Was ist bloß beim Camping los?

Camping ist: Bier trinkende Männerrunde vor Wohnwagen in Jogging-Hose und Feinripp Unterhemd über dicke Bäuche gezogen. Doch dieses Klischee lässt sich so nicht mehr bedienen. Nach Jahren des Abwärtstrends geht es mit Camping bergauf. Zwar ist die ursprüngliche Art des Zeltens, wie Camping früher hieß, vorbei. Denn Zelte werde heute nur noch sehr wenige aufgebaut. Heute sind überwiegend Wohnwagen und Wohnmobilen auf dem Weg zum Campingplatz. Immer mehr Bundesbürger mieten sich Wohnwagen und Wohnmobile oder investieren in dieses Freizeit- und Urlaubsvergnügen. Von Wachstumsmüdigkeit scheint keine Spur abzusehen: „Der größte touristische Treiber in Deutschland ist Camping – es gibt kein Segment, das stärker wächst“, stellte Uwe Frers, Geschäftsführer von ADAC Camping im Pressegespräch fest. „Der Trend kennt nur eine Richtung: nach oben“. Bei der Vorstellung des ADAC Camping Monitors präsentierte er die entsprechenden Zahlen dazu: Allein bei den Neuzulassungen von Caravans, Wohnwagen und Reisemobilen gab es 2019 in Deutschland eine Zunahme von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Während die Zahl der Campingurlauber wächst – allein von Januar bis Oktober 2019 gab es 10.862.000 Anreisen auf deutschen Campingplätzen, mehr als im gesamten Jahr 2018 – steht dem nur eine geringe Zunahme von Plätzen gegenüber: 2017 standen 2986 Campingplätze in Deutschland zur Verfügung, 2018 waren es 3024. Europaweit betrachtet hat die Zahl der Campingplätze sogar abgenommen. „Die Nachfrage steigt, das Angebot nicht“ fasst Frers zusammen. Dies zwinge die Camper, frühzeitig online zu buchen. „Wer seinen Platz nicht im Frühjahr reserviert hat, hat in der Hochsaison keine Chance auf einen Platz“, warnte Frers.

Beliebte Camping-Reiseziele

Bei den beliebtesten Reisezielen der deutschen Camper steht das eigene Land an erster Stelle, gefolgt von Italien, Kroatien bis zu Frankreich an vierter Stelle. Die Zunahme des Campingtourismus wird auch durch den Winter genährt, die Zahl der Camper, die von November bis Februar auf Tour gegangen sind, hat im vergangenen Jahr um 26 Prozent zugenommen. Insgesamt nehme die Zahl der Stellplätze für Dauercamper ab, wovon vor allem die Angebote für Glamping und Mobile Homes profitierten. Ein weiterer Trend ist das Luxuscamping: Mit größeren Stellplätzen für jeden einzelnen und einer komfortablen Ausstattung wie einem eigenen Sanitärbereich.

Nachhaltigkeit ist ein hoher Wert für Camper

Was Frers besonders freut: Camping steht auch bei jungen Leuten hoch im Kurs. „Besonders für die Millenials, die zwischen Mitte 20 und Mitte 30 sind, ist Camping attraktiv“. Ein Trend, der sich bei Google und Instagram unter dem Stichwort „Vanlife“ ablesen lässt.

Für viele Camper ist Nachhaltigkeit ein wichtiger Wert. „Camper nehmen Rücksicht auf die Natur und das hat die Branche früh erkannt“, so Frers. Derzeit sind 220 Plätze in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien, Kroatien und Slowenien bei der Vereinigung Ecocamping verzeichnet, 2020 werden auch Plätze in Portugal und Spanien dabei sein. Nicht nur die Nähe zur Natur, auch die Qualität der Anlagen sind den Nutzern wichtig. 2020 sind 19 Fünf-Sterne-Plätze in den ADAC Campingführer dazugekommen, mittlerweile gibt es also 134 dieser sogenannten „Superplätze“.

Allerdings: die Zahl der vom ADAC nach bestimmten Kriterien vergebenen Sterne korreliert nicht mit den Bewertungen, die die Nutzer selbst vergeben. „Auch ein Ein-Sterne-Platz kann von einem zufriedenen Camper mit fünf Sternen bewertet werden – weil er beispielsweise die Lage direkt am See viel höher einschätzt als den Komfort in den Sanitäranlagen“, berichtete Frers.