Veränderungsprozess

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind sehr unterschiedlich: Abstandsregelungen, Home Office, Kurzarbeit. Der Lockdown führte dann auch zu einem dramatischen Wirtschaftseinbruch, von dem sich viele Wirtschaftszweige noch nicht erholt haben. Doch die wirtschaftlichen Forschungsinstitute sehen Licht am Ende des Corona-Tunnels: Wahrscheinlich wird Ende 2021 eine ähnliches Niveau wie 2019 erreichbar sein. Das lässt hoffen, da auch die politisch getroffenen Maßnahmen anscheinend Wirkung zeigen.

Entschleunigung in Deutschland

Ein anderes Phänomen ist während der Lockdown-Phase zu beobachten gewesen. Immer mehr Menschen lassen es langsamer angehen. Nicht, weil sie vielleicht die Lust am Arbeiten oder auch an Freizeitaktivitäten verloren haben. Denn vieles war und ist ja immer noch nicht möglich. Doch Home Office und Kurzarbeit eröffnen Neues: Die Corona-Pandemie entschleunigt und lässt ein altbewährtes Fortbewegungsmittel den Deutschen plötzlich wieder aufleben. Radfahren bietet ein Stückchen Freiheit und gleichzeitig Sicherheit. So schwangen sich vier Fünftel der 14- bis 60-jährigen Deutschen sich im letzten halben Jahr mindestens einmal auf den Drahtesel (oder E-Bike). Ob das auch mit Corona zusammenhängt, hat eine aktuelle forsa-Studie untersucht.

Rund ein Drittel (32 %) der 14- bis 60-jährigen Deutschen fuhr sogar häufig Fahrrad, 29 Prozent waren gelegentlich mit dem Rad unterwegs. In größeren Ortschaften fuhren mehr Menschen häufig mit dem Rad: In Städten ab 20.000 Einwohnern gaben sogar 37 Prozent an, oft Fahrrad zu fahren, jedoch nur ein Viertel der Befragten aus Ortschaften mit weniger Einwohnern.

Mountainbike, Cityrad, Trekkingbike oder E-Bike

Das Mountainbike erfreute sich dabei – knapp vor dem Cityrad – der größten Beliebtheit: Insgesamt rund ein Drittel der Deutschen, die im letzten halben Jahr auf dem Rad saßen, geben an, sich mit dem Allrounder fortbewegt zu haben (34 %). Bei den Deutschen, die häufig radeln, ist das Mountainbike beliebter als bei denen, die insgesamt nur selten geradelt sind (39 % vs. 29 %).

Auf Platz zwei liegt das Citybike, das von 30 Prozent im letzten halben Jahr genutzt wurde – und zwar von Frauen deutlich häufiger als von Männern (37 % vs. 24 %). Männer hingegen sind häufiger als Frauen auf ein Trekkingrad gestiegen (27 % vs. 16 %, gesamt: 22 %). Mit dem E-Bike sind 14 Prozent der Radler unterwegs gewesen – und nicht ganz verwunderlich waren dies vor allem die 50- bis 60-Jährigen (27 %).

Auch wenn im letzten halben Jahr die Mehrheit der Deutschen mal aufs Rad gestiegen ist, gibt fast die Hälfte der Radler an, dass sich ihre Fahrradnutzung in den letzten sechs Monaten im Vergleich zu früher nicht verändert habe (46 %). Mehr als ein Zehntel der Radler gibt sogar an, weniger gefahren zu sein (12 %).

31 Prozent derer, die in den letzten sechs Monaten häufiger mit dem Fahrrad gefahren sind als vorher, haben dies hauptsächlich wegen der Corona-Pandemie getan – bei 69 Prozent hatte das vermehrte Radeln hingegen (fast) nichts mit der Pandemie zu tun.

Spaß, Sport und Fitness

Weitere Gründe für die Deutschen Rad zu fahren sind vielfältig – und der Spaß steht für mehr als die Hälfte derer, die im letzten halben Jahr geradelt sind, im Vordergrund (55 %). Jeder zweite Radler gibt an, den Drahtesel aus sportlichen oder gesundheitlichen Gründen zu nutzen, 38 Prozent steigen aufs Rad, „um den Kopf frei zu bekommen“ und jeweils fast ein Drittel, um damit zur Arbeit zu fahren (31 %) oder damit die Umwelt zu schonen (31 %).

28 % der deutschen Radler benutzen das Rad für den Einkauf – in Großstädten kommt es dafür häufiger zum Einsatz als in kleinen Orten (500.000 EW und mehr: 37 % vs. unter 20.000 EW: 24 %). Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass mehr Bewohner in Städten ab 500.000 Einwohnern infrastrukturbedingt mit dem Rad schneller als mit öffentlichen Verkehrsmitteln (45% kleine Orte: 16 %) oder mit dem Auto (32 %, kleine Orte: 11 %) an die meisten Ziele kommen.

Radeln in Großstädten

Mehr als ein Viertel (27 %) der Radler, die in Großstädten ab einer halben Million Einwohner wohnen, nutzen das Rad, weil sie gar kein Auto besitzen – in Orten mit weniger als 20.000 Einwohnern ist das natürlich für weniger Radler der Grund (10 %). 16 Prozent der Radfahrer geben außerdem an, dass das Radfahren billiger als das Auto oder öffentliche Verkehrsmittel sei (500.000 EW und mehr: 21 % vs. unter 20.000 EW: 10 %).

Insgesamt nur 6 Prozent der befragten Radfahrer benutzen das Rad als Vorsichtsmaßnahme vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus – wobei hier der Anteil bei den Großstädtern (1/2 Millionen EW und mehr) mit 15 Prozent erwartungsgemäß deutlich höher liegt.

Forsa hat im Auftrag der Checkout Charlie GmbH vom 30. Juli bis zum 2. August 2020 eine Umfrage unter 1.628 Befragten zwischen 14 und 60 Jahren durchgeführt, davon 1.301, die in den letzten 6 Monaten zumindest selten Fahrrad gefahren sind.