Es ist immer wieder spannend, welche Trends von den Marktforschungsinstituten entdeckt werden. Dabei ist immer nicht so genau zu erkennen, ob dazu in die Glaskugel geschaut wird oder mit der Kreativität gespielt wurde. Was Trend war und was Trend sein könnte, hat luckx – das magazin recherchiert.
Mit Wasser kochen
Mit viel Lust, Expertise und Kreativität wird meist zum Jahresende auf das künftige Jahr, Jahrzehnt oder Jahrhundert geschaut. Dabei werden dann manchmal tolle Ideen entwickelt, wie die Zukunft aussehen könnte. Was meist wenig bekannt ist: auch Marktforschung ist Handwerk. Viele Institute führen schon über viele Jahre ihre Studien fort. Das geschieht nicht, weil ihnen nichts besseres einfällt. Der Hintergrund ist einfach erklärt: je länger eine Studie – über Jahre – fortgesetzt wird, desto stabiler lassen sich Aussagen über die Zukunft treffen. Beispiel gefällig: Als die Corona-Pandemie in 2020 sich entwickelte und es zum ersten Lockdown kam, konnte schon frühzeitig davon ausgegangen werden, dass der Reisewunsch der Deutschen nicht nachlassen würde. Zwar kam es aufgrund geschlossener Grenzen und Reiseverbote zum Beispiel zum massiven Einbruch in der Luftfahrtbranche. Doch auch hier konnte die Marktforschung schon frühzeitig Entwarnung geben, dass in 2021, spätestens in 2022, die Nachfrage sich wieder auf das Jahr 2019 einpendeln würde. Das wäre auch so erfolgt, wenn zum Beispiel Luftfahrtunternehmen, allen voran die Lufthansa, ihre Mitarbeiter nicht entlassen, sondern in Kurzarbeit geschickt hätte. Denn alle staatlichen Fördermitteln wurden von der Bundesregierung zur Verfügung gestellt; aber nur unzureichend genutzt. Es fehlt jetzt Flugpersonal, das zu Lokführern umgeschult wurde, weil auch dort Fachkräfte fehlten.
Daraus lässt sich folgern, dass auch die Marktforscher nun mit Wasser kochen. Wenn sie mit ihren Prognosen zu weit von der Realität entfernt liegen, schwindet die Glaubwürdigkeit. Was das für deren Geschäft bedeutet, muss nicht erläutert werden.
Ohne Nachhaltigkeit geht nichts mehr
Angesichts vielfältiger Umwelt- und Energieprobleme wird digitale Evolution ohne nachhaltige Grundlagen nicht mehr möglich sein. Nachhaltig zu wirtschaften und zu handeln, ist praktisch obligatorisch geworden, nicht nur in den digitalen Branchen. Das bringt Herausforderungen mit sich, aber vor allem auch Chancen. Diese Erkenntnis ist bei vielen Unternehmen tatsächlich angekommen, sie investieren massiv in Green IT. Dabei soll die Technik selbst umwelt- und ressourcenschonender werden und gleichzeitig andere Unternehmensbereiche grüner machen. Beispiel Smart Grids – intelligente Netze, die helfen, Strom effizienter zu verteilen und nutzen.
Das spart idealerweise Energie und Ressourcen. Beispiel: Umfassende Cloud-Lösungen, die natürlich industriellen Anforderungen gerecht werden müssen, wenn Unternehmen mehr und mehr Essentielles nur noch remote nutzen. Das Kürzel XaaS bringt den Trend auf den Punkt: Everything as a Service – Anwendungen, Datenbanken, Plattformen, Infrastruktur. Immer wichtiger wird in dem Zusammenhang die Resilienz, d. h. die Widerstands- und Anpassungsfähigkeit solcher Systeme. Firmen bevorzugen deshalb zunehmend lokale Lösungen, zum Beispiel Dienstleister, deren Server in Europa stehen anstatt in Übersee.
Künstliche Intelligenz
Künstliche Intelligenz (KI) trendet seit Jahren. Dabei baut künstliche Intelligenz auf das Wissen seiner Entwickler auf. Die „neuen Verbindungen“, die aus sich aus der KI ergeben können, beruhen meist auf die natürliche Intelligenz. Trotzdem kommt es manchmal zu Entwicklungen, die selbst Experten überraschen wie er mit dem Textprogramm ChatGPT. Doch auch hier ist noch viel natürliche Intelligenz erforderlich, um das Produkt den Bedürfnissen von uns Menschen gerecht zu werden. Die Software ist nicht die erste ihrer Art, schreibt aber als erste verblüffend lesbare Texte auf Basis minimaler Vorgaben. Faszinierend, aber manchen auch unheimlich. Die Branche tut also gut daran, Akzeptanz für die KI zu verbessen. Der Ansatz hat einen Namen – AI TRiSM – (A)rtificial (I)ntelligence (T)rust, (Ri)sk, & (S)ecurity (M)anagement, zu Deutsch das Vertrauens-, Risiko- und Sicherheitsmanagement künstlicher Intelligenz – und ist selbst zum Trend geworden.
Das braucht niemand
Der Trend Fachkräftemangel hat sich zum Bleiben entschieden. Zwar wird an den Hochschulen wie wild mit neuen Studiengängen ausgebildet. Doch das reicht nicht. Es sind immer noch zu wenige Studierende für verschiedene Fächer. Um das zu ändern, müsste bereits an den Schulen mehr getan werden zum Beispiel in Sachen Digitalisierung. Aber das ist in Deutschland leider nach wie vor nicht Trend.