Der Weg zum höchsten Gipfel in Griechenland, dem Olymp, lässt sich sicherlich einfacher bewältigen. Hier ist die Geschichte einer außergewöhnlichen Wanderung vom Meer bis zum Gipfel. Die bisherige Wanderroute sind hier und hier beschrieben. Doch weiter geht’s.
Nun sind deutsche Wörter im Norden Griechenlands nicht ungewöhnlich. In der Vergangenheit waren viele Griechen als „Gastarbeiter“ in Deutschland tätig. Vielfach wurde der Nachwuchs dann in Deutschland geboren und kommt zum „Heimaturlaub“ zurück. Doch dieser Rufer im Wald kommt mit seinem Kumpel direkt aus Deutschland. Ohne Umwege über Vater, Mutter, Oma, Opa, ohne Heimaturlaub. Und der zweite Tag sollte sie nun direkt auf Griechenlands höchsten Berg führen. Doch der Weg ist schwer.
Der Wunsch nach den Leki-Stöcken ist nicht verwunderlich. Ist der „Traveller“ mit seinen Maßen ideal zum Reisen. Individuell einstellbar, leicht und passt genau an die Seite des Deuter-Rucksacks. Was will der Wanderer mehr?
Hütte in Sicht
Nun wäre es unfair, die Rufe des geplagten Wanderers zu ignorieren. Doch jetzt die Vorteile des Leki zu zelebrieren, auch nicht gerecht. Also gibt’s Tipps für´s Fortkommen. Gesagt, getan, nahm das geplagte Wanderlein einen der umher liegenden Stöcke in die Hand und stiefelte Richtung Berg. Doch bevor er sich auf dem Weg machte, wurde er noch wegen seiner minimalistischen Ausrüstung von einem griechischen Wanderexperten gelobt. Aber für beide kommt das dicke Ende in einer späteren Geschichte.
Mitleidig betrachtete der Grieche den Autor dieser Geschichte. So ein großer Rucksack? Das ist doch viel zu schwer? Wer weiß, was noch kommt? Wir Deutschen wollen ja immer perfekt sein. Da wird auch beim Wandern redundant gehandelt. Wenn eine Jacke nicht reicht, wird die nächste aus dem Rucksack gezaubert. Zwar ist dann eine größere Version und mehr Gewicht notwendig. Doch die Erfahrung aus vielen Wanderungen im Sommer und Winter hat gelehrt, was nützlich ist. Auch wenn am Ende ein Teil zu viel dabei sein sollte.
Nach knapp drei Stunden wird Spilios Agapitos erreicht. Der Rest der Wandertruppe trifft kurze Zeit später ein. Beim Abendessen draußen vor der Tür werden noch einige Erfahrungen ausgetauscht und das Ziel sowie die Planung für den nächsten Tag durchgegangen.
Diese Hütte auf 2.200 Meter Höhe bietet Platz für 120 Wanderer. Zur aktuellen Corona-Zeit ist die Hütte nicht voll belegt. Doch der Autor möchte nicht Corona-Viren über Nacht in einem der Schlafräume aufsammeln. Also wird der Hilleberg Biwak-Sack draußen vor der Tür ausgebreitet, mit Iso-Matte und Schlafsack bestückt und schon relativ früh die Nachtruhe eingeläutet. Noch ein weiteres Zelt steht unter dem Sternenhimmel und leistet Gesellschaft. Einige Unentwegte mögen trotz Dunkelheit nicht ihr Schlafquartier aufsuchen und tauschen unentwegt die Tageserlebnisse auch. Doch das ändert sich bald als der erste starke Wind aufkommt und Regen die Gespräche stoppt. Aus dem Wind wird später ein Sturm und aus dem leichten Regen ein Starkregen. Doch das tut der Gemütlichkeit keinen Abbruch. Im Schlafsack ist es weiterhin kuschelig warm, so dass unser Wanderer ins Reich der Träume verschwindet.
Dem Gipfel nah
Zwar hat sich das Wetter am nächsten Morgen nicht grundlegend geändert. Doch 7°C, kein Regen, wenig Wind sind eine gute Basis für den Weg zum Gipfel. Doch welcher soll es denn werden? Das wird später entschieden. Zuerst wird die Tagesbasis durch ein Frühstück gelegt. Auch das ist für eine Berghütte und Griechenland völlig ausreichend.
Ohne große Hast geht es danach auf den Berg. Rund 800 Höhenmeter sind zu bewältigen. Die führen zuerst durch einen kargen Baumbestand zum Teil serpentinenartig auf den nächsten Bergrücken. Der Weg ist gut ausgetreten und kann nicht verfehlt werden. Zwar ist dieser Teil der Strecke keine große Herausforderung. Doch für die Familie mit zwei kleinen Kindern, die nach einer halben Stunde überholt werden, scheint der Weg bald zu Ende zu sein. An Papas Hand, mit dem Kuscheltier unterm Arm, in Röckchen, lustiger Strumpfhose und blinkenden Schuhe, scheint die junge Dame schon völlig überfordert zu sein. Dazu frischt der Wind kräftig auf und die Temperaturen sinken. Jetzt gilt es sich für den Rest des Weges mit wetterfester Kleidung auszustatten. Endlich kann die Paramo Jacke zum Einsatz kommen. Jedes Teil für sich von Paramo Ostro Windproof und dem Fleece ist zwar einzeln im täglichem Gebrauch fast schon zu warm. Doch hier auf 2.500 Meter Höhe bei starkem Wind und geringen Temperaturen ideal. So geht es gut geschützt weiter.
Die letzte Stunde geht es stur über Geröllfelder dem Gipfel entgegen. Dieser ist dann auch nach zwei Stunden Wanderung erreicht. Skala ist sein Name. Direkt gegenüber grüßt der Mytikas; die höchste Erhebung der Olymp-Kette. Dem Blick auf der Uhr folgt der Blick auf eine mögliche Route zum Mytikas. Machbar? Ja, machbar. Jedenfalls die Route. Trotz Wind und niedrigen Temperaturen. Doch die Uhr sagt etwas anderes. Wenn heute noch der Weg zurück erfolgen soll, wird es sehr knapp. Denn spätestens um 19 Uhr ist es dunkel. Schon jetzt bleibt wenig Zeit für Erholungspausen. Es folgt eine Reinhold Messner Entscheidung: Sicherheit geht vor. Ein Gipfel des Olymp ist erreicht. Das reicht. Berge sollen andere sammeln.
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