgesamt wird für 2024 ein globaler Rückgang von rund -5 % erwartet, der hauptsächlich auf den Rückgang bei kleinen Booten zurückzuführen ist und teilweise durch Premium-Marken und Superyachten ausgeglichen wird. Für die italienische Industrie wird für 2024 weiterhin ein Wachstum erwartet, das durch einen Produktionsmix unterstützt wird, der sich in Bezug auf den Produktionswert hauptsächlich auf das Segment der großen Yachten konzentriert.
Superyachten
Zwischen 2019 und 2023 verzeichnete das Superyacht-Segment ein Umsatzwachstum von +6,5 % und übertraf damit den Bereich „Erlebnisluxus“ (+3,8 %). Die Rentabilität des Sektors erreichte 15 % und lag damit nahe am Durchschnitt des Erlebnisluxus (17 %), verzeichnete jedoch den stärksten Margenanstieg seit 2018 (+9 Prozentpunkte). Das globale Auftragsbuch erreichte 2023 dank der Erholung nach Covid 696 Einheiten, den höchsten Stand seit 2009, aber ab 2024 wird eine Stabilisierung erwartet. Das Segment der Yachten über 60 Meter machte nur 15 % der Einheiten aus, aber 57 % des Wertes.
Die Auslieferungen erreichten 2023 mit 212 Einheiten den höchsten Stand seit 2008, angetrieben durch 30- bis 40-Meter-Boote, die das Ziel einer neuen Generation von Eignern sind; für 2024 werden etwa 235 Einheiten erwartet.
Branchenstimmung für die Zukunft
Führende italienische Betreiber, die zu den Ergebnissen für 2024 und den Prognosen für die folgenden drei Jahre befragt wurden, schätzen für 2024 ein moderateres Wachstum als im Vorjahr und eine Verlangsamung im Jahr 2025 ein, wobei für 2026/2027 eine Erholung erwartet wird. Es wird erwartet, dass der Markt für Yachten und Superyachten (>80 ft) weiterhin die Gesamtleistung des Sektors antreiben wird. Als kritische Faktoren für die Zukunft nannten die befragten italienischen Betreiber die Unsicherheit hinsichtlich der Zölle, die sich auf Nachfrage und Margen auswirkt, die Überarbeitung der Preislisten, die Auswirkungen des in der Saison 2024/25 eingeleiteten „Bestandsabbaus” der Händler und das Aufkommen einer neuen Generation von Verbrauchern, die zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit der Produkte und Produktionszyklen, Digitalisierung und individuelles, lifestyleorientiertes Design legen. „Zölle sind einer der wichtigsten Unsicherheitsfaktoren, die die Erwartungen hinsichtlich Umsatz und Margenentwicklung im Jahr 2025 prägen”, betonte Ernesto Lanzillo, Partner und Private Leader bei Deloitte Italien. „Für einen Industriesektor wie den Yachtbau, der einen sehr bedeutenden Anteil am Handelsüberschuss des Landes hat, ist es umso wichtiger, die bisher verfolgten Zollstrategien kritisch zu überprüfen. Es muss sichergestellt werden, dass alle verfügbaren regulatorischen Vorteile genutzt werden, während gleichzeitig Möglichkeiten in neuen Exportmärkten, die weniger von Zollturbulenzen betroffen sind, oder Produktionsverlagerungen durch Allianzen mit internationalen Akteuren analysiert werden.
Die Rolle von Fachmessen gewinnt daher wieder an Bedeutung, nicht nur um die Sichtbarkeit der Produkte zu erhöhen, sondern auch um strategische Verbindungen zwischen internationalen Akteuren herzustellen.
Aus einen Gespräch mit einem Yachtbauer konnten wir in diesem Zusammenhang mitnehmen, dass insbesondere im oberen Segment der UHNWI die Überlegung ansteht, ob ein Apartment in New York im Wert von 14 Millionen gekauft wird oder eine Yacht in gleicher Höhe. Insbesondere die politischen Unsicherheiten in den USA lassen dann eher das Invest in eine Yacht als sinnvoller erscheinen, weil die Yacht in einen „sichereren Hafen“ verbracht werden kann.