In den unterschiedlichsten Branchen wird intensiv an nachhaltigen Produktlösungen gearbeitet. So versucht die Automobilindustrie leistungsstärkere Batterien zu finden und das Interieur aus nachwachsenden Rohstoffen zu gestalten. Auf der Wassersportmesse boot in Düsseldorf zeigen unterschiedliche Anbieter, wie sie sich Nachhaltigkeit im Yachtbau vorstellen. So präsentieren die Mega-Yacht-Werften nicht nur Luxus, sondern schon immer hohe Qualität. Wer so eine Mega-Yacht von Innen betrachten darf kommt nicht umhin, diese hohe Qualität anzuerkennen. Denn wenn der künftige Yachtbesitzer viel Geld für ein neues Boot ausgibt, kann er auf seine Langlebigkeit setzen. Und was ist aus nachhaltiger Sicht besser als ein hochwertiges und langlebiges Produkt zu erstehen.
Grünes Boot
Einen ganz anderen Punkt betrachtet Bootsbaumeister Friedrich Deimann. Mit seinem Unternehmen „Green Boats“ setzt er voll auf die „Nachhaltigkeitstrendwelle“. Doch wenngleich Nachhaltigkeit vor dem Hintergrund des Klimawandels derzeit die gesellschaftliche Diskussion bestimmt, ist das Thema für Deimann schon seit Jahren aus Überzeugung zur Passion geworden. Das neueste Ergebnis kann am Messestand bestaunt werden: die acht Meter lange Segelyacht „Flax 27“. 80 Prozent der zu ihrem Bau verwendeten Rohstoffe und Materialien sind nachwachsend. Rumpf, Deck und Innenstruktur bestehen aus NFK (Naturfaser verstärkter Kunststoff), wobei als Basis für die Verbundwerkstoffe vorrangig Flachsfasern und Kork zum Einsatz kommen.
Als Kern der so genannten Sandwichbauweise kommt bei Green Boats Kork aus europäischen Wäldern zum Einsatz. Besonderer Vorteil: Korkeichen müssen bei der Ernte nicht gefällt werden. Stattdessen werden sie alle neun bis zwölf Jahre geschält.
Auch als Deckmaterial eignet sich Kork(-granulat) bestens, wie die „Flax 27“ beweist. Denn Kork ist wasserabweisend und damit sehr beständig. „Es fühlt sich außerdem angenehm an. Kommt es zu Schäden, können diese fürs Auge nahezu nicht sichtbar und insgesamt mit geringem Aufwand behoben werden“, verweist Friedrich Deimann auf weitere Vorteile und freut sich über das bislang sehr starke Interesse der boot-Besucher. Er ergänzt: „Die ausgestellte Yacht wurde bereits verkauft. Doch es geht uns hier in Düsseldorf nicht nur um Fertigungsaufträge. Mit unserem Knowhow eignen wir uns auch als Entwicklungs- und Konzeptpartner für andere Bootsbauer und Werften.“ Prominentester Stand-Besucher von Green Boats war bislang übrigens Umweltaktivist, Schauspieler und Hobbysegler Hannes Jaenicke, der sich laut Deimann ebenfalls begeistert gezeigt haben soll von der Konzeption der „Flax 27“ (Preis: ca. 150.000 Euro – segelfertig und inkl. MwSt.).
Farbenfrohe Korallenriffe – Bedrohtes Ökosystem
Ein Highlight der Themeninsel „love your ocean” ist die farbenfrohe Reise zum bedrohten Ökosystem Korallenriff. Green Corals präsentiert ein buntes und vielfältiges Spektrum verschiedenster Korallenarten und beschreibt wie wichtig diese für die Umwelt und unzählige Meeresbewohner sind. Steigende Wassertemperaturen, durch die die Korallen ausbleichen und schließlich absterben, sind nur eine der Gefahren, durch die die Riffe bedroht sind. Dem Besucher wird nahegebracht, warum Korallen so wichtig sind und wie man sie am besten in ihrem natürlichen Umfeld schützt.
Salty Bag – Nachhaltige Taschen
Salty Bags sind individuelle und einzigartige Taschen, die aus alten Segeln hergestellt werden. Ausgediente Segel dürfen hier in unterschiedlichster Form und Farbe weiterleben. Diese besondere Form des Upcyclings zeigt erneut, dass man aus secondhand Materialien interessante, wertvolle neue Dinge schaffen kann. Jedes Segel wird zuerst sorgfältig auf Qualität kontrolliert und anschließend gewaschen. Danach wird es von Hand zurechtgeschnitten und zu einer Salty Bag recycelt.
Recycelte Flaschen werden zu neuen Kuscheltieren
Shore Buddies sind Stofftiere, die aus recycelten PET-Flaschen hergestellt werden. „Unsere Mission ist es Meeresleben zu retten und Plastik aus den Ozeanen fernzuhalten.“, so Malte Niebelschuetz, Gründer und CEO von Shore Buddies. Ein Stofftier besteht komplett aus zerkleinerten Plastikteilchen, die zusammen pro Tier sechs PET Flaschen ergeben. Ab Sommer 2020 kann man die Kuscheltiere auch käuflich erwerben, wobei pro verkauftes Tier ein Dollar an Organisationen gespendet wird, die sich für das Leben Unterwasser einsetzen.
Schicke Armbänder
Bei Bracenet werden Geisternetze aus den Weltmeeren gefischt und in Hamburg unter anderem zu stylischen Armbändern verarbeitet. Erst nach der Reinigung der Netze wird erkannt, welche Farbe die Netze haben. Millionen von Meerestieren verfangen sich in diesen Netzen und sterben dann qualvoll. Durch Healthy Seas, die unter anderem die Netze für Bracenet aus den Meeren fischen, werden weniger Tiere von den unbenutzten Netzen behindert oder sogar getötet.