Wer gerade in dieser Virus-Krise nach einem „sicher Hafen“ für seine Urlaubsplanung sucht, ist in den deutschen Kurorten gut aufgehoben. Ob an der See oder im Gebirge: die deutschen Heilbäder und Kurorte sind auf touristische und Gesundheitsreisen immer vorbereitet. Um in Deutschland als Kurort zu gelten, müssen sehr viele Bedingungen erfüllt werden. Sowohl Wasser und Luft müssen besonders sauber sein und hygienische Standards sind täglich zu erfüllen. Das ist in anderen Urlaubsdestinationen nicht unbedingt der Fall. Deshalb fordern die Vertreter der Reisebranche Gesundheitszertifikate für Destinationen.
Aktuelle Studie
Travel Consul, eine Allianz internationaler Agenturen in der Reiseindustrie, analysiert in einer aktuellen Studie den Einfluss von Covid-19 auf die Tourismusbranche und untersucht dabei die künftige Erholung des globalen Reisevertriebs. Hierfür wurden im Mai 2020 über 900 Führungskräfte der Touristik (Reiseveranstalter und Reisebüros) aus der DACH-Region, aus den Benelux-Staaten, aus Osteuropa, Italien, dem Vereinigten Königreich, Frankreich, Spanien, Südostasien, Indien, Australien, Südamerika, Mexiko und Nordamerika befragt. Ziel der Studie war es, ein besseres Verständnis der Auswirkungen von Covid-19 zu bekommen und Strategien aufzuzeigen, die bei der Erholung der Branche helfen. Die in München ansässige Agentur Lieb Management war als Travel-Consul-Mitglied an der Analyse beteiligt und hat die wichtigsten Reiseveranstalter in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt.
Wie Destinationen Vertriebspartner unterstützen können
Auf die Frage, wie Destinationen (DMOs) Reisebüros und Veranstalter unterstützen können, erwähnen die meisten Teilnehmer Gesundheits- und Sicherheitszertifikate. Diese seien vonnöten, um Kunden mit einem sicheren Gefühl in die jeweilige Destination zu entsenden. Hierbei erhoffen sich zwei von drei Teilnehmern Hilfe von Partnern in Zielgebieten. Ferner wurde die Bedeutung von Marketingkampagnen, nützlicher und aktueller Daten sowie Branchen- und Medienupdates betont.
Auswirkungen von Covid-19 auf die geschäftliche Entwicklung
Insgesamt erwarten die Vertriebspartner einen Rückgang des Geschäftsvolumens um 73 Prozent im dritten Quartal 2020 und 60 Prozent im vierten Quartal 2020. Zwei Drittel der Befragten gehen davon aus, dass sie ihr Unternehmen sechs Monate lang ohne finanzielle Unterstützung der Regierung aufrechterhalten können. Für Deutschland, Österreich und die Schweiz weichen die Zahlen etwas ab: Reisebüros und Veranstalter rechnen mit einem Rückgang von über 75 Prozent für das dritte und 59 Prozent für das vierte Quartal.
Aktivitäten während Covid-19
Etwa 41 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass die Entwicklung neuer sowie die Verbesserung der bestehenden Produkte und die Anpassung des Geschäftsmodells an die neuen Begebenheiten die wichtigsten Maßnahmen während der Pandemie waren. An zweiter Stelle stand die Verbesserung der Kundenbetreuung sowie Schulungsprogramme.
Auf die Frage, was sich für Reisevertriebspartner in Zukunft ändern wird, erwähnen 70 Prozent der Teilnehmer die Änderung von Stornierungsrichtlinien oder -bedingungen. Ferner wird der Erweiterung der Kundenkommunikationskanäle sowie der Diversifizierung bzw. Änderung des Produkt- und Destinationsangebots eine hohe Bedeutung eingeräumt. Die deutschsprachigen Touristiker führen zudem Partnerschaften mit neuen Anbietern ins Feld. Diese waren bereits vor Corona bedeutend und werden es auch künftig sein. Bei den drei wichtigsten Quellen, die während Covid-19 zur Information genutzt wurden, führen mit 69 Prozent die Verbände der Reiseveranstalter und Reisebüros eindeutig. Es folgen im Fall von deutschsprachigen Büros und Veranstaltern die eigene Regierung sowie Fachmedien. Die Bedeutung dieser ist weiterhin sehr hoch.
Loyalität gegenüber Reisezielen und Hotels wird in Frage gestellt
Neue Zeiten erfordern auch neue Maßnahmen und Herangehensweisen: Statt allseits beliebter Ziele können sich auch Nischendestinationen derzeit gut in Position bringen: So gaben fast 50 Prozent der Befragten an, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit künftig Hotels und Resorts in Erwägung ziehen werden, die sie noch nie zuvor verkauft haben. Darüber hinaus glauben weitere 37 Prozent, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit neue Destinationen berücksichtigen werden.