Viele unsere Mitmenschen lassen es sich bei einem Kaltgetränke und frischer Luft auf dem Balkon oder der Terrasse gut gehen. Gerade wenn die Temperaturen wieder die 30 Grad Marke überschreiten, kommen auch die Füße in ein Wasserbad. Doch was machen Igel in dieser Zeit luckx – das magazin ging dieser Frage nach.
Trockenheit und Hitze
Die Hitzewelle mit Temperaturen bis zu 38 Grad bringt Deutschland in diesen Tagen wieder ins Schwitzen. Menschen flüchten in kühle Wohnungen oder schattige Biergärten. Doch wie kommen Tiere mit den hohen Temperaturen und der damit einhergehenden Trockenheit zurecht? „Die Hitze und extreme Dürre macht vielen Wildtieren zu schaffen. Sie finden weniger Nahrung und brauchen einen Unterschlupf, um der Hitze des Tages zu entkommen“, sagt die Biologin Dr. Angelika Nelson. Selbst der nachtaktive Igel kämpft um Nahrung und kühles Nass. So lässt sich dem stacheligen Gartenbewohner und anderen Wildtieren jetzt und langfristig helfen.
Viele Tiere versuchen den hohen Tagestemperaturen in kühlen Verstecken zu entkommen. So verschlafen Igel in einem schattigen Unterschlupf, unter einer Hecke, in trockenen Hohlräumen unter Holzstapeln oder in einem kühlen Reisighaufen die Hitze des Tages. Doch immer mehr Flächen in den Gärten sind versiegelt und bieten weniger schattige Plätze für Tiere. Noch dazu heizen sich Asphalt und Steine in der Sonne auf und speichern die Wärme noch lange bis in die Nacht. „Immer öfter werden Igel gemeldet, die tagsüber im Garten nach Nahrung suchen, weil sie nachts nicht genug finden. Unterernährte Igel erkennt man an einer deutlichen Hungerfalte hinter dem Kopf sowie eingefallenen Flanken“, berichtet Angelika Nelson.
Auch die Nahrung flieht
Der Igel leidet bereits unter dem Rückgang der Insekten. Nun lässt die Hitze und Trockenheit feuchtigkeitsliebende Regenwürmer in tiefe Bodenschichten verschwinden. Auch Schmetterlingsraupen und Ohrwürmer entfliehen der Hitze. Somit sind sie außer Reichweite für den Fleischfresser. „Besonders die Laufkäfer, die Lieblingsnahrung des Igels, brauchen für ihre Entwicklung ausreichend feuchte Böden, damit sich Larven aus den Eiern entwickeln können“, so die Biologin. Auch die Hochsaison der Schnecken ist vorbei, die dem Igel zur Not als Nahrung dienen. Besonders Igeldamen und Jungtieren macht der Nahrungsmangel zu schaffen. „Einige Igel kommen im August zur Welt und werden sechs Wochen lang von der Mutter gesäugt. Wenn das Muttertier jedoch nicht genug Futter findet, produziert es zu wenig Milch, um den Nachwuchs ausreichend zu versorgen“, sagt Angelika Nelson. Dies hat langanhaltende Auswirkungen auf die Entwicklung der Jungigel bis in den Herbst hinein, wenn sie eigentlich mehr Gewicht zum Überwintern zulegen sollten.
Was brauchen Igel?
Kurzfristig hilft es dem Igel, wenn Gartenbesitzer Wasserschalen zum Trinken anbieten, die auch von anderen Tieren dankbar angenommen wird. Auch eine Schale mit Katzenfutter kann für kurze Zeit im Garten bereitgestellt werden. „Die Futtergabe sollte nur in Ausnahmefällen erfolgen, wenn über mehrere Tage hinweg tagaktive, unterernährte Igel beobachtet werden. Der Rückgang an natürlicher Nahrung kann nicht durch dauerhafte Zufütterung der Igel ausgeglichen werden“, sagt die LBV-Igelexpertin.
Langfristig helfen dem kleinen Stachelritter nur bessere Lebensräume wie naturnahe Gärten und Parks. Als Kulturfolger lebt der Igel oft eng mit den Menschen im Siedlungsraum zusammen. Mit der Gestaltung der Grünanlagen können Privatpersonen und Kommunen entscheiden, ob das Umfeld für Igel lebenswert ist. „Wenn wir statt Unkrautvernichter oder Pestiziden Lebensraum für Insekten, Amphibien und Vögel bieten, dann stellt sich das ökologische Gleichgewicht ein, in dem auch der Igel seinen Platz findet“, so Angelika Nelson. Naturnahe Gärten bieten dem Igel Unterschlupf und ausreichend Nahrung. Durchschlüpfe zu anderen Gärten ermöglichen ihm, auf der Nahrungssuche große Gebiete zu durchstreifen.