Ob Schule, Beruf, Freizeit: wir sitzen viel zu lang! Der Weg zur Arbeit oder zur Schule wird mit Bus, Bahn oder Auto bewältigen. Treppensteigen fällt wegen Fahrstuhl oder Rolltreppe aus. Statt in der Freizeit mit den Freunden zu kicken findet beim Fernsehen der Halbzeitmarathon zwischen Kühlschrank und Chipsvorrat statt. Alternativ mit dem Fahrrad den Berufsverkehr zu bewältigen, mit Lauf- oder Wanderschuhen einige Runden durch Park, Wald und Wiesen zu stromern findet zu wenig statt. So sehen es jedenfalls viele Gesundheitsforscher.
Die Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe hat kürzlich darauf aufmerksam gemacht, dass die Deutschen sich in Bezug auf ihre tägliche Bewegung deutlich besser einschätzen als es die Realität widerspiegelt. So meinten 92 Prozent in einer Gesundheitsbefragung bei den über 50-Jährigen, dass sie sich ausreichend bewegen würden. Tatsächlich kamen aber nur 40 Prozent an die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) heran, die pro Woche zweieinhalb Stunden moderate Bewegung vorsehen, also pro Tag ca. 20 bis 25 Minuten. Dabei sind vor allem ausdauernde Sportarten gemeint, wie „strammes“ Wandern, Nordic Walking, Radfahren oder Schwimmen.
Auf dem Holzweg?
Diese eigene Fehleinschätzung von mehr als der Hälfte der Befragten kam auch dadurch zustande, dass Hausarbeiten oder sonstige Alltagstätigkeiten mit in die Bewegungsbilanz einbezogen wurden. „Gerade Menschen in Büros oder Betrieben achten aber zu wenig auf die Möglichkeiten zur Bewegung, die sich auch am Arbeitsplatz ergeben“, leitet Prof. Gerd Glaeske daraus ein Motto ab: „Sitzen ist das neue Rauchen.“
Der Leiter des „Länger besser leben.“-Instituts, einer Kooperation von Universität Bremen und Krankenkasse BKK24, empfiehlt vor diesem Hintergrund, dass wir unsere Büroarbeit statt im dauernden Sitzen abwechselnd im Stehen verrichten sollten: „50 Prozent Sitzen, 40 Prozent Stehen.“ Die letzten 10 Prozent sollten nach Ansicht des Gesundheitsexperten zum Beispiel in den Pausen dazu genutzt werden, sich auch außerhalb des Büros zu bewegen – auf dem Weg zum Mittagessen oder auf dem Weg zu Bussen und Bahnen.
Ohnehin sollte der Weg zur Arbeit auch in „Bewegung“ umgesetzt werden, wenn die Entfernungen zwischen Wohnung und Arbeitsstelle nicht allzu weit sind. Aber es geht nicht nur um die betriebliche Gesundheitsförderung, es geht vor allem auch um die Bewegung außerhalb der Arbeit. „Und da bekommt man viele Anregungen bei der Gesundheitsinitiative „Länger besser leben.“, blickt Prof. Glaeske auf fast 10.000 Menschen, die inzwischen mitmachen: „Mit Gleichgesinnten, zusammen macht alles mehr Spaß!“ Denn sich zu verabreden, sei gleichzeitig Verpflichtung und Freude, zudem ginge es leichter, wenn man sich gegenseitig motivieren würde. Prof. Glaeskes Ratschlag: „Raus an die frische Luft und aktiv sein, das tut dem Körper und der Psyche gut.“