Trendsport

Skitouren sind keine neue Sportart. Dieser Sport gehört zu den ersten Entwicklungen im Skilaufen schlechthin. Doch die Erleichterungen im Skisport ließen diesen Sport eher in der Versenkung verschwinden. Denn Skipräparation durch Pistenraupen, Aufsteighilfen a lá Liftanlagen, gespurte Skilanglaufloipen verdrängten die Skiwanderer von ihren Spuren. Doch seit einigen Jahren ist Tourengehen wieder angesagt. Sicherlich hat das auch etwas mit der Abkehr vom industrialisierten Skisport zu tun. So zeigen einige Studien auf, dass Skitourengehen jährlich zwischen 6 und 10 Prozent wächst. Das fällt auch den Skihersteller auf und verstärkt bei ihnen die Nachfrage nach spezieller Ausrüstung wie Ski, Bekleidung und Sicherheitsausrüstung.

Doch die Potenziale scheinen noch lange nicht ausgeschöpft – darüber sind sich Händler und Hersteller einig. So wurde etwa das Pistentourengehen als kurzer Hype abgetan. Doch ähnlich wie das Bouldern in der Halle für den Klettersport, ist das Skitouren auf der Piste ein niederschwelliger Einstieg in die Sportdisziplin.

Potenzial „Pistentouring“

Ob das von den Skigebieten gern gesehen wird, kann aus diesen Studien noch nicht abgelesen werden. Jedenfalls hat das Bozener Unternehmen Dynafit dies schon vor einigen Jahren erkannt. Dazu Benedikt Böhm, bekannter und bekennender Skitourengeher und General Manager des unternehmens: „Wir sehen vor allem beim Pistentouring eine positive Entwicklung sowie eine zunehmende Nachfrage bei unseren Handelspartnern, da Touren im Skigebiet natürlich auch bei schlechter Schneelage möglich sind.“

Dynafit setzt bei den Liftbetreibern und Skigebietseigentümern auf ein Miteinander, anstatt auf Verbote und sucht die Kommunikation: „Wir unterstützen, dass Pistenbetreiber mehr und mehr nach Lösungen für die Kanalisierung von Tourengehern und Alpin-Skifahrern suchen.“ Seit November 2019 ist Dynafit Partner eines neuen Konzepts für Pistengeher der Skilifte St. Johann Tirol und arbeitet in diesem Zusammenhang mit Intersport Patrick zusammen. Und auch der Dynafit Skitourenpark am Pitztaler Gletscher erfreut sich großer Beliebtheit.

Aus der Nische

Noch vor zehn Jahren wurden Skitouren verbunden mit besonders „harten Hunden“, die sich einem Risiko aussetzten und sich dabei noch eine Liftkarte gespart haben. Doch das Bild hat sich gewandelt. Outdoor, und damit auch das Tourengehen, sind der Lifestyle einer ganzen Generation. Gerade Frauen finden immer mehr Gefallen an der Natursportart.

So konnte aus einer Studie bereits erkannt werden, dass beim Pistentouring bereits Ausgeglichenheit besteht, was die Geschlechter betrifft. Beim klassischen Skitourensport im freien Gelände überwiegen derzeit noch die Männer im Verhältnis 70 zu 30, aber auch hier starten die Tourenladies immer mehr durch. Inzwischen bieten immer mehr Gebiete speziell auf Frauen zugeschnittene Camps und Touren-Trainings an.

Familien- (Ski-)Tour

Schon wird von Sporthändlern aus Tirol ein klarer Trend hin zum Tourengehen als Familienaktivität ausgemacht. Auch hier ist das Pistentouring die erste Wahl: Rauf geht es am Pistenrand und damit im präparierten Skigelände, runter auf der Piste. Das Gefühl und der Stolz, einen Berggipfel mit den Ski ohne Liftunterstützung geschafft zu haben, wirkt nachhaltig beim Nachwuchs.

Anreiz bieten Händler dafür einheimischen Kids ein kostenloses Set-Up zum Ausprobieren für einen Tag an. Die Eltern kommen mit ihren Kids zum Abholen der Leihausrüstung. Eine Kundenbindungsmaßnahme, die generationsübergreifend wirkt.

Urban Outdoor

Der Megatrend Urban Outdoor ist ebenfalls beim Tourengehen angekommen. Skibekleidungshersteller wie Spyder bringen die Piste in die Fußgängerzone. Auch die österreichische Traditionsmarke Löffler, wie unser Foto zeigt, vermischt die Megatrends und bringt für kommende Saison ihre erste Skitourenkollektion auf den Markt.