Wer immer noch meint, dass Sport unpolitisch ist, sollte sich die Verherrlichung der Medaillenbilanz anschauen. Bei der letzten Winterolympiade in Peking wurden 109 Goldmedaillen vergeben. Das nun ausgerechnet Norwegen diese Bilanz anführt, ist kein Fehler, sondern eher der Natur geschuldet und somit ein natürliches Ergebnis.
Staatliche Förderung
Doch auch in Norwegen wie in allen anderen Ländern hängt der Leistungssport am Tropf der staatlichen Förderung. Seit den 1980er Jahre wurde die wissenschaftliche Forschung gerade in den nordischen Disziplinen vorangetrieben. Dabei wurde nichts dem Zufall überlassen. Zum Beispiel wurde festgestellt, dass beim Skilanglauf und Biathlon die unterschiedlichen Schneeverhältnisse großen Einfluss auf das Techniktraining haben. Und das Beherrschen der optimalen Technik verbessert nun einmal die Leistungsfähigkeit. Also wurde dort trainiert, wo die idealen Schneebedingungen für das Training waren.
Andere Länder, andere Methoden. So wurden in der damaligen Sowjetunion Skilanglaufstrecken von in Mitteleuropa stattfindenden Weltmeisterschaften nachgebaut.
Aber auch ein Land, was mit Wintersport nun wenig zu tun hat wie China, unternimmt hohe finanzielle Anstrengungen, um im Medaillenspiegel weit vorn zu erscheinen. Zwar wurden Investitionssummen nur vermutet, doch eine Bestätigung der chinesischen Regierung ist bisher nicht erfolgt, wie hoch das Investment in die Austragungsstätten der Olympischen Spiele 2022 in Peking sind. Bekannt wurde, dass bei der Einreise leistungsstarken Olympiateilnehmer überraschenderweise eine Corona-Infektion festgestellt wurde. Durch die Quarantänezeit war es diesen Sportlerinnen und Sportlern nicht möglich zu trainieren. Auch damit lässt sich der Wettbewerb beeinflussen.
Niedergang der Olympischen Spiele?
Die Olympischen Spiele der Antike sollen um 776 v.Chr. zum ersten Mal im griechischen Olympia stattgefunden haben. Wann genau die letzten Olympische Spiele stattfanden, ist nicht bekannt. Jedenfalls war es ein ein schleichender Niedergang, der auch mit etwas vergleichbaren wie Doping zusammen hing. Schlussendlich waren es die römischen Kaiser, die die Spiele in eine heidnische Ecke stellten und sie 426 n.Chr. damit verboten.
Doch wie soll es mit den Olympischen Spielen der Neuzeit weitergehen? Bis 2025 ist Bach zum IOC-Präsidenten gewählt worden. Dann soll aufgrund der Statuten Schluss sein. Ist das die Chance für einen Neuanfang? Gibt es dann keine Vergabe mehr an totalitäre Staaten? Bricht dann das Amigo-System zusammen?
Wir haben hier nun viel über Korruption, Politik und Amigo-System gelesen. Wo bleibt da der Sport? Wir dürfen uns nicht der Illusion hingeben, dass Sport unpolitisch, fair und gerecht funktioniert. Der Empfang des chinesischen Staatsführer zum Beginn der Olympischen Spiele in Peking hat gezeigt, wohin der Weg weiter führen könnte. Die Despoten der Welt versammeln sich. Die Sportler, Medien und Betreuer sind in einer sogenannten Blase abgeschottet von der Welt. Zum Spielen werden sie freigelassen.
Doch zurück zu unserem Schreiberling, der fleißig in die Tasten gehauen hat und sich an die Spiele in Lillehammer erinnern muss. Dort wurden drei Wochen vor Beginn der Spiele die Preise eingefroren (nicht wegen der Kälte, sondern um die Gäste nicht „über den Tisch zu ziehen“). Sonne und minus 20 Grad Kälte setzten ihm zu. Zwei Stunden auf den Bus gewartet (Autoverkehr war nur nachts möglich und zur An- und Abreise) – der dann doch nicht kam. Die Siege von Marcus Wasmeier, Jenni Weißflog und leider nur den siebten Platz von Kathi Witt miterlebte. Täglich einen Bericht für eine große Regionalzeitung vom Geschehen vor Ort über Bus fahren, Camping im Iglo und Land und Leute schrieb. Der sich für einen französischen TV-Sender aus der Sauna kommenden im Schnee wälzte (ob das gesendet wurde, ist unbekannt). Die Stimmung in der Stadt, auf der Loipe (fünfte Reihe beim Skilanglauf-Staffellauf und 50 Kilometer Skilanglauf), beim Eishockey einsog. Im Café mit wildfremden Menschen deutsche Olympiasiege feierte.
Ist das Olympia?
Im Altertum hatten die Olympischen Spiele eine Verständigungsfunktion. Denn nach den Perserkriegen kamen die ewig zerstrittenen Griechen zur Einsicht, dass Olympia zum Symbol ihrer innerstaatlichen Eintracht werden sollte und Kriege während der Spiele verbot. Das hielt dann auch über viele Jahrhunderte an. Kann dies auch ein Vorbild für die Neuzeit sein? Ein weltumspannendes Symbol für Völkerverständigung?
Wenn die Olympischen Spiele dahin zurückgeführt werden, haben sie eine Chance. Mit sportlichem Wettstreit, mit kulturellem Kennenlernen, mit Singen und Tanz, mit Verständigung. Mit Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Dafür steht Lillehammer noch heute.
Unser Foto zeigt die Olympiaschanzen in Lillehammer, die auch heute noch intensiv genutzt werden.
Alle Daten und Fakten wurden aus öffentlich zugänglichen Quellen zusammengetragen und mehrfach geprüft.