Seit Jahrzehnten verstreut das Sandmännchen zum Abschluss seines Auftritts Sand über die Kinderscharr. Auch das Zuhalten der Augen half nichts. Denn am nächsten Morgen war „Sand“ im Auge. Doch wie kommt der Sand eigentlich aus dem Fernsehgerät in unsere Augen? Welchen Trick hat der Sandmann auf Lager, um dann doch erfolgreich zu sein. Luckx – das magazin hat hinter das Fernsehgerät geschaut.
Wie kommt der „Sand“ ins Auge
Um es gleich vorwegzunehmen: Weder im Fernsehgerät oder durch übersinnliche Kräfte gelingt es dem Sandmann, uns mit Sand zu überstreuen. Es handelt sich dabei um einen ganz gewöhnlichen Reinigungsprozessen an der Augenoberfläche. Wer also morgens aufwacht, bemerkt oft eine krümelige Substanz an den Rändern der Augenlider, den „Schlafsand“. Prof. Dr. Gerd Geerling, Leiter des Ressorts „Trockenes Auge“ im Berufsverband der Augenärzte Deutschlands, erläutert, was es damit auf sich hat.
Nein, nicht der Sandmann ist es, der uns etwas in die Augen streut, der „Schlafsand“ kommt von innen: Im Schlaf haben wir die Augen geschlossen und blinzeln nicht. Dann sammelt sich Tränenflüssigkeit an den Augenrändern. Sie trocknet im Laufe der Nacht und Inhaltsstoffe können auskristallieren. So bilden sich aus Staubteilchen, Zell- und Sekretresten kleine Krümel, die sich morgens vorzugsweise im inneren Augenwinkel finden. Das ist eine normale Folge der Reinigungsprozesse an der Augenoberfläche. Zu unterscheiden ist dies von schleimigen, eitrigen Absonderungen, die bei einer durch Keime verursachten Bindehautentzündung auftreten können.
Waschen hilft
Wie immer im Leben, gibt es einfache Möglichkeiten zur Beseitigung vieler Übel. So ist es für die Gesundheit des Auges ratsam, sich den Schlafsand nicht aus den Augen zu reiben, sondern ihn mit sauberem Wasser wegzuwaschen. Denn wer sich mit den Händen ins Auge fasst, kann dabei Keime auf die empfindliche Augenoberfläche übertragen.
Tränenflüssigkeit bildet der Körper kontinuierlich. Neben Wasser enthält sie unter anderem Eiweißstoffe, Salze, Fette und Kohlehydrate. Der Tränenfilm reinigt und ernährt die Augenoberfläche und er schützt sie vor Krankheitserregern. Er besteht, vereinfacht gesagt, aus drei Schichten, die bei jedem Lidschlag neu auf dem Auge verteilt werden. Tagsüber fließt die Tränenflüssigkeit über die Tränenpünktchen im inneren Augenwinkel in den Tränenkanal ab. Deshalb bilden sich tagsüber auch seltener Rückstände, die im Auge verbleiben.
Ohne Tränen geht es nicht
Den Drang, sich die Augen zu reiben, empfindet man auch, wenn die Augen trocken sind, beispielsweise, wenn man müde ist: Der Körper will Ruhe, viele Aktivitäten lassen nach und auch die Tränendrüse produziert weniger Flüssigkeit. So kann die Augenoberfläche eher austrocknen. Jucken die Augen dann neigt man dazu zu reiben. Das bringt keine ernsthafte Besserung – nur Schlaf hilft gegen Müdigkeit. Andere häufige Ursachen für trockene Augen sind trockene Luft in geheizten Räumen oder auch der stundenlange konzentrierte Blick auf einen Bildschirm. Dagegen helfen bewusst häufiges Blinzeln, lüften, ein Spaziergang an der frischen Luft und ausreichende Flüssigkeitsaufnahme. Auch Kontaktlinsenträger haben häufig das Gefühl, dass die Augen trocken sind, denn die Linsen behindern die Benetzung der Augenoberfläche.
Trockene Augen
Trockene Augen können zu einer belastenden Krankheit werden, die mit einer mehr oder weniger schweren Entzündung der Augenoberfläche verbunden sein kann. Etwa 15 bis 17 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind davon betroffen – das Trockene Auge ist eine Volkskrankheit. Anhaltende Beschwerden sollten augenärztlich untersucht werden. Dabei wird geklärt, ob genügend Tränenflüssigkeit gebildet wird oder ob vielleicht die Zusammensetzung des Tränenfilms gestört ist. Insbesondere wenn die äußerste, ölige Schicht des Tränenfilms fehlt, verdunsten die Tränen zu schnell, so dass das Auge austrocknet und irritiert wird. Verschiedene Tränenersatzmittel – Augentropfen, -gele oder auch salben – helfen, die Beschwerden zu lindern. In schweren Fällen können auch entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz kommen.