Michael Buller, Vorstand des Verband Internet Reisevertrieb e.V. (VIR), findet deutliche Worte auf der Pressekonferenz im Vorfeld der Internationalen Tourismus Börse (ITB):„Uns muss nach zwölf Monaten mehr einfallen als ein dauerhafter Lockdown“. Sicherlich, die aktuelle Lage weltweit ist gezeichnet durch Reisebeschränkungen. Hotels, Ferienwohnungen, Sehenswürdigkeit und Campingplätze sind geschlossen. Doch gibt es keine anderen Möglichkeiten? Luckx – das magazin hat recherchiert.
Verantwortung
Wir sollten gelernt haben, Appelle an die politisch Verantwortlichen helfen nicht. Es helfen nur Wahlergebnisse. Und diese scheinen aktuell Politikern Beine zu machen. So ist es nicht verwunderlich, dass gerade wenige Tage vor Landtagswahlen eine „Öffnungseuphorie“ einsetzt. Nach Friseuren können nun eingeschränkt Sportvereine und Buchhandlung als auch sehr eingeschränkt der Einzelhandel ihre Aktivitäten wieder beginnen. Es bleibt abzuwarten wie sich die Fallzahlen in einigen Tagen entwickeln. Griechenland hat gezeigt, wie es nicht funktioniert: Kurz vor Weihnachten wurde der Einzelhandel geöffnet und – vereinfacht dargestellt – musste nach wenigen Tagen aufgrund stark steigender Fallzahlen der „Laden wieder dicht gemacht“ werden. Dabei ist das Land am Mittelmeer auf Gäste mehr angewiesen als die meisten anderen europäischen Länder: Rund 25 % der Einnahmen des Landes kommen aus dem Tourismus.
Ergebnisse
Wie dramatisch der wirtschaftliche Schaden durch die Corona-Pandemie in der Reisebranche bereits ist, zeigten die vorgestellten Zahlen der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Freizeit e.V. (FUR) zum vergangenen Reisejahr. Demnach wurden für das Jahr 2020 rund 30 Prozent weniger Urlaubsreisen (5+Tage), 40 Prozent weniger Gesamtausgaben bei Urlaubsreisen (5+Tage) und 60 Prozent weniger Kurzurlaubsreisen (2-4 Tage) als im Jahr zuvor erfasst. „Besonders dramatisch ist der Einbruch bei den Flugpauschalreisen“, bekräftigte Ulf Sonntag, Leiter der FUR-Reisanalyse. „Hier sanken die Gesamtausgaben zwischen April bis Dezember 2020 um fast 70 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.“
Der FUR-Reiseanalyse zufolge haben die Corona-Pandemie und ihre Begleitumstände den Trend zur Digitalisierung verstärkt: So stieg der Anteil der online gebuchten Urlaubsreisen (5+ Tage) deutlich auf 49 Prozent an (2019: 44 Prozent), gleichzeitig sank der Anteil der im persönlichen Gespräch gebuchten Reisen auf 31 Prozent (2019: 39 Prozent). In absoluten Zahlen verlieren jedoch beide Buchungswege: Beim persönlichen Gespräch beläuft sich das Minus im Vergleich zum Vorjahr auf 11,3 Millionen Reisen, bei der Online-Buchung auf 6,5 Millionen Reisen.
Ulf Sonntag zufolge stieg der Anteil der digitalen Buchungen bei Reisezielen und Urlaubsformen, die traditionell weniger online gebucht wurden, besonders stark an. Als Beispiele nannte er Urlaubsreisen ins Inland, in die Türkei oder nach Griechenland.
Reisewunsch
Mit Blick auf 2021 zeigten die in der Reiseanalyse ausgewerteten Daten, dass die Mehrheit der Deutschen zu Jahresbeginn recht zuversichtlich auf das aktuelle Reisejahr geblickt hat. Genauso viele Menschen wie vor der Pandemie haben nach eigener Aussage genug Zeit und Geld für Urlaubsreisen 2021 (66% bzw. 62% der Bevölkerung). Auch die Urlaubslust ist kaum zurückgegangen (von 57% auf 51% der Bevölkerung).
„Zwar sind derzeit viele Menschen verunsichert, ob und wann Verreisen wieder möglich sein wird, es gibt aber gleichzeitig eine starke Sehnsucht nach Urlaubsreisen“, fasste Ulf Sonntag die Analyseergebnisse zusammen. Sein Fazit: „Die Urlaubsreise bleibt für die Deutschen ein wichtiges Gut, auf das sie nicht verzichten möchten. Dahinter stehen urlaubsbezogene Motive und Interessen, die auch die Corona-Pandemie nicht ins Wanken bringt.“
Bei der Entwicklung ihrer persönlichen wirtschaftlichen Situation rechnen 80 Prozent mit Stabilität oder sogar einer Verbesserung. „Dies ist eine weitere essentielle Voraussetzung für ein schnelles Anspringen der Urlaubsnachfrage 2021, sobald Reisen wieder möglich ist“, bekräftigte Ulf Sonntag.