Wie geht Reisen trotz Corona?

In der China-Virus-Pandemie ist Reisen nicht möglich. Die Grenzen ins benachbarte Ausland sind geschlossen; sogar die Bundesgrenzen innerhalb Deutschlands werden überwacht. Flüge sind meist nur unter großen Einschränkungen möglich. Quarantäne am Ziel wird meist sofort angeordnet. Das ist auch gut so. Denn nur durch Kontakteinschränkungen lässt sich die Virusverbreitung eindämmen. Das kann nur – nein, das ist unser aller Ziel.

Doch mit einer Möglichkeit wäre Reisen auch zu Pandemiezeiten machbar: mit dem Reisemobil. Nur: Reisebeschränkungen gelten für alle. Da darf es und gibt es keine Ausnahme. Aber wie kann es nach einer Lockerung der Reisebeschränkungen wieder die ersten touristischen Reisen geben? Diese Frage stellen sich alle Reiseanbieter. Lösungen sind noch nicht verfügbar. Nun hat der Verband der Caravan-Industrie erste Vorschläge erarbeitet, die luckx – das magazin in Auszüge vorstellt.

Neustart im Tourismus

Die politische Unterstützung einer Strategie für das stufenweise Wiedereinsetzen des Tourismus ist nur unter Berücksichtigung von Regeln des Gesundheitsschutzes zu gewährleisten. Die Abwägung zwischen sozialen und ökonomischen Maßnahmen wird hierbei vorausgesetzt. Tourismusexperten plädieren für einen stufenweisen Neustart im Tourismus. Dabei sollen zunächst diejenigen Beherbergungsbetriebe öffnen dürfen, die ihren Gästen eine Urlaubsform mit maximaler Autarkie bieten. Dies trifft auf eine große Zahl von Reisemobil-Stellplätzen zu. Eine differenzierte Betrachtung aller Angebotsbereiche des Deutschlandtourismus führt zu unterschiedlichen Wiedereinsatzzeitpunkten.

Öffnung

Soft-Opening durch Teilöffnung der Reisemobil-Stellplätze: Ziel dieses Vorschlags ist ein wichtiger Impuls für die touristische Infrastruktur und damit ein Beitrag zu ihrem Überleben, bei einer überschaubaren Zahl von Beteiligten im Rahmen zunächst sehr eng gesteckter Grenzen.

Gerade der Reisemobil-Tourismus bietet wie kaum eine andere Art des Tourismus eine maximale Autarkie. Das „Haus auf Rädern“ mit eigenen Wohn-, Koch-, Sanitär- und Schlafmöglichkeiten sorgt dafür, dass die Kontakte zu anderen Menschen auf ein absolutes Minimum beschränkt werden können. Erweiterte Parzellen zwischen den Fahrzeugen sorgen für die notwendige größere Distanz.

Gleichzeitig wird ein wichtiger Impuls für die touristische Stellplatz-Infrastruktur in ländlichen und strukturschwachen Räumen gegeben und so ein bedeutender Beitrag zu ihrem Überleben geleistet. Dies kann bei einer überschaubaren Anzahl an Reisezielen erfolgen, deren Kapazität leicht gesteuert werden kann.

Kurorte und prädikatisierte Heilbäder wie z. B. Bad Königshofen haben mit Reisemobil-Stellplätzen einen attraktiven Nischenmarkt im Kur- und Gesundheitstourismus etabliert. Diese Orte verfügen in der Regel auch über medizinische Kenntnisse und Möglichkeiten, die über den Standard vieler anderer Urlaubsorte hinausgeht und eignen sich so sehr gut für den genannten Neustart.

Der kontrollierte Wiedereinstieg kann bei Reisemobilstellplätzen durch folgende Maßnahmen erfolgen:

Begrenzung zunächst auf autarke Fahrzeuge (keine Campingbusse ohne Toilette)

Kapazitätssteuerung durch Pflicht zur vorherigen Buchung

Maximal zwei Personen pro Mobil (mehr Personen, wenn aus einem Haushalt)

Begrenzung auf eine maximale Fahrzeug- bzw. Personenzahl pro Reisemobilstellplatz

Aufenthalt im Freien nur auf der eigenen Parzelle, maximal mit Markise, kein festes Vorzelt

freiwillige Teilnahme an der App PPT-PT

Mögliche Maßnahmen auf den Stellplätzen (nachgewiesen z.B. durch freiwillige Selbstverpflichtung)

Check-In/-Out automatisiert oder mit abstandswahrenden Sicherheitsschleusen an der Rezeption

Versorgungs-/Entsorgungssysteme benutzbar, werden täglich durch Betreiber gereinigt und desinfiziert

Sanitäranlagen bleiben gesperrt

Gemeinschaftseinrichtungen (Pools, Aufenthaltsräume) bleiben gesperrt

Dienstleistungen vor Ort reduziert: Kein Brötchenservice, maximal Gasverkauf

Keine Animation, Unterhaltungsangebote, Veranstaltungen usw.

Gastronomie öffnet unter Auflagen

Evtl. Halbierung der Kapazität (jede 2. Parzelle bleibt frei)

Reisemobiltourismus

Seit der Ausweisung des ersten deutschen Reisemobilstellplatzes im ostbayerischen Viechtach im Jahre 1983 hat sich der Reisemobiltourismus von einem anfangs noch belächelten Nischenmarkt zu einem boomenden Segment im Deutschlandtourismus entwickelt. Den über 532.000 allein in Deutschland zugelassenen Reisemobilen

stehen über 4.000 Stellplätze aller Größen- und Qualitätsstufen gegenüber. Mit der

Entwicklung zu immer größeren, besseren und in der Nähe zu touristischen Anziehungspunkten gelegenen Stellplätzen hat sich der Reisemobiltourismus längst zu einer eigenständigen Urlaubsform entwickelt, die die spezifischen Wünsche und Bedürfnisse von Reisemobiltouristen zu berücksichtigen sucht.

Vorteile?

Welche genauen Vorteile die Öffnung des Reisemobil-Tourismus für die betroffenen Kommunen haben soll, konnten die Autoren dieser Studie nicht herausarbeiten. Denn Restaurants und die touristischen Angebote bleiben – wahrscheinlich – weiterhin geschlossen. Da sitzen die Reisemobilisten in oder vor ihrem Fahrzeug und genießen auf dem Stellplatz den Sonnenschein. Oder unternehmen Wanderungen durch Stadt, Land, Wald und Flur. Da die meisten Resemobilisten zu den geselligen Typen gehören, finden die Kontakte dann doch statt. Wollen wir, das so die Virus-Pandemie sich weiter verbreitet?

Sicherlich, wenn es zu einer Öffnung der Reisebeschränkungen kommt, sind die Reisemobil-Fahrer mit dabei. Doch auch ohne Pandemie sind Stellplätze Mangelware. Dazu haben die Verbände bis heute keine sofort umsetzbaren Lösungen vorgelegt. Luckx – das magazin hatte diese Frage schon vor Jahren den Verantwortlichen gestellt. Antworten? Fehlanzeigen. Wie kann eine praktische Umsetzung aussehen? Wer entscheidet darüber, wer Reisen darf, wer den Stellplatz bekommt, wer wo sein Fahrzeug abstellen darf? Alles ungeklärt. Deshalb: Geduld. Auch unser Reisemobil steht in der Garage und wartet auf die nächste Reise, die bestimmt bald möglich ist.