Ausgebremst

In den letzten Jahren haben sich viele Bundesbürger wenig um Strom- und Gaspreise gekümmert. Die Preiserhöhungen wurde einfach so hingenommen. Doch wer tiefer in die Materie einstieg, konnte bei den Preisen an den Börsen genau eine gegenteilige Entwicklung beobachten: Die Preise sanken. Das brachte auch pfiffige Jungunternehmer auf die Idee, die Preisveränderungen auf eine Geschäftsbasis zu stellen. Nun gibt es Vermittler, die regelmäßig – meist zum Jahreswechsel – die aktuellen Preise überprüfen und ihren Kunden Angebote unterbreiten. Marktwirtschaftlich gesehen genau der richtige Ansatz. Doch jetzt fällt den Strom- und Gaskonzernen auf einmal auf, dass ihr eigenes System zum Bumerang wird und Verbraucher das Angebot tatsächlich wahrnehmen. So haben sie es anscheinend doch nicht gemeint und wollen marktwirtschaftliche Mechanismen verbieten. Ja geht’s noch. Denn jahrelang wechselten nur rund 4% der Verbraucher ihren Anbieter. Deshalb waren Angebote überhaupt nicht notwendig.

Strompreisbremse

Die Strompreisbremse im Corona-Konjunkturpaket der Bundesregierung trifft auf Zustimmung bei den Verbrauchern: 86 Prozent kritisieren, dass die staatliche Abgabenlast auf Strom 8 Mal höher ausfällt als bei Heizöl und Erdgas. Nicht einmal jeder zehnte Bundesbürger ist davon überzeugt, dass die Energiewende mit hohen Zusatzkosten auf Strom finanziert werden sollte. Das sind Ergebnisse aus dem Energie-Trendmonitor 2020. Dafür wurden bevölkerungsrepräsentativ 1.000 Bundesbürger von einem Marktforschungsinstitut im Auftrag von Stiebel Eltron befragt.

Die Alternative zu Erdöl und Gas ist Strom, der für den Antrieb umweltfreundlicher Heizsysteme gebraucht wird“, sagt Dr. Nicholas Matten, Geschäftsführer des Haus- und Systemtechnikherstellers Stiebel Eltron. „Die neue Deckelung des Strompreises über die EEG-Umlage auf 6,5 Cent/kWh ab 2021 ist ein richtiges Signal für die privaten Haushalte, um sich von klimaschädlichen Öl- und Gasheizungen zu verabschieden. Nach wie vor bleibt aber unverständlich, warum die Politik erst Klimaschutzverträge unterschreibt und anschließend den Strom für grüne Wärmepumpentechnologie immer noch stärker belastet, als Erdöl und Gas. Spätestens, wenn die CO2-Emissionen von fossilen Brennstoffen im Wärmebereich entsprechend Geld kosten, wird die Rechnung beim Heizen mit Öl- oder Gasbrennern nicht länger aufgehen.“

Baustelle: Heizungskeller

73 Prozent der Bürgerinnen und Bürger haben den eigenen Heizungskeller als wichtigste Baustelle für die private Energiewende erkannt. Hier wird rund 80 Prozent der Energie in den Haushalte verbraucht. Zur Finanzierung der Energiewende sollten die Kosten laut Umfrage auf die fossilen Brennstoffe umgelegt werden – so könnte nach Meinung von drei Vierteln der Bevölkerung im Gegenzug umweltfreundliche Energie viel günstiger werden.

Aktuell ist die mit Strom betriebene Wärmepumpe beim Neubau von Wohngebäuden bereits die wichtigste Heiztechnik und erreichte 2019 in Deutschland einen Marktanteil von knapp 46 Prozent – deutlich vor Öl- und Gasheizungen. Bei der Sanierung von alten Heizungen ist die Nutzung natürlicher Wärme aus Luft, Grundwasser oder Erdreich auf dem Vormarsch. Die Bundesregierung fördert den Einbau von umweltfreundlichen Wärmepumpen so stark wie noch nie – im Neubau wie im Bestand.

Die Energiewende in Deutschlands Heizungsräumen hat seit Jahresbeginn noch stärkere staatliche Impulse bekommen“, sagt Dr. Nicholas Matten. „Für den Umstieg auf umweltfreundliche Heizsysteme gibt es höhere Zuschüsse als je zuvor – gleichzeitig wird in den nächsten Jahren der Preis für den im Betrieb benötigten Strom abgesenkt.“ Die neuen Förderrichtlinien für die Heizungsmodernisierung sehen Zuschüssen von bis zu 45 Prozent der gesamten Kosten beim Tausch einer Ölheizung gegen eine Wärmepumpe vor.“