Der wirtschaftliche Zusammenbruch aufgrund der Virus-Pandemie hat auch positive Seiten für Umwelt und Klima: die Schadstoffemissionen haben sich deutlich reduziert. Für uns Menschen nehmen wir eine verbesserte Lebensqualität wahr. Aber ist die Krise auch der Auslöser für eine höhere Bereitschaft zu nachhaltigerer Mobilität? Eine Nachhaltigkeitsstudie zeigt: Bereits vor der Krise waren die Deutschen offen für einen Umstieg auf nachhaltige Fortbewegungsmittel. Die Umfrage zeigt jedoch auch, wo noch Nachholbedarf besteht.
Auswirkungen auf alle Lebensbereiche
Die Corona-Krise hat Auswirkungen auf nahezu alle Lebensbereiche. Besonders stark hat sie die Mobilität beeinflusst. Viele Berufstätige arbeiten noch weiterhin im Homeoffice und waren in den letzten Monaten generell weniger unterwegs. Zudem entfällt in der aktuellen Situation ein Großteil der Geschäfts- und Urlaubsreisen; auch wenn die Ferien in vielen Bundesländern gerade beginnen. Dank des deutlich geringeren Verkehrsaufkommens in den Städten entdecken immer mehr Menschen den Spaß an Fahrrad und Co. wieder neu.
In der Folge zeigt sich bereits jetzt, dass Umwelt und Klima von der Krise profitieren. Weniger Lärm- und Geruchsbelästigung in den Städten verbessern darüber hinaus die Lebensqualität. Der allgemeinen Wahrnehmung nach, ist auch die Bereitschaft der Bevölkerung für eine nachhaltigere Mobilität in Deutschland gestiegen. Ist die Krise Auslöser oder Treiber dieses scheinbar neuen Bewusstseins?
Mehr Fahrrad fahren
Die Mehrheit der Deutschen (69 Prozent) legte bereits vor der Krise kürzere Strecken nach Möglichkeit zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurück. Dieser Anteil dürfte in Zeiten von Corona sicherlich höher ausfallen, denn wegen des erhöhten Ansteckungsrisikos werden öffentliche Verkehrsmittel aktuell eher gemieden. Zug, Straßenbahn oder Bus stehen bei den Befragten allerdings generell nur bedingt hoch im Kurs: Nur 45 Prozent nutzen den öffentlichen Nahverkehr regelmäßig.
Das Auto wird in der aktuellen Situation hingegen als sicherer Schutzraum wahrgenommen und wieder mehr genutzt. Bereits vor der Krise gehörte es zu den beliebtesten Fortbewegungsmitteln der Deutschen. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) besitzt ein eigenes Auto und fährt regelmäßig damit. E-Mobilität ist dabei noch kein großes Thema: Nur 17 Prozent der Befragten besitzen bereits ein E-Auto, E-Scooter nutzen 18 Prozent für kürzere Strecken. Die wahrgenommene Verbesserung von Luft- und Lebensqualität in den Städten durch den temporären Lockdown könnte hier durchaus als echter Treiber für ein E-Momentum und einen grundsätzlichen Paradigmenwechsel in der urbanen Mobilität wirken.
Startschuss für die Mobilitätswende?
Einige Städte und Gemeinden haben bereits auf das veränderte Mobilitätsverhalten in der Krise reagiert und beispielsweise mit Pop-up-Radwegen mehr Platz für Radfahrer auf den Straßen geschaffen. Schon vor Corona sahen die Deutschen in schlechten Fahrradwegen und einem Mangel an Bahnverbindungen eine der größten Hürden für die Umsetzung eines nachhaltigeren Lebensstils (67 Prozent). Durch die jetzt schnelle und unbürokratische Anpassung der Infrastruktur an die aktuellen Bedürfnisse wird das erleichtert. Neben der grundsätzlichen Bereitschaft der Deutschen ist die Impulsverstärkung durch den Gesetzgeber eine zentrale Voraussetzung, um Veränderungen hin zu einer nachhaltigeren Mobilität anzustoßen.
Über die Studie
Die bevölkerungsrepräsentative Online-Umfrage zum Thema Nachhaltigkeit als Qualitätsfaktor wurde von INNOFACT im Auftrag der Deutsche Gesellschaft für Qualität (DGQ) im September 2019 durchgeführt. Befragt wurden 1.038 Frauen und Männer im Alter zwischen 18 und 69 Jahren, wohnhaft in Deutschland.