Der Bauer bleibt zuhause

Schon so mancher Bagger baggert ohne sichtbaren Bediener auf der Baustelle. Gebaggert wird von zuhause aus. Auch in der Landwirtschaft macht sich die (Teil-)Autonome Feldarbeit breit. Wie das funktioniert, hat luckx – das magazin recherchiert.

Technologie

Auf landwirtschaftlichen Feldern finden sich immer mehr (teil-)autonome, selbstfahrende Fahrzeuge und Maschinen, die durch Technologien wie GPS, Sensoren, Kameras, Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning gesteuert werden. Die moderne Technik ermöglicht es Robotern und Traktoren, Aufgaben ohne direkte menschliche Steuerung auszuführen. Daneben können teilautonome Systeme Fahrer entlasten und für bessere Ergebnisse sorgen. Auf der Agritechnica 2025 werden Unternehmen, Start-ups und Hochschulen ihre Lösungen für die autonome und teilautonome Feldarbeit präsentieren und sich den Fragen der Besucherinnen und Besucher stellen.

Roboter und andere autonome Maschinen, die auf Feldern selbstständig arbeiten, sind längst keine Vision mehr. Noch ist ihr Anblick ungewohnt, aber in den nächsten Jahren werden insbesondere Feldroboter häufiger zu sehen sein. Experten sehen in der Agrarrobotik gar einen der größten Wachstumsmärkte in der Robotik. Daneben gibt es teilweise autonome Systeme für Feldarbeiten, die noch auf menschliche Bedienung angewiesen sind.

Problemlösungen

Viele sehen in autonomen, selbstfahrenden Fahrzeugen und Maschinen eine Lösung zentraler Probleme in der Landwirtschaft. Das große Versprechen von autonomer Technologie ist, dass sie den Landwirten Arbeit abnimmt und (Saison-)Arbeitskräfte einspart. Autonome Maschinen übernehmen Routineaufgaben wie Aussaat oder Unkrautbekämpfung – teils rund um die Uhr – und schaffen damit freie Kapazitäten, die Landwirte anders nutzen können. Dank GPS, Sensorik, KI und maschinellem Lernen erfolgt die Ausbringung von Dünger und Pflanzenschutzmitteln punktgenau, was die Erträge steigert und den Betriebsmitteleinsatz reduziert. Eine körperliche Entlastung des Fahrers, Reduzierung von Arbeitsspitzen und eine verbesserte Arbeitsqualität sind weitere Vorteile. Für Feldroboter spricht nicht zuletzt auch ihr geringeres Gewicht gegenüber Traktoren mit Anbaugeräten, was die Gefahr von Bodenverdichtungen reduziert.

Schwerpunkt sind Sonderkulturen

Autonome Sä- und Hacksysteme sind bereits marktreif und verschiedene Seriengeräte arbeiten schon auf deutschen Äckern. Ihr Einsatzgebiet sind derzeit vor allem Sonderkulturen, und hier insbesondere der Gemüseanbau. Heutige Feldroboter sind mithilfe moderner Sensor- und Kameratechnologie dabei in der Lage, nicht nur entlang der Reihe, sondern auch in der Reihe bis auf wenige Millimeter an den Kulturpflanzen herum zu hacken, also das Feld vollständig zu bearbeiten. Die Arbeitsgeschwindigkeit von Feldrobotern beim Unkrauthacken beträgt nur wenige Stundenkilometer. Dafür können sie 24 Stunden am Tag arbeiten. Von Zeiteinsparungen von bis zu 80 Prozent gegenüber manuellem Hacken wird aus der Praxis berichtet. Autonome Technik macht derzeit deshalb vor allem dort Sinn, wo es viele manuelle Arbeitsschritte und Prozesse gibt, wie in Sonderkulturen und dem Ökolandbau. Besonders rechnet sich die Technologie in deckungsbeitragsstarken Kulturen.

Autonomie auch für Traktoren

In der Flächenlandwirtschaft ist eine Automatisierung wirtschaftlich schwieriger abzubilden. Denn dort existiert bereits eine sehr hohe Mechanisierung auf hohem technischen Niveau. Landwirte können aber auch im Ackerbau von den Vorteilen autonomer Fahrzeuge profitieren, indem sie beispielsweise den autonomen Traktor aufs Feld fahren, ihn selbstständig arbeiten lassen und die gewonnene Zeit für andere Aufgaben nutzen. Einsatzmöglichkeiten sind dabei die Bodenbearbeitung und Aussaat über Düngung und Pflanzenschutz bis zur Ernte. Mehr noch als bei Feldrobotern sind für den Einsatz von autonomen Traktoren aber Haftungsfragen und grundsätzliche sicherheitstechnische Fragen nicht geklärt. Auch fehlt vielerorts eine flächendeckende Breitbandversorgung, um eine ausreichende Internetverbindung mit den Maschinen zu ermöglichen.

Einstell- und Überwachungssysteme

Neben autonomen Technologien mit komplett selbstständig arbeitenden Maschinen gibt es noch teilautonome, bei denen die Maschinen bestimmte Aufgaben oder Teilprozesse selbstständig übernehmen, aber noch die direkte menschliche Kontrolle oder Eingriffe benötigen. Assistenzsysteme und Automatisierungen erleichtern den Bedienern dabei die Einstellung und Überwachung der Maschinen, um eine noch höhere Flächenleistung und eine bessere Arbeitsqualität zu ermöglichen. Noch ist kein Run auf autonome Technologien zu sehen, ihr Potenzial ist aber unübersehbar. Insbesondere technikaffine junge Landwirtinnen und Landwirte interessieren sich für die neuen Technologien. Förderprogramme für Agrarroboter gibt es in fast jedem Bundesland und unterstützen die Anschaffung der nicht gerade billigen Maschinen.