Es ist kalt in Deutschland. So ist jetzt wieder die Zeit, in der die Heizkörperthermostate höher gedreht werden. Wenn in den nächsten Tagen aufgrund des Lockdown wir wieder häufiger zuhause sind, fließt mehr Gas oder Öl durch die Heizung. Grund genug, sich über eine Wärmewende oder Energiewende mehr Gedanken zu machen.
Zwar hat sich die Bundesregierung zum Ziel gesetzt, die Treibhausgas-Emissionen in Deutschland bis 2050 um 80 bis 95 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren. Doch ohne unser persönliches Zutun wird das nichts. Wenn also dieses Ziel erreicht werden soll, ist es unumgänglich, dem Gebäudesektor besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Denn rund 35 Prozent des Energieverbrauchs in Deutschland gehen auf ihn zurück. Warum genau Immobilien so entscheidend für die Energiewende sind und welche Möglichkeiten und Ansätze bestehen, um die Wärmewende als Teil der Energiewende gelingen zu lassen, möchten wir von luckx – das magazin aufzeigen.
Hauptverursacher von CO2-Emissionen
In der öffentlichen Debatte zum Thema Energiewende liegt der Fokus oftmals auf der Stromversorgung. Aber: Mit 122 Mio. t CO2-Äquivalenten im Jahr 2019 liegt der Gebäudesektor auf Platz 3 der größten Verursacher von Treibhausgas-Emissionen – nach der Energiewirtschaft (254 Mio. t CO2) und der Industrie (188 Mio. t CO2). Dabei ist CO2-Neutralität im Gebäude möglich. Das Einsparpotenzial bei Gebäudehülle, Nutzer und Anlagentechnik liegt bei rund 43 Prozent, weitere 47 Prozent CO2-Einsparung können durch regenerative Energien beigesteuert werden.
Persönlichen Beitrag
Nicht nur Politik und Wirtschaft sind in der Pflicht, auch jede und jeder Einzelne kann einen Beitrag für die Energiewende leisten. Der größte Teil der Bevölkerung setzt dabei bereits beim Energiefresser Wärme an: Eine repräsentative Umfrage von 2019 hat gezeigt, dass 30 Prozent der Befragten versuchen, weniger zu heizen, 23 Prozent nutzen weniger Licht und 18 Prozent versuchen beim TV, Standby-Modus und Smartphone Energie zu sparen.
Hilfe beim Energiesparen
Zutrittskontrolle, bequeme Steuerung von Küchengeräten, Rollläden und Multimedia oder intelligentes Heiz- und Energiemanagement: Die Möglichkeiten für Smart Home sind vielfältig. Zwar nutzt weniger als die Hälfte der Haushalte Smart Home-Geräte, diese setzen dabei aber meist auf das richtige Pferd: Die größte Motivation zur Anschaffung ist die Energieersparnis (39 Prozent). Denn: 9 bis 14 Prozent der Heizenergie können durch den Einsatz von digitalen Anwendungen im Eigenheim oder der Mietwohnung eingespart werden. Weitere Anschaffungsgründe sind Fernsteuerung (38 Prozent) oder Automatisierungsmöglichkeiten (35 Prozent). Das Grundproblem ist, dass passende Geräte nicht verfügbar sind, die Anwendung nicht benutzerfreundlich ist, Nutzer bedenken vor dem Ausfall der Geräte habe, weil diese mit Batterien versorgt werden müssen, was denn im Endeffekt dazu führt, dass sie nicht genutzt werden.
Nachhaltige Wärmeenergie fehlt
Der Ausbau von erneuerbaren Energien ist neben dem sorgsamen Umgang mit der zur Verfügung stehenden Energie die zweite zentrale Säule der Energiewende. Der Strombereich ist bereits heute mit 55 Prozent grün. Wie ist die Lage im Wärmesektor? Noch immer stammen gut 85 Prozent der Energie, die für Heizungen, Warmwasser oder Klimaanlagen benötigt wird, aus Öl, Gas und Kohle. Die Nutzung von Geo- und Solarthermie, Biogas oder Biomasse ist weit abgeschlagen.
Sanierungsbedarf
Der Wärmeverbrauch neuer Gebäude wurde durch energetische Vorschriften stark verringert, jedoch ist der gesamte Wärmeverbrauch über die Jahre kaum gesunken. Woran liegt das? Rund zwei Drittel aller Wohngebäude sind älter als 40 Jahre. Und rund die Hälfte der Wohngebäude in Deutschland sollte in den kommenden 20 Jahren saniert werden. Denn: Vollsanierte Gebäude verbrauchen rund 22 Prozent weniger Heizenergie als unsanierte Gebäuden. Auch der Unterschied zu teilsanierten Gebäuden beträgt noch rund 19 Prozent. Zwar können die Kosten der Wärmedämmung auf die Miete umgelegt werden. Doch dadurch steht die Mieterhöhung deutlich über den eingesparten Heizkosten, was eine Vermietung erschwert.
Wärmeverluste
Die Ansatzpunkte für die energetische Sanierung von Gebäuden sind vielfältig. Bei einem Mehrfamilienhaus aus den 60er Jahren gehen im Schnitt 37 Prozent der Wärmeverluste auf die Außenwand zurück, 13 Prozent auf die Fenster und immerhin 12 Prozent gehen durch ineffiziente Heizungen verloren. Gerade bei letzteren lassen sich oft schon durch geringe Investitionen große Einsparungen erreichen.
Wärmewende als Chance
Deutsche Unternehmen sind traditionell stark bei technisch anspruchsvollen und klugen Lösungen, die die Energieeffizienz und Nutzung von erneuerbaren Energien voranbringen. Heute beträgt der Anteil Deutschlands am globalen Umwelt- und Effizienzmarkt 14 Prozent. Zum Vergleich: Deutschlands Anteil an der gesamten Wirtschaftsleistung liegt bei 4,6 Prozent.
Mehr Infos in „Energiewende in Gebäuden – Bedeutung der Digitalisierung“. Darin wird der Status quo zu den Themen Energie, Wohnen und Digitalisierung sowie welche Lösungen es gibt aufgezeigt.